Als Ausländer merkt man spätestens nach einigen Wochen in Schweden, dass
einem etwas fehlt, nämlich eine personnummer. Das Wort bedeutet genau
das, was man leicht errät, und bezeichnet die Identifikationsnummer, die
der schwedische Staat an seine Einwohner vergibt. Sie fungiert
gleichzeitig als Ausweis-, Steuer-, Einwohnermelde- und
Krankenversicherungsnummer und wird noch bei einer Vielzahl anderer
Zwecke benötigt.
Die Nummer besteht aus dem sechsstelligen Geburtsdatum und vier weiteren
Ziffern, die meist durch einen Bindestrich von den ersten sechs
abgetrennt werden: JJMMTT-XXXX. Schweden bekommen ihre personnummer
seit 1947 bei ihrer Geburt und bis 1990 konnte man anhand der ersten
beiden Extraziffern sehen, in welchem
län eine Person geboren war.
Heute sind die ersten drei Stellen nach dem Bindestrich eine laufende
Nummer.
Die letzte Stelle ist eine Kontrollziffer, die sich aus allen vorherigen
nach dem
Luhn-Algorithmus
berechnet. Dazu multipliziert man zuerst alle Ziffern der personnummer
abwechselnd mit Zwei und Eins und summiert die Ergebnisse auf, wobei aus
eventuellen zweistelligen Multiplikationsergebnissen zuerst die
Quersumme gebildet wird. Das Ergebnis der Summe zieht man zuletzt von
der nächsthöheren Zehnerzahl ab, um die endgültige Kontrollziffer zu
bekommen. Ein Beispiel: Um zur Nummer 780323-114X das letzte X zu
füllen, rechnet man (2*7 → 14 → 5) + (1*8) + 0 + (1*3) + (2*2) +
(1*3) + (2*1) + (1*1) + (2*4) = 34 und weil 40 – 34 = 6, ist die
Kontrollziffer die Sechs.
Wenn man als EU-Bürger dem Einwanderungsamt (_migrationsverket_)
glaubwürdig versichert, dass man länger als ein Jahr in Schweden leben
wird, bekommt man über das Steueramt (_skatteverket_) gleich eine
richtige personnummer, anstatt einer temporären, die einem etwas
anderen Schema folgt. Diese Nummer ist erstaunlich wichtig im Alltag und
man tut gut daran, sie schnell auswendig zu lernen.
Man könnte als Außenstehender daran zu Recht kritisieren, dass es dem
Staat mit dieser Nummer recht leicht gemacht wird, seine Bürger zu
überwachen oder dass der Einzelne sogar zu einer Nummer erniedrigt wird.
Vielleicht äußert sich darin, dass kein Schwede die personnummer
seltsam findet, ein etwas weitergehendes Vertrauen in den Staat als
beispielsweise in Deutschland, wo sogar ich mich noch vage an die
Volkszählungsdebatte
erinnere. Datenschutz gibt es natürlich trotzdem in Schweden und ein
weiteres Plus des schwedischen Staates, das die mögliche Überwachung
zumindest teilweise aufwiegt, ist seine Transparenz. Durch das
Öffentlichkeitsprinzip
kann jeder bis auf wenige Ausnahmen dem Staat auf die Finger schauen und
Einblick in Unterlagen erhalten.
Nachtrag: Für über Hundertjährige wird der Bindestrich eigentlich
durch ein Plus-Zeichen ersetzt, um dem unwahrscheinlichen Fall einer
Zweideutigkeit vorzubeugen. Das Trennzeichen wird aber oft weggelassen
und so kam es wohl auch zu dieser
Geschichte,
in der eine 104-jährige Frau in die Vorschule gerufen wurde.
Nachtrag, 24.02.07: An der vorletzten Stelle kann man außerdem das
Geschlecht der jeweiligen Person ablesen: Frauen haben gerade Zahlen,
Männer ungerade.