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Wort der Woche: Gasque

Tisch bei einer
Gasque

Eine gasque (auch gask) ist ein studentisches Fest mit mehrgängigem Abendessen. Um den Hintergrund der Studentorganisationen zu verstehen und damit ich einige Begriffe nicht neu erklären muss, empfiehlt es sich, den älteren Artikel über Studentnationen gelesen zu haben. Wie schon in diesem, bezieht sich alles weitere vornehmlich auf Uppsala und ist zudem exemplarisch. In den wenigen anderen Studentenstädten kann es ähnlich sein, muss es aber nicht.

Vorab sei gesagt, dass Gasques nichts für traditionsscheue Gemüter sind. Wenn es einem aber nicht zu viel ausmacht, einen Anzug anzuziehen und vor dem Trinken zu singen, können Gasques sehr lustig sein, vor allem weil unter der bewussten traditionellen Fassade meist ein lockeres Fest gefeiert wird.

Gelegenheiten für Gasques gibt es viele und kleinere Nationen feiern oft gemeinsam, um die Festsäle in ihren Häusern zu füllen. Ein paar Beispiele für Gasques, die regelmäßig in Uppsala stattfinden, dann nicht selten in meheren Nationen gleichzeitig:

  • Nyårsgasque – zu Silvester.
  • Vårbalen – der Frühlingsball.
  • Gåsmiddagen – großes Gänseessen mit Blutsuppe als Vorspeise.
  • Luccegasque – zu Lucia.
  • Reccegasque – für die Erstsemester.

  • Doktorandgasque – auch verschiedene studentische Untergruppen veranstalten Gasques, seien es die Doktoranden, Schwule und Lesben oder wer auch immer.

    Wenn man sich entschlossen hat, zu einer Gasque zu gehen, muss man sich mehrere Wochen vorher bei der jeweiligen Nation anmelden und das Eintrittsgeld bezahlen. Das liegt meist bei wenigen hundert Kronen und deckt nicht viel mehr als die Kosten für Essen und die mit geringen Löhnen als Personal arbeitenden Mitstudenten. Eine wichtige Information, die man spätestens bei der Anmeldung haben sollte, ist das klädsel, also die Kleidervorschrift.

  • kavaj – Jackett. Das ist die formloseste der Alternativen. Jeans sind OK und Krawatte freiwillig. Frauen können da anziehen, was sie wollen. Kommt zum Beispiel bei Reccegasques zur Anwendung, um die neuen Studenten nicht gleich abzuschrecken.

  • kostym – Anzug. Hier kommt für Männer Kravatte, Anzughose und je nach Geschmack auch Weste zum Jackett hinzu. Für Frauen ist ein Abendkleid angemessen, aber wer in Hose oder Rock und Bluse kommt, findet trotzdem Einlass.
  • *frack, högtidsdräckt* – Bei seltenen Gelegenheiten wie dem Frühlingsball ist Frack und Fliege angesagt. Frauen kommen dementsprechend im Ballkleid. Alternativ gelten auch traditionelle Gewänder der jeweiligen Herkunftsregion und Militäruniformen als “Hochzeitskleidung” in der wörtlichen Bedeutung.

    Etwa zwei Stunden vor Beginn trifft man sich nicht selten bei Freunden, die auch zur Gasque gehen, zum *förfest*, dem Vorfest. Dort trinkt man gemütlich einen Drink und stimmt sich auf den Abend ein. Zur angegebenen Zeit, üblicherweise zwischen sechs und sieben Uhr, geht man dann gemeinsam ins Nationshaus, wo in der Lobby der Willkommenstrunk wartet. Dort mischt man sich unters Volk und wirft einen Blick auf die Tafel mit der Sitzordnung, damit man seinen Platz leichter findet, wenn der Festsaal geöffnet wird. Eben dies wird akustisch mit einem Läuten oder Klopfen kundgetan und daraufhin sucht man seinen Platz und stellt sich hinter seinen Stuhl. Erst wenn der erste Kurator am “Ehrentisch” Platz nimmt, setzen sich alle gleichzeitig. Wenn man sich mit Partner angemeldet hat, wird man feststellen, dass der Mann immer links von der Frau sitzt und sich so eine alternierende Ordnung ergibt. Idealerweise ist die Ordnung auf der gegenüberliegenden Tischseite um eins versetzt, so dass jeder zu beiden Seiten und als Gegenüber eine Person des anderen Geschlechts hat. Da aber bei weitem nicht jeder mit Partner kommt, Partner nicht notwendigerweise verschiedene Geschlechter haben und noch auf mehr Dinge bei der Platzierung geachtet werden muss, lässt sich das nie komplett verwirklichen. Den Tisch vor sich findet man fertig gedeckt und mit der Vorspeise auf dem obersten Teller. Man gießt sich das bereitgestellte Bier in das dafür vorgesehene Glas und fängt zu essen an, wiederum nachdem man auf den ersten Kurator gewartet hat. Unterdessen geht das Personal mit den bekanntesten Sorten Aquavit (*snaps*) durch die Reihen und schenkt jedem seinen bevorzugten ein. Oft ist das nicht im Preis inbegriffen und man hat zuvor am Eingang Tickets gekauft, die man jetzt los wird. Bald darauf wird der *Toastmaster* das erste mal um Aufmerksamkeit bitten und alle ermahnen, dass man es mit ihm absprechen soll, falls jemand eine Rede halten will oder ähnliches. Auch wird erklärt, wie man in der jeweiligen Nation den Snaps trinkt. In “[meiner](http://www.upplandsnation.se/)” werden die recht großen Schnapsgläser bei jedem Lied zu einem Drittel geleert. Der Toastmaster ist also für die Zeitplanung des Abends zuständig und kündigt die einzelnen Redner und Events kurz an. Dann geht das Wort auch schon zur zweitwichtigsten Person, dem *sånganförare*, der die zahlreichen Lieder während des Abends anstimmt. Die Liedtexte kennt man entweder oder liest sie aus dem nationseigenen Büchlein ab, das eigens dafür herausgegeben wird. Da das Personal noch während der Vorspeise ein zweites Mal mit den Akvavitflaschen kommt und zu jedem Glas drei Lieder gesungen werden, kommen die ersten sechs Lieder zügig nacheinander im Abstand von wenigen bis zehn Minuten. Am Ende und manchmal auch in der Mitte jeden Liedes wird angestoßen. Aber bitte nicht irgendwie. Man hebt sein Glas und blickt zuerst seinem jeweiligen Partner zu, also Frauen nach links, Männer nach rechts. Dann demjenigen auf der anderen Seite, dann seinem Gegenüber. Dann trinkt man und blickt alle drei noch einmal in umgekehrter Reihenfolge an, bevor man sein Glas wieder abstellt. Man endet also wieder mit seinem Partner. Welche Lieder gesungen werden, variiert stark von Nation zu Nation. Klassiker von Bellman kommen ebenso vor wie neuere Verballhornungen klassischer Trinklieder. Zugute halten kann man den Nationen, dass sie Lieder, die einem gleichberechtigten Frauenbild zuwider laufen, aus den Liederbüchlein entfernt haben. Auch sonst findet man trotz der traditionellen Aufmachen wenig Kritikwürdiges. Zu bestimmten Liedern haben sich eigene kleine Rituale gebildet, die von wirklich witzig bis albern reichen und bei denen ein nicht Eingeweihter durchaus einmal in ein Fettnäpfchen treten kann. Nachdem man seine Schnäpse und das Bier geleert, die Vorspeise aufgegessen und vielleicht schon die erste Rede über sich hat ergehen lassen, wird abgeräumt und der Wein zum Hauptgang ausgeschenkt. Konsequenterweise geht man dann auch von Schnaps- zu Weinliedern über. Mit diesen, weiteren Reden und musikalischer Unterhaltung nimmt man sein Essen zu sich. Es empfiehlt sich, schnell zu essen, damit kein Redner dafür sorgt, dass man seinem Essen beim Kaltwerden zuschauen muss. Jedem Redner oder Auftritt danken die Gäste mit einem gesungenen Zweizeiler, den der- oder diejenigen mit einer Standardzeile beantworten oder – wenn sie sich vorbereitet haben – mit einer individuellen Abwandlung derselben. Vor dem Dessert gibt es üblicherweise eine Pause, die vom Personal zum Abräumen und von den Gästen zum Beine vertreten oder Rauchen verwendet wird. Denn natürlich ist auch in den Nationshäusern generelles Rauchverbot. Zum Nachtisch und Kaffee hat man eine weitere Gelegenheit, eines seiner Schnaps-Tickets loszuwerden. Meist stehen Punsch, Cognac und Bailey’s zur Auswahl. Gegen elf Uhr, wenn die letzte Rede geschwungen, allen Beteiligten gedankt, der Teller geleert und der nachgeschenkte Wein fast ausgetrunken ist, wird das letzte gemeinsame Lied des Abends angestimmt. Das ist immer [*O Gamla Klang*](http://www.dsek.lth.se/arkiv/sanger/index.php?song=287), eine Abwandlung des deutschen Burschenschaftsliedes [*O alte Burschenherrlichkeit*](http://www.absolvia.de/wuerzburg/lohalte.htm). Zur letzten Strophe stellen sich alle auf ihre Stühle und schwenken ihre Serviette über dem Kopf. Danach setzt man sich nicht wieder, sondern verlässt den Festsaal in Richtung Bar. Der förmliche Teil des Festes ist damit vorbei. Der Saal wird dann üblicherweise leergeräumt und zur Tanzfäche umgewandelt. Die *släpp* beginnt, die Party für den Rest des Abends. Dazu werden auch die Türen für weitere Gäste geöffnet, die nicht beim Essen dabei waren. Das kostet immer noch etwas Eintritt und die Kleidervorschrift wird allenfalls etwas abgeschwächt. Die, die den ganzen Abend dabei waren, haben aber verständlicherweise einen Vorsprung, was den Alkoholgenuss angeht. Wie man den Rest des Abends gestaltet, bis man um drei oder vier Uhr gebeten wird zu gehen, bleibt einem selbst überlassen. Eine Errungenschaft, die die Schweden ihrem Alkoholgesetz verdanken, ist, dass es immer etwas zu essen geben muss, wenn Alkohol ausgeschenkt wird. Das bedeutet, dass irgendwann gegen ein Uhr noch einmal etwas Einfaches aufgetischt wird, zum Beispiel Hot Dogs, und man sich bedienen kann. Der Nachhauseweg findet dann zu Fuß oder mit dem Taxi statt. Wenn man also spät nachts in Uppsala ungewöhnlich viele junge Menschen in Anzügen in Richtung der Studentensiedlungen torkeln sieht, weiß man: heute war Gasque. Zum Abschluss noch der Text des wohl bekanntesten schwedischen Trinkliedes, *Helan Går*. Der Inhalt sagt nicht viel mehr als dass man auch wirklich ganz austrinken soll. > Helan går, > sjung hopp fadarallan lallan lej. > Helan går, > sjung hopp fadarallan lej. > Och den som inte helan tar > han heller inte halvan får. > Helan går! [TRINKEN!] > Sjung hopp fadarallan lej. Für die vielen Austauschstudenten hat ein Spaßvogel eine Version aus englischen Worten zusammengestellt. Wenn man es singt, klingt es wie das schwedische Original, der Text ist jedoch Unsinn: > Hell and gore, > Shun hop father Allan lallan lay. > Hell and gore, > Shun hop father Allan lay. > And then some in the hell and tar > and hell are in the half and four. > Hell and gore, [DRINK!] > Shun hop father Allan lay.
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Wort der Woche: Dopparedan

Es ist Weihnachten. Man feiert auch in Schweden am Abend des vierundzwanzigsten, meist in familiärem Rahmen. Das schwedische Wort für Weihnachten, jul, stammt noch aus vorchristlicher Zeit, als auch schon gefeiert wurde, dass die Tage jetzt wieder länger werden. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist vergessen.

Ich

Wie bei vielen Feiertagen wird der Abend vor dem eigentlichen Feiertag mit -afton bezeichnet. Heute ist also julafton, morgen ist juldagen, der Weihnachtstag. Das Schwein, das in der bäuerlichen Gesellschaft traditionell zum Fest geschlachtet wurde, stand für einen Großteil des Essens. Der Schinken wurde über Nacht gekocht und der fettige Sud war zu nahrhaft und geschmackvoll, als dass er weggeworfen wurde.

Deshalb tauchte man am Morgen des Julafton sein Brot in eben diesen und aß es. Doppa bedeutet “eintauchen” im Schwedischen und so wird der Julafton auch dopparedan genannt, wobei dan die verschlissene Form von dagen ist. Damit verknüpft ist das Herunterrechnen bis zu diesem Tag: ..., dan före dan före dopparedan, dan före dopparedan, dopparedan.

Das Essen ist zweifelsohne das Wichtigste an Weihnachten in Schweden. Im Prinzip landen die unterschiedlichen Teile des Schweins auf dem Tisch und Vegetarier dürften es an Weihnachten schwerer haben als sonst. Man isst also nicht ein Gericht, sondern auch in kleinerem Kreis wird ein Buffet, der sogenannte julbord, aufbereitet. Die Vorbereitungen dafür erstrecken sich nicht selten auf die Tage davor, je nachdem wie viel man selbst macht.

Eine Auswahl an Leckereien, die man auf einem Julbord finden kann:

  • gravad lax – gepökelter Lachs, mit der zugehörigen Soße
  • inlagd sill – eingelegter Hering, verschiedene Sorten
  • köttbullar – die kleinen Hackfleischbällchen
  • sylta – Sülze, fast presskopfartig
  • julskinka – großer gekochter und gegrillter Weihnachtsschinken, dazu Senf und Apfelmus
  • revbenspjäll – gebratene Rippchen
  • Janssons frestelse – Janssons Versuchung, Kartoffelauflauf mit Zwiebeln und Sardellen
  • Wurst in verschiedenen Varianten
  • Kartoffeln, Brot, Käse… Eine lustige Tradition, die in Schweden zu Weihnachten gehört, ist das Reimen. Zum Beispiel sind heute alle Überschriften im Kulturteil von *Dagens Nyheter* in Reimform. Es ist üblich, dass zu jedem Geschenk ein Reim gedichtet wird, der den dahinterstehenden Gedanken verdeutlichen oder einen Tipp geben soll, was sich in der Verpackung befindet. Da ich eben dies noch nicht getan habe, belasse ich es hiermit und wünsche allen Lesern frohe Weihnachten. **God Jul!** *Fiket* wird zwischen den Jahren nicht brachliegen, aber vielleicht etwas ruhiger…
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Wort der Woche: Noll-Åtta

Noll-Åtta sind die Zahlen 0 und 8. Die Verbindung dieser beiden Zahlen hat in Schweden insofern eine besondere Bedeutung, als dass sie die Telefonvorwahl von Stockholm ausmachen.

Und da der Rest des Landes die Hauptstädter oft mit ironischer Geringschätzung versieht, werden Stockholmer leicht abfällig Noll-Åttor genannt.

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Wort der Woche: Faluröd

Rotes Holzhaus

Die roten Holzhäuser mit weißen Kanten sind typisch für Schweden – zumindest auf dem Land. Warum eigentlich? Und warum wird die rote Farbe Falu rödfärg^1^, oder kurz Faluröd, genannt?

Die Antworten sind ebenso profan wie interessant. In der Stadt Falun, etwa 300 km nordwestlich von Stockholm im Inland gelegen, gibt es eine Kupfermine mit über tausendjähriger Tradition. Ab dem 16. Jahrhundert erkannte man, dass eines der Abfallprodukte nicht nur eine kräftige dunkelrote Farbe hat, sondern auch konservierend auf Holz wirkt. Ein wichtiger Vorteil ist dabei die Durchlässigkeit für Feuchtigkeit, denn so wird Fäule und Schimmel vermieden.

Im 17. Jahrhundert wurde es populär, die städtischen Häuser der Reichen mit der roten Farbe aus Falun anzumalen, auch mit dem Gedanken, die Backsteinhäuser des reicheren Kontinentaleuropas zu imitieren. Ein weiteres Jahrhundert später erfreute sich die Farbe allgemeiner Beliebtheit, die zwar heutzutage in Städten gebrochen ist, aber auf dem Land ungehindert fortbesteht.

^1^röd=rot; färg=Farbe

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Wort der Woche: Rondellhund

Rondell bezeichnet im Schwedischen einen Kreisverkehr und ein hund ist, nun ja, ein Hund eben. Gibt es in Schweden Hunde im Kreisverkehr? Ja, in der Tat, aber der Reihe nach.

Alles fing damit an, dass die Künstlerin Stina Opitz im Auftrag der Stadt Linköping eine Skulptur in der Mitte eines dortigen Verkehrskreisels aufstellte. Ein Teil dieser Skulptur war ein Hund aus Beton. Der fand leider nicht das Wohlwollen aller Bürger und wurde im Frühherbst Opfer von Vandalismus, wobei er seinen Kopf einbüßte. Der Hund wurde abgebaut und die Künstlerin erhielt den Auftrag, eine stabilere Version aus Metall herzustellen.

Ein Rondellhund, Bildquelle:
http://sv.wikipedia.org/wiki/Bild:Rondellhund3.JPG In der Zwischenzeit jedoch bastelte jemand aus Sperrholz einen Hund, malte ihn bunt an und stellte ihn auf die verwaiste Stelle, angeblich als Protest dagegen, dass Künstler teuer für etwas bezahlt werden, das offensichtlich jeder kann. Die Lokalpresse berichtete und Nachahmer fanden sich schnell. Deshalb tauchten Hunde in verschiedensten Variationen, Farben oder Gruppen bald nicht nur in den Kreiseln von Linköping auf, sondern in ganz Östergötland.

Zu Anfang argumentierte man noch, dass die Hunde die Sicht im Kreisverkehr behindern und vom Verkehrsgeschehen ablenken würden, und sammelte viele der Hunde ein. Doch die überwiegend positiven Reaktionen der Menschen auf die Laienkunstwerke haben sicherlich dazu beigetragen, dass sie mittlerweile stehengelassen werden und auch schwedenweit erlaubt (S) sind.

Und ihre Verbreitung wächst weiterhin rapide, wozu die landesweite Presse (S,E) sicherlich viel beiträgt. Rondellhunde gibt es inzwischen von Malmö bis in den hohen Norden und natürlich im Internet (S). Auch hier in Uppsala vermehren (S) sie sich seit wenigen Wochen.

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Wort der Woche: Licentiat

Das licentiatexamen (dt. Lizenziat) ist ein akademischer Abschluss, der zwar eigentlich vor langer Zeit in Schweden abgeschafft wurde, aber jetzt wieder von Doktoranden bestimmter Fächer verlangt wird. Man legt dieses Examen dann etwa zur Halbzeit seiner vier Jahre als Doktorand ab.

So auch ich. Das bedeutet, dass ich Anfang kommender Woche eine kleine Abhandlung einreichen muss, über die ich dann in drei Wochen einen Vortrag halte und von einem externen Gutachter Fragen gestellt bekomme. Deshalb ist es momentan etwas ruhiger auf Fiket und das heutige Wort der Woche ziemlich kurz. ;-)

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Wort der Woche: Studentnation

Seltsam, dass ich noch nie ausführlicher über die Nationen hier in Uppsala geschrieben habe. Erwähnt wurden sie jedoch schon gelegentlich. Mit studentnation oder einfach nur nation meint man Studentenverbindungen, wie sie in an den Universitäten Lund und Uppsala im 17. Jahrhundert entstanden und noch heute fortbestehen. Alles Folgende bezieht sich vorwiegend auf die Situation in Uppsala.

Im Gegensatz zu den Verbindungen in Deutschland hat sich in den Nationen keine fragwürdige politische Richtung herausgebildet, was wohl daran liegt, dass alle Studenten Mitglied in einer der 13 Nationen sein müssen (siehe Liste am Ende des Artikels). Die Mitgliedschaft kostet etwa 40 Euro pro Semester und kann insofern mit den Studentenwerksgebühren in Deutschland verglichen werden, als dass die Nationen ähnliche Aufgaben übernehmen und Dienstleistungen für Studenten anbieten. Darunter befinden sich

  • Kneipen und Restaurants
  • Wohnungen für die Mitglieder
  • Stipendien
  • Bibliotheken
  • Zeitungen
  • Sport
  • traditionelle Feste (gasques)
  • Clubs mit unterschiedlichen Musikrichtungen und Konzerte

  • kulturelle Aktivitäten wie Chöre, Orchester, Theatergruppen…

    Die Nationen werden von Studenten selbst verwaltet und bauen stark auf freiwilliges Engagement. Für einige Posten mit mehr Arbeit und Verantwortung nehmen Studenten sogar ein Semester oder ein Jahr Auszeit vom Studium und werden dann auch auf Niveau des normalen Studentenlohns bezahlt. Hier sind vor allem die Kuratoren zu nennen:

  • Der erste Kurator (förste kurator, abgekürzt “1Q”) ist der Chef und vorderster Repräsentant der jeweiligen Nation.

  • Der zweite Kurator (andre kurator, 2Q) kümmert sich um die Finanzen.

  • Der dritte (tredje kurator, 3Q) koordiniert die verschieden täglichen und Festaktivitäten.

    Die Kuratoren und zahlreichen anderen Posten werden von den Mitgliedern (landsmän) auf Versammlungen (landskap) gewählt, die mehrmals jährlich stattfinden. Nicht wenige schwedische Prominente waren Kurator während ihrer Studentenzeit, zum Beispiel war Dag Hammarskjöld 1Q von Uplands Nation. Jede Nation hat außerdem eine kleine Anzahl Inspektoren, oft Professoren und langjährige Mitglieder, die den Studenten mit Rat und Tat zur Seite stehen.

    Die Nationen sind nach den klassischen schwedischen Regionen (landskap) benannt und geordnet, wobei es im Laufe der Zeit allerlei Zusammenschlüsse und Neugruppierungen gab. Die Mitgliederzahl und damit auch die Vielfalt der Aktivitäten variiert von Nation zu Nation. Norrlands Nation ist die größte und Gotlands die kleinste. Jede Nation besitzt ein Haus im Stadtkern von Uppsala, in dem alle Aktivitäten stattfinden und in dem auch das Herz jeder Nation liegt: der Pub.

    Die Pubs sind mehr als nur Kneipe, denn es wird auch Essen serviert und sie dienen als sozialer Sammelpunkt. Wegen des eher symbolischen Lohns der freiwillig arbeitenden Studenten und dank einiger Steuerprivilegien sind alkoholische Getränke unschlagbar billig – 2-3 Euro für ein Bier anstatt der 5-6 Euro außerhalb der Nationen. Das ist der offensichtliche Grund, warum Studenten kaum abseits der Nationen ausgehen, und führt wiederum dazu, dass die Nationen bei Restaurant- und Barbetreibern recht unbeliebt sind und dass das Nachtleben in Uppsala außerhalb der Nationen einiges zu wünschen übrig lässt.

    Wegen der Abgeschlossenheit der Nationen kann man fast von einer Zweiklassengesellschaft sprechen, Studenten und Nichtstudenten, denen der Zugang zu den Nationen verwehrt ist. Als Student spielt es jedoch keine große Rolle, in welcher Nation man Mitglied ist, denn alle haben Zutritt zu allen anderen Nationshäusern. Es ist jedoch nicht unüblich, dass man bei der eigenen Nation kein Eintrittsgeld für gewisse Dinge bezahlt.

    Schweden wählen oft die Nation der Region, aus der sie ursprünglich kommen, aber nur wenige Nationen verlangen, dass man eine Verbindung zum entsprechenden Landesteil vorweisen kann, um Mitglied zu werden. Austauschstudenten habe freie Wahl und nutzen die angebotenen Möglichkeiten gern, auch um mit Schweden in Kontakt zu kommen anstatt nur mit anderen Austauschstudenten.

    Der soziale Aspekt ist ohne Zweifel der Hauptanziehungspunkt der Nationen. Es sind Plätze, an denen man sich trifft und gemeinsam etwas auf die Beine stellt. Durch das breite Angebot gibt es für die meisten eine passende Möglichkeit, sich zu engagieren – sei es bei einem Fest, kulturell oder beim kostenloses Weihnachtsessen für die Armen und Einsamen der Stadt.

    Eine Liste der Nationen in Uppsala:

  • Gotlands, die kleinste Nation.

  • Gästrike-Hälsinge, meist abgekürzt: GH.
  • Göteborgs
  • Kalmar
  • Norrlands, die mitgliederstärkste Nation.
  • Smålands
  • Stockholms
  • Södermanlands-Nerikes, genannt SNerikes
  • Uplands, Uppsala mit Umland, meine Wahl.
  • Värmlands
  • Västgöta, gesprochen “vächöta” mit ch wie in Fluch.
  • Västmanlands-Dala, V-Dala genannt.
  • Östgöta, gesprochen “öchöta”, siehe Västgöta.

  • Skånelands Nation nimmt ohne eigenes Haus, Aktivitäten und Mitgliedsgebühr eine Ausnahmerolle ein und bietet für diejenigen, die die Nationen ablehnen einen Ausweg. Die Mitglieder von Skånelands haben konsequenterweise auch keinen Zugang zu den anderen Nationen.

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Wort der Woche: Smålänning

Setzt man einen Smålänning auf eine Klippe im Meer, dann kratzt er immer noch genug zusammen, um satt zu werden.^1^

So geht ein altes Sprichwort über die Smålänningar, die Leute aus “Småland”:http://de.wikipedia.org/wiki/Småland, der großen Region im Südosten von Schweden, deren Name an die frühere Aufteilung in “kleine Länder” erinnert. Die Bezeichnung “Smålänning” für die Einwohner taucht schon in Schriften aus dem Mittelalter auf.

Smålännignar sind in gewisser Weise die Schwaben der Schweden, denn sie werden mit Attributen wie Erfindungsreichtum, Geschäftstüchtigkeit, Zähigkeit und einer Prise Geiz in Verbindung gebracht. Diese sprichwörtlichen Eigenschaften sind jedem Schweden bewusst, wenn man über jemanden sagt, er sei halt Smålänning. Das ist aber nur selten ernsthaft abwertend gemeint.

Diese Assoziation kommt wohl nicht von ungefähr, denn Småland hat eine lange und erfolgreiche Industrie- und Handwerkstradition. Und kann es Zufall sein, dass Ingvar Kamprad, der Gründer von IKEA und einer der reichsten Menschen der Welt, ein Smålänning ist?

^1^Im Original: “Sätter man en smålänning på en klippa i havet, så skaver han sig mätt.”

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Wort der Woche: 1 X 2

Wo spielt sich die Handlung der Buddenbrooks ab?

  • 1. Berlin
  • X. Lübeck
  • 2. Frankfurt

So fragte Dagens Nyheter neulich seine Leser in einer Deutschlandbeilage, die an dieser Stelle schon zusammengefasst wurde. Richtig ist in diesem Fall Lösung X, aber das Kreuz markiert keineswegs immer die korrekte Antwort.

1 X 2, ausgesprochen “ett, kryss, två”, ist nämlich die in Schweden durchgängig übliche Nummerierung von möglichen Antworten auf eine Frage – also das Äquivalent zum in Deutschland üblichen a), b), c). Man sieht außerdem selten mehr als drei Möglichkeiten, denn das würde ja nicht mehr ins symmetrische 1 X 2-Schema passen.

Ihre Herkunft hat diese Aufzählungsweise bei Sportwetten, wo eben entweder Mannschaft 1 gewinnt, es unentschieden ausgeht (X) oder Mannschaft 2 gewinnt. Wie man am obigen Beispiel sieht, wird 1 X 2 aber allgemein verwendet. Es ist für Schweden so normal, dass viele keine Antwort auf die Frage geben können, warum man das so benennt, weil sie noch nie über diese Selbstverständlichkeit nachgedacht haben. Die Alternativen mit 1, 2, 3 oder a, b, c zu nummerieren ist auf jeden Fall ungewöhnlich, es sei denn es werden wirklich mehr als drei Antworten zur Auswahl gestellt, z.B. in Quizshows.

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Wort der Woche: Mink

Mink ist das schwedische Wort für den “Nerz”, das mit dem Marder verwandte Tier, das wegen seines Pelzes so begehrt ist. In zweierlei Zusammenhang ist der Nerz in Schweden erwähnenswert.

Zum einen werden die Tiere auf Farmen gezüchtet und reißen von dort gelegentlich aus. Die Wildpopulation wurde und wird durch die größeren Zuchttiere vermehrt und ist ein Problem für andere Tierarten, darunter einige Vogelarten. Wilde Nerze werden daher als Schädlinge betrachtet und mit Fallen gejagt. Als ob das nicht reichen würde, gibt es selbsternannte Tierschüzter, die Nerzfarmen besonders schlimm finden und deshalb dort einbrechen und die Tiere freilassen. Einen Gefallen tut man ihnen damit aber nicht, wie Meldungen (S) von haufenweise überfahrenen Nerzen kurz nach einer solchen “Befreiungsaktion” zeigen.

Der zweite Punkt hat mit U-Booten zu tun. Russischen U-Booten. Diese tummelten (S) sich in den 80ern nämlich in der Ostsee und verletzten schwedische Gewässer. Das versetzte das schwedische Militär in helle Aufregung und es kam sogar zu U-Bootjagden, bei denen auch mal versehentlich ein altes Wrack mit Unterwasserminen angegriffen wurde. Ein russisches U-Boot kam tatsächlich in schwedische Hände, aber nur weil es auf Grund gelaufen war.

Ein Warnsystem wurde aufgebaut, das U-Boote an deren Geräuschen erkennen sollte – und hier kommt der Nerz wieder ins Spiel. Denn auch dieser macht Geräusche im Wasser, die wiederum ähnlich genug sind, um mit einem U-Boot verwechselt zu werden. Man hört ab und zu Scherze, wie die schwedische Marine Nerze jagte, wieviele falsche Alarme aber tatsächlich von Nerzen ausgelöst wurden, ist mir nicht bekannt.

Nachtrag: Kaum hat man darüber geschrieben, kommt die Nachricht (S), dass heute Nacht Einbrecher in Schonen 1000 Nerze freigelassen haben, die jedoch zum Großteil von Besitzer wieder eingefangen werden konnten.

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