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Wort der Woche: Hockeyfrilla

Mit “Hockeyfrilla” wird hier in Schweden die typische Frisur der 80er-Jahre bezeichnet, bei der nur die Nackenhaare lang sind und der Rest kurz. Das Wort setzt sich aus “Hockey”, der Sportart, die hier populärer ist als Fußball, und “Frilla” zusammen. Letzteres ist hier nicht die altertümliche Bezeichnung für “Geliebte”, die man im Wörterbuch findet [1], sondern ein umgangssprachlicher Ausdruck für “Frisur”. “Hockeyfrilla ” bedeutet also Hockeyfrisur und das kommt angeblich (S) daher, dass sich langhaarige tschechische Hockeyspieler aus praktischen Gründen die Haare so schnitten.

Meine eigene Theorie ist aber eine andere: “Hockeyfrilla” klingt einfach zu sehr nach dem schönen deutschen Wort für diese Frisur, an der man gelegentlich auch heute noch Deutsche erkennt: Vo-ku-hi-la, die Kurzform für Vorne-kurz-hinten-lang. Es reicht, die Anfangskonsonanten der Silben (also V und H) auszutauschen, wie es beim spielerischen Umgang mit Sprache oft vorkommt, und schon ist man fast bei der “Hockeyfrilla”.

[1] Dort fand ich auch das alte Wort Kebsweib, das ich nicht kannte, aber in Texten aus dem 16. Jahrhundert auftaucht:
bq. der, so kein eheweib hat und … an einer ehefrauen stat ein kebsweib hat, der sol nicht vom sacrament abgetrieben werden, doch das er an einem weibe sich benügen lasse.

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Wort der Woche: Vårvinter

“Vårvinter” ist schlicht eine Zusammensetzung von “vår”, Frühling, und “vinter”. Es bedeutet also Frühlingswinter und bezeichnet die Zeit im März und April, wenn der Winter eigentlich vorbei und der Schnee fast ganz weggetaut ist, die Tage wieder eine vernünftige Länge angenommen haben — das erste Grün aber noch auf sich warten lässt und es gelegentlich sogar noch schneit.

Jetzt ist gerade Vårvinter hier in Uppsala.

Ich finde, dass das die wettermäßig schlechteste und häßlichste Zeit des Jahres ist, v.a. weil man weiss, dass dieses Grau und diese Tristesse noch einige Wochen anhalten wird, bis endlich im Mai der Frühling ausbricht und die Bäume ausschlagen. Freude auf den Frühling nach dem langen Winter stellt sich also nicht ein, denn man weiß: Es dauert noch. Der Vårvinter übertrifft für mich sogar die Dunkelheit im Winter an Irritationspotential, denn hier auf dem 60. Breitengrad hat man auch dann immerhin noch einige Stunden Sonnenlicht und der Schnee hilft, diese auch wirklich als hell zu empfinden.

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Wort der Woche: Konungariket Sverige

“Konungariket Sverige” ist die offizielle Staatsbezeichnung Schwedens. Zunächst zur eigentlichen Wortbedeutung: “Konung”, oft auch verkürzt “kung”, bedeutet “König” und “riket” ist die bestimmte Form von “rike”, das “Reich”. Und weil “Sverige” nichts anderes als “Schweden” auf schwedisch ist, bedeutet “Konungariket Sverige” also ganz einfach “das Königreich Schweden”.

Doch halt! So einfach ist es nicht, denn “Sverige” selbst ist eine verschlissene Form von “Svearike”, also das “Svea-Reich”, welches sich auf vormittelalterliche Könige hier in Mittelschweden bezieht, welches noch heute “Svealand” genannt wird. Man kann also getrost vom “Königreich Svea-Reich” sprechen. Doppelt hält wohl besser.

Dass sich Schweden allerdings noch als Königreich bezeichnet, spielt in Wirklichkeit kaum eine Rolle. Der König hat nur rein repräsentative Aufgaben und darf sich nicht einmal zu politischen Themen äußern. Außerdem leidet er an Legasthenie und scheint ein Talent für Fettnäpfchen zu haben, was viele Schweden dazu veranlasst, die Überreste ihrer Monarchie zu belächeln. Die Aufmerksamkeit, die die hiesige Königsfamilie allerdings in der deutschen Klatschpresse erfährt, erzeugt gelegentlich Befremden.

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Wort der Woche: Flogstavrål

Flogsta
HochhäuserBei weitem nicht alle Schweden werden wissen, was der “Flogstavrål” ist. “Vrål” bedeutet “Schrei” und “Flogsta” (sprich: Fluhgsta) ist der Name des Stadtteils hier in Uppsala, in dem ich wohne. Also der Flogstaschrei? Genau! Und zwar hat das damit zu tun, dass Flogsta fast ausschließlich von Studenten bewohnt wird, seit am Anfang der 70er das Viertel mit hässlichen Hochhäusern (siehe Bild) hochgezogen wurde.

Noch während der 70er hat es sich eingebürgert, abends um Punkt 10 Uhr die Fenster aufzumachen und seinen Stress und seine Ängste in die Nacht zu schreien – soviel die Stimmbänder hergeben. Und es gibt diesen Schrei heute noch, manchmal kaum hörbar, manchmal auch richtig laut, besonders an Wochenenden und in der Klausurenzeit. Erst vor zwei Wochen wurde auf Initiative des Studentenradios ein (angeblich erfolgreicher) Rekordversuch (S) unternommen. Alternative Namen dieser netten Tradition sind “Tioskriket” (“der Zehn-Uhr-Schrei”) oder “Flogstaskriket”.

Zum Abschluss darf natürlich die Audioprobe nicht fehlen: [audio:http://www.fiket.de/audio/flogstaskriket.mp3]
(mp3 von hier).

Nachtrag 30. Nov 2006: Das Ganze als Video

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Wort der Woche: Fika

Die Fika ist unheimlich wichtig in Schweden. Obwohl es einiges mit dem deutschen Kaffeetrinken gemein hat, gibt es wichtige Unterschiede. Zum einen ist das der Zeitpunkt: die Förmiddagsfika gibt es, wie der Name sagt, vormittags, und zwar um 10 oder 11 Uhr. Die eigentliche Fikazeit ist aber der frühe Nachmittag, zwischen 2 und 3 Uhr. Die übliche deutsche Zeit zum Kaffeetrinken ist da später.

Was man genau bei einer Fika zu sich nimmt, wird oft frei ausgelegt, solange es kleiner als eine Hauptmahlzeit ist. Meist geht es aber um Kaffee, Tee und Kaffeestückchen, sogenannte Bullar. Das Wichtigste mit der Fika ist allerdings der soziale Aspekt und das ist es, was den Unterschied zur schlichten Nahrungsaufnahme ausmacht. Man trifft sich zur Fika.

Das Wort “fika” kommt übrigens aus der Fikonsprache, einem einfachen Kod, bei dem man die Silben von Wörtern vertauscht und fi und kon einstreut. Aus “dricka kaffe” (Kaffee trinken) wird dabei “fika drickon fiffe kakon”, wovon sich das erste Wort als eigenständiger Begriff durchgesetzt hat und v.a. als Verb gebraucht wird.

Die bestimmte Form des Substantivs, also die Fika, ist im schwedischen “fikat”, und bezeichnet das was man zu sich nimmt oder die Tätigkeit des gesellschaftlichen Kaffeetrinkens an sich. Der Platz an dem man dies tut (üblicherweise ein Café o.ä.) wird “fik” genannt, mit der bestimmten Form “fiket”, die dieser Seite ihren Namen gibt.

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