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Wort der Woche: HBT

Das Akronym HBT (gesprochen “hohbehteh”) steht für homosexuella, bisexuella och transpersoner, was wohl keiner Übersetzung bedarf. HBT ist damit das schwedische Pendant zur internationalen Abkürzung LBGT und durchaus gebräuchlich.

Die größte HBT-Veranstaltung des Nordens ist Stockholm Pride, das gerade zu Ende gegangen ist. Mit über 700 Programmpunkten in einer knappen Woche war das Festival sehr sichtbar. Der Kungsträdgården wurde zum Pride Garden, das große Kulturhuset am Sergels Torg zum Pride House und der Tantolunden auf Södermalm zum Festivalgelände Pride Park. Seminare, Diskussionsrunden mit Prominenten, Konzerte, Ausstellungen und natürlich jede Menge Feste – es sollte für jeden etwas dabei sein und das diesjährige Thema “Hetero” hat nicht nur in der Szene für Gesprächsstoff gesorgt, wie die Hetero-Norm unser aller Leben beeinflusst.

Ich hatte das Vergnügen, für die paar Tage ein lesbisches Pärchen aus Uppsala zu beherbergen, das mich überallhin mitnahm. Ich habe lange nicht mehr so viel getanzt und gelacht. Höhepunkt war zweifelsohne die Parade am Samstag Nachmittag. Dort sah man nicht nur die politischen Parteien inklusive Parteichefs und Ministern vertreten, sondern über 100 angemeldete Gruppen, von den “stolzen Eltern” bis zur schwedischen Kirche, die sehr schön zeigten, dass Schweden eines der Länder ist, in denen Beziehungen abseits der alten Normen am weitesten in der Gesellschaft angekommen sind und von großen Teilen der Bevölkerung als völlig normal angesehen werden.

Wir reihten uns in die 30.000 Leute ein, die die Parade mitliefen, und zogen hinter dem Wagen mit der lautesten Musik drei Stunden lang tanzend an 350.000 Zuschauern (von Kindern bis Senioren) vorbei – vom Humlegården über den Sergels Torg, durch die Altstadt und Södermalm.

Bilder gibt es unter anderem beim SvD oder im Pride-Blog des Aftonbladet.

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Wort der Woche: Klimatsmart

Klimatsmart setzt sich aus Klimat, das Klima, und smart, klug oder geschickt, zusammen. Weil in Klimat im Gegensatz zum Deutschen die Betonung auf der zweiten Silbe liegt, ergibt sich sich in klimatsmart eine Verdoppelung der Kombination “langes A plus T”, was das Wort eingängig und einprägsam macht.

Man verwendet es hierzulande für so gut wie alles, das – angeblich oder wirklich – dazu beiträgt, dem Klimawandel entgegenzuwirken; nicht zuletzt in der Werbung: Man soll Zug fahren, weil es klimatsmart ist. Man soll diese oder jene Partei wählen, weil sie die klimatsmartesten Lösungen hat. Der schwedische Ausstieg aus dem Atomausstieg wird als klimatsmart verkauft.

Auch im Rahmen des EU-Ratsvorsitzes will Schweden klimatsmart sein und hat dieses Thema zu einem seiner Schwerpunkte gemacht. In der Tat gibt es wohl weniger glaubwürdige Länder als Schweden in dieser Hinsicht. Laut WWF liegt Schweden beim Klimaschutz vorn und man brüstet sich damit, schon seit den Neunzigern eine CO~2~-Steuer zu haben.

Doch was das Auto angeht, liegt einiges im Argen. Man hat nämlich jahrelang auf den “Biokraftstoff” Ethanol gesetzt und den steuerlich mehrfach begünstigten Begriff “Umweltauto” (Miljöbil) auf seltsame Weise definiert. So kommt es zum Beispiel, dass ein Volvo Diesel mit unter 5 Litern Verbrauch kein Umweltauto ist, während der Benziner mit 75% mehr Verbrauch eines ist – weil man ihn auch mit Ethanol betanken kann. Man kann mit einem solchen “Umweltauto” allerdings unkontrolliert und ausschließlich fossiles Benzin tanken und trotzdem die Prämie beim Einkauf, die niedrigere Steuer und die Befreiungen von der City-Maut in Stockholm und von Parkgebühren einstreichen.

Das ist dann wohl weniger klimatsmart. Ganz abgesehen davon, dass Biokraftstoffe mehr Schaden anrichten als sie Nutzen bringen und deshalb gar nicht gefördert werden sollten.

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Wort der Woche: Valvaka

Das schwedische Wort Val bedeutet “Wahl”, sowohl im politischen wie auch im allgemeineren Sinn. Außerdem bedeutet es auch “Wal”, aber davon soll hier nicht die Rede sein. Vaka ist als Substantiv eher ungebräuchlich, kommt aber vom gleichlautenden Verb, welches “wachen, bewachen, beobachten” bedeutet.

Die Valvaka ist also die Prozedur, auf das Wahlergebnis zu warten, und mit dem Wort werden sowohl die Wahlsendungen im Fernsehen als auch die Wahlparties der Parteien bezeichnet.

Die Valvakor zur heutigen EU-Parlamentswahl fangen in Schweden so um halb neun erst an. Schließlich sind die Wahllokale bis 21 Uhr geöffnet und erst danach beginnt die Zählung. Echte Zahlen dürfen europaweit erst ab 22 Uhr veröffentlicht werden, denn dann schließen die letzten Wahllokale in Portugal. Das hindert die ARD nicht daran, schon jetzt zu senden.

Ich werde hier im Laufe des Abends in meiner eigenen kleinen Valvaka Nachrichten aus Schweden nachtragen und meinen Senf dazu abgeben.


18:10 Wenn ich mir das ARD-Programm anschaue, will ich gleich mal anmerken, dass hier in Schweden wirklich EU-Wahlkampf gemacht wurde. Die nationalen Themen spielten zwar immer wieder einmal hinein, aber es wurde meist echte EU-Politik diskutiert. Außerdem war die Wahl ein starkes Thema in den hiesigen Medien – es fand also wirklich Wahlkampf statt, was ich von Deutschland nicht so mitbekommen habe. Deshalb erwarte ich hier auch eine deutlich höhere Wahlbeteiligung als die 43% in Deutschland. Schwedische Zahlen gibt es aber wie gesagt erst nach 21 Uhr.


19:50 Noch eine gute Stunde bis zu den ersten Prognosen. Aus Uppsala kommt die Nachricht, dass die Stimmzettel der rechtsextremen Schwedendemokraten in einigen Wahllokalen “verschwanden”. Wie das mit den Stimmzetteln in Schweden läuft, steht hier.


20:30 Das Interesse aus Deutschland für die schwedische Piratenpartei ist groß, schaut z.B. auf die Live-Suche bei Twitter. Gleich fängt hier die Wahlberichterstattung an und in einer halben Stunde schließen die Wahllokale.


20:40 Im Fernsehen wird berichtet, dass in einigen Wahllokalen die Stimmzettel der Piratenpartei versteckt oder weggeworfen wurden. Ansonsten bisher nur allgemeine Information bis um 21 Uhr die erste, noch recht unsichere Prognose kommt. Die Sendung ist erstaunlich wenig sachlich, man redet u.a. ausführlich mit einer Opernsängerin.


21:00 So, die erste Prognose (Exit-Poll) ist da.

  • Sozialdemokraterna: 25,1% (+0.5)
  • Moderaterna: 18.5 % (+0.3)
  • Miljöpartiet: 11.5 % (+5.5)
  • Folkpartiet: 11.4 % (+1.5)
  • Piratpartiet: 7.4 % (+7.4)
  • Centerpartiet: 5.8 % (-0.5)
  • Vänsterpartiet: 5.7 % (-7.1)

  • Kristdemokraterna: 5.1% (-0.6)

    Die Piraten also als fünftgrößte Partei. Das ist noch keine Hochrechnung, weil erst jetzt angefangen wird, auszuzählen.

    12% der Männer, 19% der 18-30-jährigen wählten offenbar Piratenpartei, was sie zur stärksten Partei in dieser Altersgrupe macht.


    21:20 Als erste Analyse kann man sagen, dass die Linken und die EU-kritische Juni-Liste, die 2004 14% bekam, klare Wahlverlierer sind. Eine klare Absage gegen EU-Neinsager also. Gewinner sind die Grünen, die mittlerweile pro-EU sind, und natürlich die Piraten.

    Wahlbeteiligung kommt erst um 22 Uhr, zusammen mit den ersten auf Auszählungen basierenden Hochrechnungen. Man rechnet aber mit einer höheren Beteiligung als die 35,2% von 2004.

    Die Wahlsendung ist auf irritierende Weise unsachlich. Man lässt die Gäste von ihren “wunderbaren Erlebnissen” aus dem Wahlkampf erzählen.


    22:00 Jetzt sind europaweit die Wahllokale geschlossen und die ersten wirklichen Zahlen kommen von der schwedischen Wahlbehörde:

  • Sozialdemokraterna: 27,4

  • Moderaterna: 16,6
  • Miljöpartiet: 9,9
  • Folkpartiet: 12,0
  • Piratpartiet: 7,1
  • Centerpartiet: 6,6
  • Vänsterpartiet: 5,9
  • Kristdemokraterna: 4,8
  • Junilistan: 3,8

    Die jeweils aktuellsten Zahlen findet man [hier](http://www.val.se/val/ep2009/valnatt/rike/index.html) Im Vergleich zur obigen Prognose ist überraschend, wie schlecht die regierenden Moderaten abschneiden. Die Wahlbeteiligung ist um 6,6% gewachsen, auf 43,6%.
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Wort der Woche: Skidbacke

Es gibt zwei Arten von Schweden und eine tiefe Kluft entzweit die Bevölkerung.

  • Die einen hobeln ihr dreieckiges Stück Käse gleichmäßig von oben nach unten ab, so dass auch die Rückwand immer kürzer wird (a → b, Seitenansicht).
  • Die anderen hobeln zuerst nur an der Spitze und lassen die Rückwand bis zuletzt stehen (a → c). Dabei entsteht ein *skidbacke*, zu deutsch “Skihügel”. ![Illustration](/pic/ostskidbacke.jpg) Unser Käse hat keinen ausgeprägten Skihügel: ![unser Käse](/pic/ostingenbacke.jpg)
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Wort der Woche: Sopnedkast

Müllschacht

Was ist das da auf dem Bild?

Jeder, der schon einmal in einem mehrstöckigen Wohnhaus in Schweden war, hat sie wahrscheinlich gesehen: diese silbernen, fast immer gleich aussehenden Luken im Treppenhaus. Dahinter verbergen sich – unschwer zu erraten – Müllschächte, die zur Tonne im Keller führen; besser gesagt: geführt haben. Denn heutzutage wird auch in Schweden der Müll getrennt und ein einzelner Schacht ist da wenig hilfreich. Deshalb sind die meisten Müllschächte inzwischen zugunsten von Tonnen im Hof oder in Müllräumen stillgelegt.

Der Sopnedkast kam in den 1930er Jahren auf und wurde in Schweden schnell zur Baunorm. Erst in jüngeren Jahren baut man wieder ohne. Das Wort setzt sich aus sop (sopor (pl.) = Müll), ned (=hinunter) und kast (=Wurf) zusammen.

Das Beispiel im Bild ist aus unserem eigenen Treppenhaus und man erkennt am abmontierten Griff, dass der Schacht auch hier nicht mehr benutzt wird. Der Aufkleber erinnert noch daran, dass man die Mülltüten zuknoten sollte, bevor man sie in den Schacht warf.

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Wort der Woche: Tandvårdsbidrag

Ich komme gerade vom Zahnarzt. 950 Kronen (82 Euro) kostete mich die Routineuntersuchung mit Röntgen und Entfernung von Zahnstein. In Schweden zahlt man seine Zahnarztkosten direkt vor Ort, bar oder per Karte – bis auf den Tandvårdsbidrag, wörtlich übersetzt “Zahnpflegebeitrag”.

Jeder bekommt nämlich einen jährlichen Betrag von der Krankenkasse, den man nach eigenem Gutdünken für Zahnarztkosten ausgeben kann. Viel ist es jedoch nicht:

  • Bis zum Alter von 29 Jahren 300 Kronen.
  • Für 30- bis 74-jährige 150 Kronen.
  • Ab 75 Jahren wieder 300 Kronen. Das Geld wird jedes Jahr zum 1. Juli erneuert und mehr als zwei Jahre kann man nicht anhäufen. Man muss keine Anträge stellen oder das Geld auslegen, sondern der Zahnarzt sieht im zentralen System, was der Patient an *Tandvårdsbidrag* übrig hat und zieht es einfach vom zu zahlenden Betrag ab. Natürlich ist das an die allgegenwärtige [*Personnummer*](http://www.fiket.de/2006/07/09/wort-der-woche-personnummer/) gekoppelt. Hat man eine solche, bekommt man die gleichen Bedingungen von der *Försäkringskassan* wie alle Schweden. Die Höhe des *Tandvårdsbidrag* tut also nicht mehr, als regelmäßige Untersuchungen zu verbilligen und damit zu ermuntern. Für größere Behandlungen ist er nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber dann gibt es den *Högkostnadsskydd*, zu deutsch “Hochkostenschutz”. 50 beziehungsweise 85 Prozent bekommt man erstattet, wenn man in einem Jahr mehr als 3000 beziehungsweise 15000 Kronen beim Zahnarzt gelassen hat. Dieses System ist erst seit Mitte letzten Jahres in Kraft und die Meinungen gehen auseinander, ob es jetzt besser oder schlechter ist. Bemerkenswert ist noch, dass im angeblich restkommunistischen Schweden die Zahnärzte völlig dem freien Markt unterworfen sind und durchaus mit ihren Preisen Reklame machen. Es gibt zwar noch den kommunalen [Folktandvården](http://www.folktandvarden.se/), aber private, teilweise sehr große Kliniken mit vielen Zahnärzten werben damit, billiger zu sein. Ich war stattdessen lieber bei der kleinen Praxis um die Ecke und habe dank *Tandvårdsbidrag* 800 anstatt 950 Kronen gezahlt.
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Wort der Woche: Pension

Pension bedeutet – wer hätte es gedacht – Pension, Rente. Es wird “pangschuhn” gesprochen, wegwegen man eigentlich pangsjon anstatt pension schreiben sollte, tut man aber nicht. Ich habe mich zuletzt aus Eigeninteresse mit dem schwedischen Rentensystem befassen dürfen und versuche, es im folgenden zusammenfassen.

Das System ist in mehrere Teile gegliedert:

  • allmän pension, allgemeine Rente

    • inkomstpension, Einkommensrente
    • premiepension, Prämienrente
    • garantipension, Garantierente
  • tjänste-/avtalspension, Vertragsrente
  • privat pension

Die allgemeine Rente setzt sich aus der Einkommens- und der Prämienrente zusammen. Erstere wird von der Försäkringskassan verwaltet, die sich auch um die Krankenversicherung kümmert. Die 16% des Lohns werden direkt vom Arbeitgeber abgeführt und auf diese Gelder hat man keinen Einfluss. Natürlich wächst das eigene Konto je länger man arbeitet und je mehr man verdient, es ist jedoch auch abhängig von der Konjunkturentwicklung.

Ebenfalls automatisch abgeführt wird die Prämienrente, also die 2.5% des Lohns, die den anderen Teil der allgemeinen Rente ausmachen. Dieses Geld wird von der Premiepensionsmyndigheten (PPM, myndighet bedeutet “Behörde”) verwaltet und hier hat man die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Man kann sich auf der Webseite der PPM einloggen und selbst die Fonds auswählen, in denen das Geld angelegt werden soll. Es stehen über 750 Fonds von einer langen Liste mit Anbietern zur Auswahl, von Aktienfonds mit hohem Risiko bis zu sichereren Rentenfonds.

Jedes Jahr um diese Zeit werden die berühmten “orangefarbenen Kuverts” verschickt. Darin findet man einen Kontoauszug, auf dem steht wie viel man jeweils an Einkommens- und Prämienrente angesammelt hat und welche monatliche Pension man davon bekommen würde.

Soweit zur obligatorischen “allgemeinen Rente”. Neben dieser haben so gut wie alle Gewerkschaften ausgehandelt, dass Arbeitgeber darüber hinaus Geld für die Rente abführen. Diese Vertragsrente variiert also von Branche zu Branche und das Geld wird auch von jeweils eigenen Organisationen verwaltet. In meinem Fall, da ich an der Uni arbeite, ist es Statens pensionsverk (SPV), das sich um die tjänstepension für alle Staatsangestellten kümmert. Genauer gesagt gibt es das Geld an Firmen weiter, die man sich selbst aussuchen kann. Auf dem Wahlzettel, den man jährlich zugeschickt bekommt, stehen sowohl Firmen, die klassische Versicherungen mit garantierter Rendite anbieten, als auch wiederum Fondsverwalter. Würde ich zum Beispiel der SPV sagen, dass ich das Fondsystem meiner Bank als Verwalter will, dann würde das Geld in meinem Onlinebanking auftauchen und ich könnte es dort aufteilen und investieren, wie ich wollte.

Dann gibt es noch die private Pension. Das ist im Prinzip eine etwas andere Art des Sparens, man zahlt also selbst aktiv Geld ein. Die Steuervorteile bei den Renditen gegenüber anderen Sparformen erkauft man sich damit, dass das Geld verschwindet, wenn man zu früh stirbt. Es gibt zwar wie bei der Vertragspension (je nach eigener Wahl) einen Rückzahlungsschutz (återbetalningsskydd), der dafür sorgt dass das noch übrige Kapital an die Hinterbliebenen ausgezahlt wird, der aber gleichzeitig auch die Rente verringert.

Man hat in Schweden also einiges zu tun was die eigene Rente angeht und einen Djungel an Möglichkeiten, in dem man sich zumindest grob orientieren muss. Man könnte sagen, der Staat hat viel Verantwortung auf seine Bürger abgeschoben – zum Guten wie zum Schlechten. Denn natürlich kann man mit Glück und Geschick seine Rente kostenlos aufbessern, andererseits ist es natürlich auch hierzulande so, dass viele solche Entscheidungen aufschieben, die erst in einigen Jahrzehnten wirksam werden. Schickt man die Wahlformulare für die Prämien- und Vertragspension nicht ausgefüllt zurück, wird eine Standardwahl für einen getroffen.

Immerhin gibt es eine Webseite, die alle eigenen Rentenkonten sammelt und einem eine Übersicht bietet. Minpension.se ist eine Zusammenarbeit aller oben genannten Behörden und Firmen und nachdem man die Erlaubnis erteilt hat, holt Minpension.se die entsprechenden Informationen von den verschiedenen Aktören und stellt sie einem nett dar.

Was passiert, wenn man in Rente geht? Dann wird das Guthaben in den verschiedenen Rentenformen zusammengeworfen und durch die durchschnittliche verbleibende Lebenszeit (gut 18 Jahre, wenn man 65 ist) geteilt. Daraus errechnet sich die monatliche Zahlung, auch wenn man länger lebt als “vorgesehen”. Man kann seine Rente also stark aufbessern, wenn man länger arbeitet, denn es wird sowohl länger eingezahlt als auch dann durch einen kürzeren Zeitraum geteilt.

Die Garantierente greift ein, wenn man ansonsten zu wenig Rente bekommen würde. Für den vollen Betrag (z.Zt. etwa 7600 Kronen pro Monat) muss man 40 Jahre in Schweden gelebt haben, ansonsten wird anteilig gekürzt.

Aus obigen Ausführungen sollte klar geworden sein, dass das schwedische Rentensystem stark an die Entwicklung der Wirtschaft und der Finanz- und Börsenmärkte gekoppelt ist. Das bedeutet, dass mit den starken Verlusten in den letzten Monaten auch viel schwedisches Rentengeld “verschwunden” ist. Die Politik streitet sich gerade, was getan werden kann, damit die Auszahlungen an Rentner im kommenden Jahr nicht zu sehr sinken.

Nachtrag: Kaum habe ich das geschrieben, da kommt die Nachricht, dass die ersten Rentenzahlungen gekürzt werden.

Nachtrag, 2010-02-09: Was oben zu den Behörden steht stimmt nicht mehr.

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Wort der Woche: Paltkoma

Schön, wenn jemand andere die Artikel liefert, die man schön länger einmal schreiben wollte. Dazu ist es immer wieder erfreulich, die Artikel von Radio Schweden zu sehen, die nicht nur verkürzte Übersetzungen der Originalnachrichten des SR sind.

Das heutige Wort der Woche: Paltkoma, auszusprechen bitte mit finnlandschwedischem Akzent. Das Wort kann man übrigens benutzen, egal was man zu viel gegessen hat.

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Wort der Woche: Ligist

Ligist ist der etwas veraltete schwedische Ausdruck für einen männlichen, extrem unhöflichen Jugendlichen. Respektlosigkeit, schlechtes Benehmen bis hin zu kleineren Straftaten wie Sachbeschädigung kennzeichnen das Verhalten von Ligister. Das Wort kommt von Liga, ähnlich dem englischen “Gangster” und der “Gang”, und wird verständlicherweise eher von älteren Mitbürgern als Schimpfwort benutzt, gern in der Zusammensetzung jävla ligist. Passende Übersetzungen ins Deutsche wären “Halbstarker”, “Rowdy” oder das schöne Wort “Strolch”.

Die Gemeinde Ligist in Österreich hat mit alldem wohl aber nichts zu tun.

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Wort der Woche: Rikskuponger

Kupong ist zunächst einmal ein weiteres Beispiel dafür, wie in Schweden die Schreibweise von Lehnwörtern angepasst wird. Es kommt von “Coupon”. Was also ist ein “Reichs-Coupon”?

Es handelt sich dabei um ein Zahlungsmittel, das zahlreiche Arbeitgeber ihren Mitarbeitern als Zuwendung aushändigen. Der Witz ist, dass man damit nur Essen kaufen kann und zum Beispiel keinen Alkohol. Rikskuponger sind also zweckgebundenes Geld. Die Heftchen mit Zetteln unterschiedlichen Werts werden meines Wissens fast überall akzeptiert, wo man ein dagens lunch (“Tagesgericht”) bekommt.

Die Idee kommt aus Frankreich und ist seit den Siebzigern in Schweden populär. Der Staat hat diese Art der Subvention gefördert, weil es gut für die “Volksgesundheit” (folkhälsa) ist, wenn Leute ordentlich zu Mittag essen.

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