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Wort der Woche: Hurra

Ziemlich häufig wenn jemand, nennen wir sie Inga, gefeiert werden soll, weil sie zum Beispiel etwas besonderes erreicht hat, passiert folgendes. Nach einer eventuellen kurzen Rede von einem der Anwesenden, fordert dieser alle anderen auf, die Gefeierte “hochleben” zu lassen. Dazu sagt derjenige

Ett fyrfaldigt leve för Inga! Hon leve…

und alle antworten mit lauter Stimme:

Hurra! Hurra! Hurra! Hurra!

Übersetzt: Ein vierfaches “Sie lebe hoch” für Inga! Sie lebe…. Und dann eben die vier Hurras, die mit lautem aber kurzem “a” gerufen werden. Man hält sich dabei wirklich nicht mit der Lautstärke zurück und schon eine kleinere Gruppe hört man durch mehrere Wände hindurch, wenn sie jemanden “hurrat” (schw. man hurrar för någon).

Die Zahl vier kommt angeblich (Quellen: eins, zwei) vom Militär und zwar hatte man sich im 17. Jahrhundert darauf geeinigt, Truppen unterschiedlicher Länder mit unterschiedlich vielen Kanonenschüssen zu identifizieren. Zwei Schüsse standen für Schweden, drei für die Dänen. Daher dass man in Schweden zu königlichen Anlässen die Zahl auf vier verdoppelte, kommt heute das vierfache Hurra und es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass man in Schonen, das lange zu Dänemark gehörte, noch heute nur drei Mal hochleben lässt.

Der Ausruf “Hurra!” selbst kommt laut Herkunftswörterbuch vom mittelhochdeutschen hurren, sich schnell bewegen. Als Imperativ und Ausruf war es als Schlachtruf in Kriegszeiten in Gebrauch und vermischte sich dann mit der Zahl zum oben genannten Ausruf des Hochleben-Lassens.

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Wort der Woche: Bastu

In den meisten Sprachen hat sich das finnische Wort Sauna für den Raum, in dem man in heißem Wasserdampf schwitzt, durchgesetzt. Das ist kein Wunder, schließlich wird den Finnen die Erfindung desselben zugeschrieben.

Gerade in Schweden, zu dem Finnland bis vor 200 Jahren gehörte und wo man am ehesten einen gemeinsamen Namen vermuten würde, heißt die Sauna jedoch bastu. Das Verb für “in die Sauna gehen” ist basta. Auch das Norwegische weicht von der internationalen Bezeichnung ab und kennt das Wort badstue. Obwohl stue übersetzt auch die “gute Stube” sein kann, lässt badstue erraten wo das schwedische bastu herkommt, nämlich von badstuga. Und stuga dürfte den meisten, die schon einmal in Schweden waren, als Bezeichnung für Ferien- und Freizeithäuser schon einmal untergekommen sein. Bastu bedeutet also schlicht “Badehaus”.

Dann gibt es noch “Saunaclubs”, bastuklubbar. Dahinter kann sich heutzutage tatsächlich das Naheliegende verbergen, nämlich ein Verein, der gemeinsam eine Sauna betreibt und dessen Mitglieder die sozialen Aspekte des Saunagangs hochhalten. Bis Mitte der Achtziger stand der Begriff dagegen für Orte des freien und kurzfristigen sexuellen Austauschs, nicht zuletzt in der homosexuellen Szene. Aus Angst vor AIDS wurden bastuklubbar 1987 verboten; das Gesetzt wurde jedoch 2004 wieder aufgehoben.

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Wort der Woche: Sportlov

Das schwedische Wort lov hat vier Bedeutungen: Erlaubnis, Lob, Versprechen und Ferien.

In Verbindung mit Sport ist es die letztgenannte, die zählt. Es handelt sich beim sportlov also um eine Woche Schulferien, die in dieser Zeit des Jahres liegen. Ursprünglich (in den 1940ern) ging es darum, Heizmaterial in den Schulen zu sparen und man nannte die Woche noch kokslov. Heutzutage wird die Gelegenheit vielerorts für wintersportliche Aktivitäten genutzt. Als Nicht-Schüler und Nicht-Elter bekomme ich davon zugegebenermaßen wenig mit, die spätnachmittäglich eh schon überfüllten Pendlerzüge zwischen Stockholm und Uppsala müssen jedoch während des sportlov zusätzlich die Familien mit Kindern aufnehmen, die von diversen Ausflügen heimkehren.

Nicht zuletzt um Verkehr und Wintersportorte nicht zu konzentriert zu fordern, sind diese Ferien nicht überall zur gleichen Zeit, sondern sind übers Land auf mehrere Wochen verteilt. Uppsala hatte beispielsweise letzte Woche sportlov, Stockholm diese.

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Wort der Woche: NIX-registret

Meinen letzten Festnetztelefonanschluss in Deutschland hatte ich wohl bis Mitte 2001. Damals gab es keine Telefonverkäufer, wenn ich mich recht erinnere. Welche Auswüchse dieses Übel mittlerweile dort angenommen hat, kann ich nicht beurteilen und ich habe auch keine Vergleichszahlen für Schweden. Aus eigener Erfahrung kommen aber schon einige Anrufe im Laufe eines Monats zusammen – sofern man nicht auf dem NIX-Register steht.

Dabei handelt es sich um einen Verein, bei dem werbende Branchenorganisationen Mitglied sind und sich damit verpflichten, keine unerwünschten Angebote an Telefonanschlüsse zu schicken, die sich im Nix-Register eingetragen haben. Und das sind anderthalb Millionen in Schweden, was fast der Hälfte der Anzahl der Haushalte im Land entspricht. Meines Wissens sind die Robinsonlisten in Deutschland weniger verbreitet.

Man trägt sich bei NIX (was als Wort übrigens das gleiche wie das deutsche bedeutet) ein, indem man eine Nummer (020-277000) anruft, dort der Maschine per Kopfdruck den Wunsch mitteilt, und die Prozedur nach ein paar Tagen zur Bestätigung wiederholt. Das funktioniert recht gut, finde ich. Man bekommt deutlich weniger Anrufe, auch wenn man immer wieder davon hört, dass sich Firmen nicht an die Regeln halten und deshalb angezeigt werden.

Natürlich gibt es Ausnahmen, also Anrufe, die nicht unter die Sperre von NIX fallen. Dazu gehören Anrufe von Firmen, bei denen man schon Kunde ist. Das kann durchaus Sinn haben, zum Beispiel werden Zeitungsabos in Schweden oft nicht automatisch verlängert, sondern der Verlag muss sich darum kümmern, dass man Kunde bleibt. Bei so einem Anruf kann man dann schon einmal ein Angebot fürs kommende Jahr herausschlagen, das unter dem regulären Preis liegt.

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Wort der Woche: Friskola

Wer in den letzten Wochen in Schweden unterwegs war, dem dürfte sie nicht entgangen sein, die Werbung für Gymnasien. Zum Beispiel ist die U-Bahn in Stockholm voll davon. Werbung für Schulen ist auch in Schweden noch nicht alt und hat doch schon ihre eigenen zweifelhaften Methoden hervorgebracht. Das Ködern von Schülern mit Versprechen von Reisen oder eigenen Laptop-Computern wurde für nicht legitim erklärt und auch die direkte Werbung per SMS an Schüler erntete harte Kritik.

Wie kam es dazu und warum sind Schüler plötzlich so heiß begehrte Kunden? Der Hintergrund sind private, von Firmen geführte Schulen, euphemistisch als “freie Schulen”, schwedisch friskolor, bezeichnet. Diese gibt es prinzipiell schon eine ganze Weile in Schweden, aber erst unter der aktuellen bürgerlichen Regierung erfahren sie einen regelrechten Boom (mehrere hundert Schulen) mit Schwerpunkt Stockholm, weil die Politik die Gründung von Schulen und die Privatisierung von kommunalen Schulen ermuntert. Letzteres ist zunächst einmal ärgerlich, weil Schulen oft unter Wert abgegeben werden und so effektiv ehemalige Steuergelder in die Privatwirtschaft fließen und vom Bürger bezahlte gemeinschaftliche Ressourcen verschwendet werden.

Das System mit freien Schulen funktioniert dann folgendermaßen. Jeder Schüler bestimmt über die Wahl der Schule, wohin das staatliche Geld für seine Ausbildung fließt. Freie und kommunale Schulen bekommen gleich viel Geld pro Schüler – es geht also zunächst einmal nicht um Schulen wo Eltern zusätzlich bezahlen müssen. Das mag gerecht klingen, allerdings haben die kommerziellen Schulen den nicht zu unterschätzenden Vorteil, sich ihre Schüler aussuchen zu können. Das führt nicht nur zu einer Abgrenzung von reich und arm – entsprechend für Deutschland sehr schön beschrieben in diesem ZEIT-Artikel – sondern benachteiligt zusätzlich die kommunalen Schulen, die ihre Ressourcen verstärkt auf die Unterstützung schwächerer Schüler aufwenden müssen anstatt sie fürs Anwerben und Verhätscheln der “Elite” zu benutzen. Aus eben diesem Grund bekamen kommerzielle Schulen bis zum Regierungswechsel noch weniger Geld pro Schüler.

Nun behaupten Verfechter der freien Schulen, dass diese mehr leisten fürs gleiche Geld. Schließlich geht es für sie mit der Schüleranzahl ums Überleben und angeblich setzen sich dann beim Kunden Schüler diejenigen durch, die Qualität bieten. Statistiken, die das belegen sollen, zeigen, dass im Durchschnitt die Noten auf freien Schulen besser sind und dass mehr Abgänger dann auf die Uni gehen. Ersteres lässt sich aber schon alleine durch die Auswahl der Schüler erklären und dazu kommt noch, dass Freischulen im Verdacht stehen, gerade wegen des Erfolgsdrucks eine mildere Benotung anzulegen, um gut dazustehen. Zentralabitur gibt es in Schweden nicht.

Die allgemeine Schule, inklusive Schulpflicht, ist eine Errungenschaft der Zivilisation und sicherlich eines der Dinge für die die meisten gerne bereit sind, Steuern zu zahlen. Was Schweden jetzt also tut, ist, diese Steuergelder immer mehr an gewinnorientierte Firmen zu vergeben anstatt eigene Schulen unterhalten zu wollen. In gewisser Weise ist es also Staatswirtschaft ohne die Vorteile derselben, nämlich der Kontrolle. Natürlich müssen sich die kommerziellen Schulen auch an die vom Staat vorgegebenen Lehrpläne halten und es gibt eine Schulaufsicht (schw. Skolverket). Diese hat jedoch nur Ressourcen für sporadische, zudem meist angekündigte Kontrollen, die auch nur selten ernsthafte Konsequenzen haben. Die Politik ist sich des Problems bewusst und es gibt Pläne für härtere Kontrollen. Das gilt insbesondere, wenn geschlossene Interessensgruppen Schulen betreiben wollen. Beim Gedanken, was Schüler auf einer Schule der Nationaldemokraten oder einer religiösen Sekte, die die Bibel für wortwörtlich wahr hält, lernen, graust es nicht wenigen. Als Beispiel ein kurzes Zitat aus dem Bericht des Skolverket von 2002 über die Schule von Livets Ord:

Es ist sehr schwer, eher unmöglich, bei einem Betrieb, der so stark von Autoritätsglauben und subtilen Strafandrohungen bei Zweifeln geprägt ist, zu behaupten, dass es wirklichen Platz für die schiere Möglichkeit gäbe, eine von der Glaubensgemeinschaft abweichende Ansicht zu haben. (Übersetzung von mir)

Und diese Ansicht beinhaltet unter anderem Kreationismus oder dass Homosexualität eine Sünde ist. Die Schule von Livets Ord unterrichtet bis heute ungestört; es sind jedoch öfter Schulen von und für Muslime und die Angst vor deren Radikalisierung, an die man denkt, wenn man religiöse Weltanschauungen im Unterricht verbieten will.

Es dürfte nicht schwer zu erraten gewesen sein, dass ich “freie” Schulen für eine schlechte Idee halte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Kommerzialisierung des Bildungssystemes langfristig sehr negative Konsequenzen auf die Gesellschaft haben wird.

Wer weiterlesen möchte, findet im Anschluss eine Liste mit Links zu Artikeln und Webseiten, die ich im Laufe der Zeit gesammelt habe.

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Wort der Woche: Komvux

Komvux steht für kommunal vuxenutbildning, zu Deutsch “kommunale Ausbildung für Erwachsene”.

Dabei handelt es sich, wie der Name vermuten lässt, um ein System von Schulen auf Kommunalniveau, die sich an Erwachsene richten, die entweder den Grundschul- oder Gymnasiumsabschluss nachholen oder sich weiterbilden wollen. Nun muss man zum schwedischen Schulsystem wissen, dass an die neunjährige Grundschule, für die die Schulpflicht gilt, ein dreijähriges Gymnasium anschließt, das zwar im Prinzip freiwillig ist, aber von so gut wie jedem besucht wird. Da es “Sitzenbleiben” in Schweden nicht gibt, kommt es durchaus vor, dass Schüler ihr “Abitur” insofern nicht bestehen, dass nicht genug Kurse während der drei Jahre erfolgreich abgeschlossen wurden. Dann darf derjenige zwar nicht studieren, hat aber natürlich immer noch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, als wenn er gar nicht aufs Gymnasium gegangen wäre.

Komvux bietet diesen Leuten dann eine “zweite Chance”, die Schulbank zu drücken und Versäumtes nachzuholen. Im Unterschied zum deutschen Zweiten Bildungsweg ist man hier aber so flexibel, dass Leute zum Beispiel einzelne Fächer, die zum Abitur fehlten, nachholen oder sogar die Noten von eigentlich bestandenen Kursen aufbessern können. Das mag für deutsche Ohren seltsam klingen, aber ich sehe nichts grundlegend Falsches darin, mit zusätzlicher Arbeit seine Abiturnote nachträglich anheben zu können.

200.000 Schweden gingen letztes Jahr zu komvux. Das sind 10% weniger als im Vorjahr, denn die konservative Regierung hat den Kommunen das Geld gekürzt und damit sinkt die Anzahl der verfügbaren Plätze bei komvux. Kritiker sehen darin eine kurzfristige Politik, denn auch wenn wie jetzt in Zeiten einer Hochkonjunktur die meisten Arbeit finden, wäre es unglücklich, wenn sich das hohe Ausbildungsniveau der Schweden, gerade auch der nichtakademischen, langfristig verschlechtern würde.

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Wort der Woche: Tomte

Das Wort tomte begegnet einem mit gewisser Wahrscheinlichkeit ziemlich früh, wenn man Schwedisch lernt; seine bestimmte Form tomten ist nämlich gleich der von tomt und damit eines der wenigen Beispiele, wo die Betonung zweier gleich geschriebener Wörter einen Unterschied macht. Der Tomte wird mit der typischen Doppelbetonung ausgesprochen.

In der Praxis ist es aber sehr unwahrscheinlich, einen Satz zu konstruieren, in dem “der Wichtel” und “das Grundstück” miteinander verwechselt werden können, denn das bedeuten tomt respektive tomte. Heinzelmännchen, Kobold und auch Zwerg sind andere mögliche Übersetzungen, denn es geht um die guten kleinen Männchen, die laut Folklore auf einem Hof leben und bei der Arbeit helfen. In Dänemark und Norwegen heißen die gleichen Wesen nisse.

Tomte kommt möglicherweise sogar von tomt, und zwar als Abkürzung von tomtegubbe, wörtlich “Grundstücksmännchen”. In den letzten Jahrzehnten wurde außerdem der aus Amerika importiere Weihnachtsmann (schw. jultomte) mit dem klassischen tomte ein wenig vermischt. Die Frage, wem man das Schüsselchen mit Brei (julgröt) an Weihnachten vor die Tür stellt, ist nicht mehr eindeutig zu beantworten. Ursprünglich war das natürlich für den gårdstomte (gård=Hof). In Astrid Lindgrens Saltkråkan ist es jedoch schon der Weihnachtsmann.

Tomten heißt auch das bekannteste Gedicht von Viktor Rydberg aus dem Jahr 1881. Selbiges findet man im Netz sowohl im Original als auch in Übersetzungen (wörtlich, freier und in Reinform) und sogar in einer Verfilmung von 1940.

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Wort der Woche: Julrim

An Weihnachten (schw. jul) wird in Schweden gereimt (schw. rimma). Ganz traditionell auf dem Land würde man schon morgens gemeinsam beim Frühstück mit Reisbrei (gröt) reihum um den Tisch gemeinsam reimen. Wer die einzelne Mandel im Brei erwischt darf sich übrigens etwas wünschen (alternativ muss er/sie heiraten). Ein Schälchen des Breis wird vor die Tür gestellt, als Dank für den Wichtel (tomten).

Viel weiter verbreitet sind immer noch die Reime auf den Geschenken, mit denen der Schenkende dem Beschenkten einen Hinweis auf den Inhalt des Paketes gibt und seinen Gedanken mit dem Geschenk mitteilt. Vom Zweizeiler bis zu ganzen Geschichten ist alles erlaubt, solange nicht wörtlich verraten wird was es ist.

Das gemeinsame Geschenkeauspacken wird also zu einer kleinen Lesung aller Reime mit anschließender Auflösung des Rätsels – zumindest dort, wo die Tradition des julrims gepflegt wird.

Zeitungen und Radiosender haben jedes Jahr eine rimstuga (z.B. Dagens Nyheter), wo sich Leute Reime zu einem bestimmten Geschenken schreiben lassen können und wo selbige veröffentlicht werden. Zusätzlich gibt es lustige Aktionen wie die, dass alle Überschriften der Weihnachtsausgabe einer Zeitung in Reimform gehalten sind.

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Wort der Woche: Diskborste

Unsere
Spüle

Was wäre dieses Blog ohne die alltäglichen Dinge, die das Leben in Schweden ein wenig anders machen? Und was ist alltäglicher als Geschirr? Beim Abwasch gibt es gleich einen prinzipiellen Unterschied: Mein Eindruck ist nämlich, dass in Schweden öfter mit der Hand abgewaschen wird und dass Geschirrspülmaschinen weniger verbreitet sind als in Deutschland.

Wie spült man also in Schweden Geschirr?

Zuerst muss da die diskborste genannt werden. Disk ist das “Geschirr” und borste die “Bürste” – es handelt sich also um eine profane Spülbürste (hellblau im Bild). Diese ist das wichtigste Werkzeug und nicht irgendwelche Schwämme, Pads oder gar Schwammtücher (schw. trasa), die wir einige unserer Gäste schon zum Spülen benutzen sahen. Die Bürste hat vorne eine flache Kante, mit der man eingetrockneten Schmutz angeht, indem man sie umdreht. Einige haben statt der Bürste eine bizarre Mischung aus Schwamm und Spülbürste, eine Art Schwamm am Stiel, bei der der Griff hohl ist und mit Spülmittel gefüllt wird, das dann durch den Schwamm langsam freigegeben wird.

Ebenfalls typisch schwedisch ist es, eine Mischung aus Wasser und Spülmittel in eine Sprühflasche zu füllen (blau am rechten Bildrand). Diese verwendet man, wenn man nur ein paar Dinge abwaschen will, um diese einzusprühen und dann mit der Diskborste unter fließendem Wasser zu bearbeiten. Wassersparen wurde den Schweden nicht von klein auf eingetrichtert. In der Regel füllt man jedoch eines der beiden Spülbecken mit Wasser und handwerkt darin mit der Bürste.

Das zweite schmalere Becken (schw. diskhon) ist dabei sehr wichtig. Dieses hat statt des kleinen Abflusses, wie man ihn in Deutschland kennt, viele kleine Löcher über fast den ganzen Boden verteilt. Denn dorthin befördert man alle gröberen Essensreste oder spült etwas sehr schmutziges kurz ab, bevor man es ins Spülwasser gibt. Am Ende hat man dort also einen Brei aus organischem Material (schw. slask), der in den Kompost befördert werden will. Hier kommt ein weiteres typisch schwedisches Werkzeug ins Spiel, das meines Wissens nicht einmal einen guten eigenen Namen hat. Im Bild oben rechts (grünblau) ist der dünne Schaber aus härterem Plastik, der diese Aufgabe erfüllt und wegen der nicht existierenden Abflussvertiefung (Löcher, s.o.) auch gut dafür geeignet ist, zu sehen.

Hat man alles abgewaschen, lässt man das Spülwasser ab, spült das Geschirr unter fließendem Wasser nach und lässt es im diskställ trocknen. Das Abtrocknen versucht man zu vermeiden.

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Wort der Woche: JO, JK

Es gibt nicht viele Wörter, die es aus dem Schwedischen in andere Sprachen geschafft haben. Ombudsman ist eines davon und existiert neben dem Deutschen und Englischen auch in zahlreichen anderen europäischen Sprachen. Das Wort bedeutet “Bevollmächtigter” oder “Stellvertreter” und es geht bei Ombudsmännern genauer darum, die Bevölkerung und bestimmte Gruppen darin gegenüber gesetzeswidrigen Maßnahmen – nicht zuletzt von Behörden – zu beschützen.

In Schweden gibt es zahlreiche mächtige Ombudsmänner, unter anderem für Gleichberechtigung (JämO), ethnische und sexuelle Diskriminierung (DO und HomO), Verbraucherschutz (KO) und Kinder (BO). Dahinter verbirgt sich meist nicht, wie der Name vermuten lässt, eine einzelne Person sondern mehrere, beziehungsweise eine ganze Behörde.

Besonders hervorzuheben für die schwedische Staatsform sind der justitieombudsmannen (JO, sprich “Jih-Uh”) und der justitiekanslern (JK, “Jih-Koh”) – beides Abkürzungen, die jedem Schweden ein Begriff sind und in den Nachrichten nur selten ausgeschrieben werden.

Logo des
JK

Der JK (mitsamt seiner Behörde) wird wie die meisten Ombudsmänner von der Regierung besetzt. Er ist der höchste Ombudsmann derselben und seine Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass staatliche und kommunale Behörden ihre Aufgaben nach geltenden Regeln erfüllen. Das Amt gibt es seit Beginn des 18. Jahrhunderts, allerdings mit unterschiedlichen Rollen, zu denen zeitweise der Justizminister und der oberste staatliche Ankläger gehörten. Beides sind heute eigene Ämter, aber der JK ist immer noch der einzige, der bei Verletzungen der Meinungs- und Druckfreiheit als Ankläger auftreten kann. Ferner obliegt die Aufsicht über die schwedische Anwaltschaft dem JK und er hat das Recht, einen Fall vor das oberste schwedische Gericht (den Högsta Domstolen) zu bringen, ohne dass zuerst geprüft wird, ob sich dieses damit zu befassen hat.

Logo des
JO

Letzteres darf als einzige andere Instanz auch der justitieombudsmannen (eigentlich Riksdagens ombudsmän). Dieser ist der Vertreter des Parlaments und als solcher natürlich von diesem und nicht von der Regierung ernannt. Der JO besteht aus vier Personen plus Personal und seine Aufgaben als staatliches Kontrollorgan decken sich insofern mit dem JK, als dass es darum geht, Behörden zu überwachen. Hauptaufgabe des JO ist, ungerechte Behandlung von Bürgern und Machtmissbrauch seitens des Staates zu ahnden.

Er darf also Personen innerhalb von Behörden und aus der Regierung anklagen, wenn sie Fehler begehen, und zwar nicht nur aus eigener Initiative, sondern auch aufgrund Klagen von Privatpersonen, die den JO anrufen. Dazu braucht es nicht einmal die schwedische Staatsbürgerschaft.

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