Die Bildung von Nachnamen mit der Endung son, an einen Vornamen angehängt, ist sehr üblich in Schweden. Tausende Menschen heißen Andersson, Karlsson, Eriksson, Olsson oder eben Svensson. Letzterer hat zusätzlich eine sprichwörtliche Bedeutung erhalten und steht für alles, was typisch für einen Schweden ist. Die Vorsilbe medel- bedeutet “Durchschnitts-” und verstärkt den Ausdruck.
Gebraucht wird dieser Präfix nicht, denn jeder weiß hier, was gemeint ist, wenn man jemanden einen “richtigen Svensson” nennt, nämlich, dass derjenige nicht aus der Masse herausfällt, sondern ein überaus angepasstes Leben führt. Die Bezeichnung hat vor allem negative Assoziationen, denn auch in Schweden sagt kaum jemand freiwillig von sich, dass er der perfekte Durchschnittsbürger ist. In Wirklichkeit gehören Villa, Volvo, Vovve (Haus, Auto, Hund) natürlich doch zu dem von vielen angestrebten Lebensstil.
Letzte Woche ging die neueste Statistik mit den Merkmalen und Eigenschaften der Familie Medelsvensson durch die Medien (D, D, E, S). Zuallererst heißt sie nicht Svensson, sondern Johansson. Volvo fährt sie aber in der Tat und zwar Baujahr 2000. Er nennt sich Lars und ist 39, seine Frau Anna ist 42. Die Kinder heißen Johan und Emma und es gibt ein Haustier im gemeinsamen Eigenheim. Und so weiter.
Statistiken dieser Art können unterhaltsam sein. Es wird jedoch in der Regel nur der Mittelwert angegeben und man erfährt nichts über die Streuung der Daten. Prinzipiell können sich diese Mittelwerte ergeben, ohne dass es auch nur eine Familie in Schweden gibt, die diesem Bild nahe kommt. Außerdem werden die Daten sprachlich so umformuliert, dass sich kleine Fehler einschleichen. Zum Beispiel könnte man aus dem letzten Absatz, der ähnlich überall zu lesen war, die Schlussfolgerung ziehen, dass in schwedischen Ehen der Mann jünger ist, als die Frau.
Das ist aber nicht der Fall. Wie in der ursprünglichen Pressemitteilung des statistischen Zentralbüros zu lesen ist, sind die Altersangaben lediglich der Mittelwert des Alters aller Männer beziehungsweise aller Frauen. Und weil Frauen im Schnitt länger leben, ist dieser Wert bei ihnen eben höher. Erst heute stand in einem Nebensatz in der Zeitung, dass – wie man vermutet hätte – auch bei schwedischen Ehepartnern der Mann im Durchschnitt drei Jahre älter ist als die Frau.
Statistiken sind wichtig und interessant, aber es muss immer dazugesagt werden, was genau und wie gemessen wurde. Außerdem wäre die Verteilung der Ergebnisse viel spannender als bloß der Mittelwert. Was man aus dem Statistischen Jahrbuch (S, pdf, 784 Seiten) noch so alles herauslesen kann, muss auf ein andermal warten.