Ich lese gerade “Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen”, wie das wohl bekannteste Buch der schwedischen Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf mit ganzem deutschem Titel heißt. Bisher kannte ich die Geschichte nur von einer Schallplatte, die ich als Kind zu hören bekam. Einzelne Abschnitte aus der Zeichentrickverfilmung habe ich wohl auch gesehen.
Ich bin jetzt etwa ein Drittel durch und das erste was mir auffiel war, dass die Sprache weniger “anders” ist als ich es von einem hundert Jahre alten Text erwartet hätte. Als Anmerkung steht zwar, dass die veralteten Pluralformen der Verben (Endungen auf -o) durch die modernen ersetzt wurden, aber ansonsten ist der Text, den ich lese, unverändert. Man merkt ihm die Jahre zwar an kleinen Dingen an, wie dass mycken anstatt mycket steht, es kommen aber kaum Worte oder Wendungen vor, die ich mit meinem Einwandererschwedisch nicht verstehen würde.
Zum Inhalt werde ich allen, die das Buch kennen, nichts Neues damit erzählen, dass die Geschichte um Nils nur eine “Ausrede” ist, um schwedische Landeskunde zu vermitteln. Es fallen unzählige Ortsnamen und die Beschreibungen der Plätze sind mit den Abenteuern des Wichts verwoben – manchmal so gut, dass man kaum merkt, wie man belehrt wird; manchmal doch sehr offensichtlich. An einigen Stellen fragt man sich, unter dem Einfluss welcher Drogen Selma Lagerlöf gestanden hat, als sie das geschrieben hat. Zum Beispiel wenn die Statuen in Karlskrona lebendig werden und Nils durch die Stadt gejagt wird. Natürlich ist auch hier eine kleine Geschichtsstunde versteckt.
Wahrscheinlich lernt man mehr von diesem Buch über Schweden als aus manchem Sachbuch. Mehr, wenn ich weitergelesen habe…