Radfahren: Uppsala vs. Stockholm

Ich wohne jetzt seit etwa acht Monaten in Stockholm – nach fast sieben Jahren in Uppsala. Obwohl ich eine Dauerkarte für die U-Bahn habe und sie quasi vor unserer Haustür hält, fahre ich auch weiterhin Fahrrad.

Wie erwartet kann Stockholm Uppsala was das Radeln angeht nicht das Wasser reichen. Die vielen Studenten, die Rad-Autobahnen und die geringeren Ausmaße machen Uppsala zum Gewinner. Dort sind es genug Radler, dass man sich die Rücksicht der Autofahrer erkämpft hat. Andererseits ist es nicht stressfrei, einmal hinter dem Steuer zu sitzen und die skrupellosen Radfaher von allen Seiten und ohne die Verkehrsregeln zu beachten um sich herum schwirren zu sehen.

Doch allzu schlechtes kann man übers Radfahren in Stockholm auch nicht sagen. Es gibt ein Fahrradwegenetz und wenn man weiß, wo es ist, kommt man in der Regel prima und recht sicher vorwärts. Im Gegensatz zu Uppsala gibt es dagegen auch Straßen, auf denen das Radeln unangenehm ist (z.B. die Mäster Samuelsgatan). Die muss man eben meiden lernen.

Ein Phänomen ist mir in Stockholm aufgefallen, das in Uppsala weitgehend unbekannt ist: Rennrad-Pendler. In Uppsala gehörte ich zu den schnelleren Radfahrern. Dass ich überholt wurde, war die jährliche Ausnahme. In Stockholm, wenn ich an einem der Hauptausfallsradwege gen Norden (entlang der E18) fahre, passieren mich ganze Pulks von Leuten. Dabei handelt es sich um Pendler aus den Vororten, die die Möglichkeit zum Duschen am Arbeitsplatz haben (das ist keine Seltenheit) und die den Arbeitsweg zum täglichen Sport nutzen.

Modebewusst wie Schweden nun einmal auch beim Träning sind, gehören dann fesche Trikots in grellen Farben, Radlerhosen und ein schnittiges Rennrad dazu. Im Rucksack die Arbeitskleidung. Auf diese Art lassen sich auch zehn bis zwanzig Kilometer Arbeitsweg gut per Fahrrad bewältigen. Und natürlich ist es erfreulich, dass mehr und mehr diese umweltfreundliche und gesunde Art des Pendelns bevorzugen.

Unterdessen findet in den Zeitungen und der Lokalpolitik eine lebhafte Diskussion statt, wie man das Radfahren in Stockholm verbessern kann – ein sicheres Zeichen, dass das Rad als Verkehrsmittel in der Hauptstadt an Bedeutung gewinnt.