Mellan hägg och syren

Hägg ist der schwedische Name für Traubenkirschen (Bild, Larven) und Syren ist Flieder. Das spricht man mit betontem langem e (“syrehn”). Für Deutsche gilt es hier, sich vor dem falschen Freund Fläder zu hüten, der eben nicht Flieder sondern Holunder bedeutet.

Der schwedische Ausdruck mellan hägg och syren, “zwischen Kirsche und Flieder”, kam mir dieser Tage zum ersten Mal bewusst unter und er beschreibt auf sehr schöne und poetische Weise die jetzigen zwei bis drei Wochen: nämlich die zwischen der Kirsch- und der Fliederblüte.

Viele Schweden halten diese Zeit für die schönste des Jahres und ich finde zu Recht. Grünflächen sind gerade wieder grün, Bäume blühen und haben dieses zarte hellgrüne Laub, der Himmel ist an schönen Tagen so blau, dass es fast wehtut. Kräftige Farben wohin man schaut, ein starker und willkommener Kontrast zur seit November vorherrschenden Farblosigkeit. Da macht es auch nichts, dass mit etwa zehn Grad zur Mittagszeit und frischem Wind beileibe noch kein T-Shirt-Wetter herrscht. Wer ohne Sommerwärme auskommt, dem sei ein Schwedenbesuch vor der klassischen Reisezeit im Sommer durchaus ans Herz gelegt.

Die Herkunft des Ausdrucks mellan hägg och syren ist unklar, aber man sagt, dass es die Schuster waren, die um diese Zeit ein Schild an ihre Türe hängten auf dem stand: “Stängt mellan hägg och syren”, zwischen Kirsche und Flieder geschlossen.

Außerdem ist diese Zeitangabe in sinnvoller Weise abhängig vom Breitengrad. Der Mai sieht in den unterschiedlichen Teilen des langgestreckten Landes sehr verschieden aus. Zwischen Kirsche und Flieder beschreibt dagegen immer den gleichen Zustand, wann er auch am jeweiligen Ort eintritt.

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