Die Liberalisierung des Strommarktes in der EU hat in den letzten Jahren ja für einiges an Diskussionsstoff gesorgt. Hauptkritikpunkt ist, dass nicht wie erhofft eine echte Konkurrenz von Anbietern entstanden ist, sondern dass sich durch Zusammenschlüsse wenige Energieriesen gebildet haben, die im Quasimonopol die Preise bestimmen können und neue Anbieter durch hohe Abgaben auf das Stromtransportnetz fernhalten können.
Und in der Tat werden in Deutschland die Strompreise regelmäßig erhöht und die Konzerne fahren dicke Gewinne ein. Ohne wirklichen Einblick zu haben, behaupte ich einfach einmal, dass das in Schweden ein wenig besser funktioniert. Die Kosten für das Leitungsnetz werden einem nämlich tatsächlich separat von dessen Eigentümer, meist die Vattenfall Stromverteilungs-AG, in Rechnung gestellt. Bei uns sind das etwa 10 Euro pro Monat.
Die Abspaltung des Netzes in eine eigene Firma, die von den Stromproduzenten unabhängig ist, lässt auch hoffen, dass der Konkurrenzkampf letzterer nicht zulasten der Infrastruktur geht. Zuletzt kam zumindest ein Brief, der eine Erhöhung der oben genannten Leitungsgebühr mit der Verbesserung des Netzes und den Sturmschäden aus den letzten Jahren begründete und somit auf diesbezügliche Investitionen schließen lässt. Als Verbraucher kann man das zwar schlecht nachprüfen, aber es wäre schön, wenn man die etwa ein bis zwei Stromausfälle pro Jahr abstellen könnte.
Den eigentlichen Stromverbrauch bezahlt man also auf einer eigenen Rechnung an den Anbieter seiner Wahl. Da dieser Preis nur der Produktion des Stroms gilt, hat ein “Riese” weniger unfaire Vorteile gegenüber kleinen Anbietern. Das Ganze wird einfacher durchschau- und vergleichbar und Vattenfall ist “nur noch” der größte unter vielen. Inwieweit dieses System dazu beiträgt, dass Schweden im europäischen Vergleich ziemlich geringe Strompreise hat, oder ob die reichlich genutzte und fast kostenlose Wasserkraft der eigentliche Grund ist, kann ich aber nicht beurteilen.
Wir haben uns auf jeden Fall vor einigen Jahren beim schwedischen Verbraucheramt informiert und dann einen anderen Anbieter als Vattenfall gewählt. Den Wechsel gab man via Internet in Auftrag und war sehr simpel, wenn man sich einmal entschieden hatte.
Wirklich einfach ist die Wahl des Anbieters und der Tarife aber dann doch wieder nicht. Der Strompreis variiert nämlich saisonal und man kann selbst wählen, ob man einen auf bestimmte Zeit festen Preis möchte oder seinen Preis auch die kurzfristigeren Schwankungen mitmachen lässt. Was da besser ist, ist nicht einfach zu sagen, weil man ja die Preisentwicklung nicht sicher vorhersehen kann. Zusätzlich kann man bei einigen Anbietern einen freiwilligen Aufschlag zahlen und dafür “Ökostrom” ins Haus bekommen.