Ich bin mit meiner Lektüre der ZEIT wie so oft ein paar Ausgaben hinterher. Das Schöne an der ZEIT ist aber, dass der Anteil der Artikel, die nach 3-4 Wochen schon veraltet sind, sehr gering ist. Gestern im Flieger las ich zum Beispiel den Artikel eines deutschen Arztes, der zwanzig Jahre in Norwegen war und bemängelt, dass die Deutschen – nicht zuletzt wegen öffentlicher Panikmache – zu oft zum Arzt rennen.
Durchschnittlich geht jeder Norweger dreimal im Jahr zum Arzt, mehr als 16-mal jeder Deutsche. Dabei werden die Bundesbürger aber nicht gesünder. Der Norweger entfernt sich eben die Zecke selbst, weil er nicht durch wohlmeinende Ratgeber verunsichert wird und hinter jedem Tier eine tödliche Krankheit befürchtet. Er vertraut darauf, dass der plötzliche Hörverlust nach ein paar Tagen Pause wieder besser ist, und wenn nicht: Eine unmittelbare Behandlung hätte wahrscheinlich auch nicht geholfen. Für die Krankheit »Hörsturz« gibt es im Norwegischen gar kein Wort – also auch keine Besorgnis.
Dem Argument, dass die ständige Besorgnis um die eigene Gesundheit und die damit verbundenen Arztbesuche und Befunde merklich die Lebensqualität des “Patienten” beeinträchtigen, stimme ich voll zu. Es wird sorglos gelebt und nur zum Arzt gegangen, wenn es nicht anders geht. Aus eben diesem Grund kann ich leider auch nicht sagen, ob die Aussagen über Norwegen in dem Artikel sich eins zu eins auf Schweden übertragen lassen. Wundern würde es mich nicht. Zum Artikel.