Wort der Woche: Påtår

Påtår (sprich: pohtohr) hat etwas mit der in Schweden allgegenwärtigen fika zu tun. Das Wort kommt von kaffetår, das man wörtlich mit “Kaffeetränen” übersetzen müsste. Wenn man die “Tränen” nicht so eng sieht, kann tår auch ein Tropfen oder Spritzer einer Flüssigkeit sein. Bei kaffetår handelt es sich also um einen “Schluck Kaffee” und das Wort gibt es seit den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Eine der Hauptbedeutungen der schwedischen Präposition ist “auf” und påtår ist demnach ein Schluck Kaffee auf etwas.

Dass es sich bei diesem “etwas” um den ausgetrunkenen Kaffee in der Tasse handelt und dass påtår nichts anderes als “Nachschank” bedeutet, dürfte nicht allzu einfach zu erraten sein, aber man stößt in Schweden so oft darauf, dass man schnell die Bedeutung lernt, ohne sich Gedanken über das Wort an sich zu machen.

Påtår findet nicht nur im privaten Rahmen Verwendung, wo man das Wort benutzt, um nach mehr Kaffee zu fragen, oder jemandem Nachschank anzubieten. Auch in Cafés gibt es nämlich påtår und zwar meist gratis. Oft bezahlt man seinen Kaffee nur und bedient sich dann selbst aus den Kannen mit Filterkaffee, die auf Warmhalteplatten neben einem Stapel mit Tassen stehen. Später gießt man sich dort einfach nach, wenn man mehr möchte – aber bitte nur einmal. Der Nachschank gilt natürlich nicht bei einem eigens an der Maschine zubereiteten Kaffee, etwa Cappuccino oder Espresso. Manchmal steht auch eigens ein Schild dabei, das darauf hinweist, dass der påtår auch wirklich gratis ist (påtår ingår) oder dass es doch gern gesehen wird, wenn man ihn bezahlt – dann aber für eine wesentlich kleinere Summe als für die erste Tasse.

Die Wichtigkeit des påtår ist, finde ich, ein schönes Beispiel für die ausgeprägte Kaffeekultur in Schweden, die auch heute noch zum Geschäfts- und Privatleben gehört, da Tee an Popularität zugelegt hat.

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