Rebusar sind (Bilder-)Rätsel und eine rally ist eine Rallye. Was man sich unter einer Rätselrallye vorzustellen hat, werde ich im Folgenden zu erklären versuchen. Ich war nämlich am Samstag bei einer dabei und zwar bei der 87. Rally Monte Carl.
Die RMC findet jedes Semester statt und wird von einer der Studentnationen hier in Uppsala veranstaltet, in diesem Fall von Värmlands. Ganz nationstypisch ist die Rallye eine Mischung aus akademischem Anspruch und fröhlichem Blödsinn. Jedes Team besteht aus mehreren Leuten mit Fahrzeug, in der Regel ein mit 9 Leuten vollbesetzter Minibus. Gut 20 solcher Teams brechen morgens um 6 Uhr auf, um den ganzen Tag lang Rätsel zu lösen, die sie durch die weitere Umgebung von Uppsala führen.
Das läuft so ab, dass man an jeder Station einen Zettel mit dem Rätsel bekommt. Die Lösung ist dann der nächste Ortsname, zu dem man fahren muss. Und die Rätsel haben es in sich. Sprachwitz, um die Ecke denken und geschickte Zuhilfenahme der Dinge von der Ausrüstungsliste sind gefragt. Rätselbeispiele am Ende des Artikels. Kommt man nicht auf die Lösung, hat man mehrere Möglichkeiten: Man kann zum Beispiel die Notlösung aus dem versiegelten Kuvert aufreißen. Tut man dies, bekommt man Strafpunkte und diese gilt es natürlich generell zu vermeiden. Die schwereren Rätsel haben auch ein Hilfe-Kuvert, dessen Inhalt einen auf den richtigen Weg zur Lösung bringen kann und nicht so viele Punkte kostet wie die Lösung. Selbst wenn man gezwungen war, das Lösungskuvert zu öffnen, gilt es immer noch das Rätsel zu verstehen, denn es müssen auch schriftliche detaillierte Beschreibungen des Lösungswegs eingereicht werden. Lässt man das bleiben, gibt es wieder Punkte.
Damit wird die zweite Möglichkeit weiterzukommen weniger vorteilhaft, nämlich sich an eines der anderen Teams zu hängen und zum nächsten Rätsel hinterherfahren, wenn man selbst steckengeblieben ist. Es kam vorgestern einige Male vor, dass an der ersten Weggabelung nach einem neuen Rätsel eine ganze Gruppe mit Minibussen stand, die nur darauf wartete, dass das erste Team es löst oder aufgibt und das Lösungskuvert öffnet. Versuche, die anderen zu verwirren, gehören dann natürlich auch dazu.
Nach jedem Viertel der Gesamtstrecke, also nach je etwa 5 Rätseln, kommt man zu einer bemannten Kontrolle, wo man seine Lösungen abgibt und wo die Zeit für eine Pause angehalten wird. Hat man zu lange gebraucht gibt das auch Punkte, aber es geht nicht wirklich um ein Rennen auf Zeit. Sowohl positive als auch negative Abweichungen von der großzügig bemessenen Idealzeit sind schlecht. Es ist wichtiger, die Rätsel zu lösen und alle möglichen Punkte zu vermeiden, als schnell zu fahren. Wärhend der Pausen muss man als Team noch andere Aufgaben lösen, die natürlich wiederum in die Punktewertung einfließen. Das Spektrum der Spiele reichte von Schach bis Süßigkeitenzielspucken.
Zwei weitere Möglichkeiten, Punkte abzubauen waren die Spielkarten (das Thema dieses Semester waren Karten und Asse), die vereinzelt am Straßenrand verteilt waren und nach denen man ebenso Ausschau halten musste wie nach den Dingen, von denen man beim Start Fotos bekam und deren Koordinaten aufzuschreiben waren. Selbst wenn man die Aufgaben im Minibus geschickt verteilt, haben alle den ganzen Tag zu tun und man kommt spätnachmittags erschöpft am Ziel an.
Abends essen (und trinken) dann die knapp 200 Teilnehmer zusammen im Nationshaus, die Rätsel werden aufgelöst und die Preise vergeben. Die wichtigste Platzierung ist dabei nicht der erste Platz, sondern welches Team am höchsten liegt, das noch keine Rallye vorbereitet hat. Dieses ist nämlich im kommenden Semester dran mit Ausrichten und das ist richtig viel Arbeit. Wir kamen 4 Plätze unter dieses Team, also lagom. Die Motivation und Einstellung der Mannschaften ist sehr unterschiedlich und reicht von Mittvierzigern, die seit Ewigkeiten dabei sind und es aufs Gewinnen anlegen, bis zu weniger seriösen wie meinem Team, das vor allem Spaß an der Sache haben wollte und natürlich auch hatte.
Ich kann jedem, dem sich die Möglichkeit bietet, nur empfehlen, an so einer Rebusrally teilzunehmen. Meine Beschreibung wird dem Geschehen sicher nicht gerecht. Und jetzt endlich zum Wichtigsten der Rebusrally, den Rätseln.
Zum ersten habe ich die Lösung beschrieben. Weitere gern in die Kommentare, aber nicht alle rebuar sind ohne die richtigen Hilfmittel lösbar. In ein paar Tagen löse ich den Rest auf. :)
Zwei “na” gehen rückwärts. Altmodisch ist zwei “tu” auf Schwedisch,
also “tu na backar”, oder der Ort Tuna Backar.
Dieses Rätsel war das schwerste des ganzen Tages. Vom “englischen
König” sollte man auf das Buch von Steven King kommen, das auf der
Ausrüstungsliste stand. Die Kinder der Akrobaten und der Anonymen sind
die “Akronyme” woraufhin man sehen sollte, dass das, was diese sagen mit
den Buchstaben ISBN anfängt. Und wenn man aus der ISBN-Nummer des Buches
mit Hilfe der anderen Aussagen die richtigen Zahlen herausnimmt und
diese in Buchstaben übersetzt, hat man die Lösung. Völlig unmöglich,
fand ich, aber es gab Teams, die darauf kamen.
V ist ein Buchstabe, schwedisch bokstav. Und bokstav minus
(bok+v) ist sta. Eine Kerbe, die sie das Blatt hat ist auf
schwedisch ein hack, die Lösung ist also Hacksta.
“Folge allen Regeln der Kunst, wie siebzehn. Mal zehn. Minus zehn.” Das
gibt 160 und wenn man die 160. Regel aus dem Buch übers Schreiben, das
man dabei hatte, nachschlug, erfuhr man, dass man Zahlen mit kleinen
Buchstaben schreibt (oder so ähnlich). Wenn man die Dreiergruppen
jeweils durch die ausgeschriebene Zahl ersetzt, kann man in der einen
Spalte Nåsten lesen. Das ist die Lösung, denn einer von dreien reicht
ja.
Hier gibt es drei Gruppen von Leuten, die in unterschiedlicher Zahl
Teams bilden, die zu einem bestimmten Ort fahren. Man muss darauf
kommen, dass man die Regeln von Mastermind anwenden muss, also dass die
drei Gruppen für “ganz falsch”, “richtig, aber falscher Platz” und
“völlig richtig” stehen, so dass man mit den Buchstaben der jeweiligen
Orte sich die Lösung zusammenbauen kann.
Das war ein einfaches, auf das wir trotzdem nicht kamen. Eine alte
Regel dieser Rally ist, dass W nie zählt, weil es kein Buchstabe des
schwedischen Alphabets ist. Das stimmt zwar nicht
mehr,
aber die Regel gilt weiter. Streicht man die W, ist immer noch eins
übrig, nämlich ausgeschrieben: dubbelv. Streicht man auch das, bleibt
nur die Lösung Norsta übrig.
Dieses war auch eine harte Nuss, aber mit der Hilfestellung kamen wir
darauf. Man muss die drei Ländernamen Polen, Nigeria und Kamerun im
zweiten Absatz finden und diese dann mit Hilfe einer (siebzehn Monate
alten, daher der Hinweis im dritten Absatz) Fußball-Liste, die man
mitbekam, in Platzierungen umwandeln, die man wiederum in Buchstaben
übersetzt (1=a, 2=b usw.), um auf die Lösung zu kommen.
Bei diesem Rätsel musste man, wie so oft, genau das wörtlich tun, was
da steht, nämlich “x zur Lösungszeit legen/hinzufügen”. Faltet man das
Blatt so, dass das x auf die 2 oben rechts kommt, ergeben die dicken
Striche Til, wenn man durch das Blatt hindurchschaut. Ziemlich genial.
Hier galt es zuerst zu erraten, wer Jenny, Christopher und Carl sind.
Jenny Lind, Christopher Polhem und Carl von Linné sind auf den
schwedischen
Geldscheinen zu
finden, die ebenso dabeizuhaben warn, wie eine Lupe. Denn die im Text
erwähnte, vierte Person ist dann natürlich Selma Lagerlöf auf dem
20-Kronen-Schein. Und wenn man zu ihrer Linken mit der Lupe auf den
vermeintlichen Strich schaut, sieht man, dass das Text ist. Wenn man,
wie verlangt “vik” an das letzte Wort hängt, hat man die Lösung
Sandvik.
Dieses Rätsel ist etwas schwerer zu erklären. Man hatte eine “Zeitung”
dabei, die die Veranstalter gemacht hatten, und die einige der oben
erwähnten Hilfsmittel enthielt. Es galt zu wissen, was wann relevant
ist. Zwischen den Texten verteilt waren Bilder von Zwergen, die jeweils
vier Spielkarten hochhielten. Die Worte auf dem Rätsel, z.B. Kluter,
sind Zusammenzetzungen aus je zwei der vier Farben eines Kartenspiels,
auf schwedisch sind diese hjärter (Herz), klöver (Kreuz, wörtlich
Klee), ruter (Karo), spader (Blatt, wörtlich Spaten). “Kluter” ist
also ein Hinweis, die Zahlen von Kreuz und Karo des ersten Zwerges zu
nehmen, sie zusammenzuzählen und noch eins dazuzugeben. Spielt man
dieses Spiel weiter und übersetzt dann die Zahlen wieder in Buchstaben
hat man die Lösung.
Hier gilt es wieder, wörtlich zu denken. Die Antwort ist Uppsala, aber
man wirft nichts hoch, sondern verwirft “upp”. Und wenn man dann noch
den ersten Buchstaben weglässt, kommt man auf Ala. Das war wohl das
einfachste Rätsel des Tages.
Hier musste man sich daran erinnern, dass im oben erwähnter “Zeitung”
ein Text über Richthofen stand. Obiges ist also eine Übersetzung
desselben in irgendeine Sprache. Man musste aber mit Hilfe dieses
Schlüssels nur drei Worte übersetzen, nämlich “viktigare än resan”.
Schließlich ist das das Ziel und steht außerdem über “SATT”, schwedisch
“över satt”, also “översatt” = “übersetzt”. Da kamen wir nicht drauf.
Hie habe ich die Lösung vergessen, aber es ging darum, die “Asse”,
schwedisch ess, sowohl als Karten zu deuten als auch als die
Buchstaben “s”. Die Buchstaben über den s-en aus der vierten Zeile galt
es unter anderem zu verwenden.
Wieder ganz wörtlich nehmen: Die Antwort ist “dyrbart, och inte så
lätt”. Nimm heraus “och byt, slå in det rätt”. Wenn man also letzteres
aus ersterem streicht, bleibt Ar übrig, ein Ort in der Nähe von
Uppsala und die Lösung.
In oben genannter “Zeitung” gab es ein Buchstabenrätsel, in dem man
Musikinstrumente senkrecht, waagrecht und diagonal fand. Wenn man die im
Rätsel angegebenen auch noch darin findet und dann nur die Buchstaben
nahm, die überhaupt nicht verwendet wurden, kam man auf die Lösung.
Das Bild zeigt eine Gangschaltung. Und wo der Rückwärtsgang sein
sollte, steht “abo”. Rückwärts fahren heißt auf schwedisch backa – die
Lösung ist also Backabo.
Man braucht “Hilfe” mit der Lösung. In der “Zeitung” gab es einen
kurzen Text über das Beatles-Album “Help!” und dessen abgedrucktes
Cover. Dort zeigen
die fab four in bestimmte Richtungen – die im Rätsel mit Buchstaben
versehen sind. Die richtigen sind sogar noch eingekreist zu erkennen.
Björkby ist also die Lösung, denn W zählt ja nicht.
Das war alles, bis auf dass mir ein Zettel abhanden gekommen ist. Im nachhinein kommen einem die Rätsel nicht mehr so unmöglich vor, aber ich kann versichern, dass knapp 200 Leute an diesem Tag sich ganz schön den Kopf darüber zerbrochen haben.