Der Jugendverband der schwedischen Sozialdemokraten (SSU) ist die größte politische Jugendvereinigung im Land und dient vielen als Sprungbrett in die “richtige” Politik. Die bisherige Vorsitzende des SSU, die 30-jährige Anna Sjödin, war das ganze Jahr in den Medien, weil sie im Januar in betrunkenem Zustand in Streit mit dem Rausschmeißer einer Stockholmer Bar geriet und ihn dabei tätlich angegriffen und mit rassistischen Äußerungen beleidigt haben soll.
Sie selbst streitet das ab und versucht, sich selbst als Opfer darzustellen. Das Gericht folgte jedoch nicht ihr, sondern den zahlreichen Zeugen, die die Version des Wächters bestätigten. Essprach sie im Oktober in allen Punkten schuldig und verurteilte sie zu einer Geldstrafe von umgerechnet 4000 Euro und zur Zahlung von 600 Euro Schmerzensgeld. Sjödin sah sich wieder als Opfer einer Hetzkampagne und Justizirrtums und “verlor ihr Vertrauen die schwedische Justiz”.
Sie legte Revision ein. Am Dienstag dieser Woche wurde diese jedoch abgelehnt und das Urteil ist rechtskräftig. Jetzt endlich wurde der Druck der lokalen Unterverbände so groß, dass Anna Sjödin zurücktrat (S). Sie hat dazu einen – meiner Meinung nach recht armseligen^1^ – Leserbrief geschrieben, in dem sie ihre Opferrolle wiederholt, eigene Verdienste aufzählt und behauptet, ohnehin nie SSU-Vorsitzende sein zu wollen.
^1^Ich hätte an dieser Stelle fast vergessen, dass das deutsche Wort “pathetisch” etwas ganz anderes bedeutet als das englische “pathetic” und das schwedische “patetisk” und damit hier völlig fehl am Platz wäre.