Carl Bildt vs. SSU

Die schwedischen Jusos (SSU) haben wegen der neuen Vorwürfe gegen Außenminister Carl Bildt seinen Rücktritt gefordert (S).

Bildt kommentiert (S) das in seinem Blog mit dem Seitenheib, dass die Forderung ja nicht einmal von der SSU-Vorsitzenden kam, die sei nämlich zurückgetreten. (Hintergrund)

Der SSU revanchiert sich jetzt auf humorvolle Weise und bietet Bildt bei eBay zum Verkauf an (S, via). In der Produktbeschreibung heißt es:

Carl Bildt ist eine einmalige Anlagegelegenheit für alle, die auf zweifelhafte Weise Geld verdienen wollen. Er hat den Weg für Investitionen ins türkische Militär frei gemacht, eine Organisation, die Oppositionelle unterdrückt und die die Demokratie der Türkei bedroht. Er hat außerdem in Ölfirmen investiert, die Diktaturen in Afrika dabei helfen, die Bevölkerung zugunsten der Ölförderung zu vertreiben. Möchten Sie eine Gaspipeline durch die Ostsee von Russland nach Deutschland legen? Dann ist Bildt ihr Mann. Er bietet seine Dienste an, egal ob es russisches Gas, sudanesisches Öl oder eine völkerrechtswidrige Invasion des Irak ist. (Übersetzung von mir)

Da sage noch einer, Politik habe keinen Unterhaltungswert. Die Kritiker scheinen jedoch nicht einzusehen, dass in einem Rechtsstaat ein Gesetzesbruch und die Verurteilung den einzigen Ausschlag gibt. Deswegen ist eine nicht bezahlte Fernsehgebühr mehr Rücktrittsgrund als legale Finanzgeschäfte, selbst wenn sie dem Moralverständnis einiger Menschen zuwiderlaufen. Solange es nicht einmal eine rechtliche Anklage gibt, halte ich Rücktrittsforderungen für heiße Luft.

Unterdessen kommt genau die Diskussion um Carl Bildts Blog in Gang, die ich neulich schon angeschnitten hatte. Der Expressen beschwert sich (S), dass Bildt den Blog zur Selbstdarstellung benutzt und damit die wichtige Institution der kritischen Medien unterwandert. Diese Gefahr besteht wohl im Prinzip, aber dass sich allen voran die Boulevardpresse an dem Blog stört, ist leicht nachzuvollziehen. Erst wenn sich die seriösen Medien in gleicher Weise bedroht fühlen, sollte man wohl noch einmal nachschauen. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg.

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