Wort der Woche: Hjortron

[![Eine unreife und eine reife Multbeere](/pic/hjortron_s.jpg) Eine unreife und eine reife Multbeere.](/pic/hjortron_l.jpg)

Erwähne hjortron (sprich: juhrtron) in Anwesenheit eines Schweden und er wird wahrscheinlich glänzende Augen bekommen. Hjortron ist eine Beerensorte, die in moos- und sumpfartigen Gegenden in der nördlichen Hälfte Schwedens wächst, oft in den Bergen gerade oberhalb der Baumgrenze. Jetzt ist gerade die Reifezeit und das nebenstehende Bild ist von vor wenigen Tagen. Es zeigt links eine unreife rötliche und daneben die orange-gelbe reife Frucht, die nach dem Foto in meinen Magen wanderte. Wie man sieht, ragen die Beeren an einzelnen Stengeln aus dem Boden und sind deswegen leicht zu finden und zu pflücken.

Der Geschmack ist stark, sehr eigen und naturgemäß schlecht in Worte zu fassen. In Deutschland sind Hjortron meines Wissens weitgehend unbekannt, aber wer genauer auf eine finnische 2-Euro-Münze schaut, findet sie dort. In den einschlägigen Gegenden tragen Schweden (und Finnen und Norweger) gerade eimerweise Hjortron nach Hause und kochen diese ein, oder machen all das, was man mit Beeren so machen kann, auch Likör.

Eine weniger gebräuchlicher Name für Hjortron ist multebär und daher leitet sich der deutsche Name ab: Multbeere, oder auch Moltebeere. Das ließe sich mit “Schmelzbeere” übersetzen und kommt daher, dass reife Hjortron sehr weich sind. Jedes Segment der Beere enthält einen kleinen harten Kern, ähnlich Brombeeren, mit denen sie entfernt verwandt sind. Wer sich für die genauere biologische Einordung interessiert, schaue in den Wikipedia-Artikel.

Nicht nur der Farbe wegen werden Hjortron als das “Gold von Lappland” bezeichnet, denn sie werden als Delikatesse gehandelt und gehören zu den Speisen, zu denen Schweden ein romantisches Verhältnis haben und die ein Essen automatisch zum Festessen machen. Marktpreise in Stockholm liegen um 25 Euro pro Kilo und schwanken von Jahr zu Jahr, weil Hjortron recht wetterempfindlich sind. Trotz des Versuchs, sie zu domestizieren, sind Multbeeren bis heute reine Wildbeeren.

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