Wort der Woche: Utspel

Utspel setzt sich aus der Vorsilbe ut (“aus-, heraus-”) und spel (“Spiel”) zusammen. Es bezeichnet das Ausspielen der ersten Karte beim Kartenspiel, wird aber meist im übertragenen Sinn verwendet, für den mir spontan keine bessere Übersetzung einfällt als “unerwartetes Manöver”.

Im besonderen werden im Wahlkampf – in gut vier Wochen wird in Schweden gewählt – die vielen Wortmeldungen von Politkern Utspel genannt. Es ist nämlich üblich, dass Zeitungen Texte der Parteien und einzelner Politiker, in denen sie ein Vorhaben oder ihre Meinung zu einem Thema darlegen, unkommentiert auf ihrer Debatten-Seite abdrucken, um sie dann meist erst am nächsten Tag in den Leitartikeln zu kommentieren oder über Reaktionen der Gegenseite zu berichten. Und so prasseln zur Zeit täglich mehrere solcher “Ausspiele” auf die Bürger ein, die sich diese selbst zu einem Gesamtbild zusammenfügen müssen, das dann hoffentlich zur richtigen Wahlentscheidung führt.

Ein paar Beispiele für Utspel aus den letzten Wochen:

  • Der Sozialdemokrat Bodström will drei Polizei- und Geheimdienste zu einer “Superpolizei” gegen organisierte Kiminalität zusammenlegen.
  • Integrationsministerin Sabuni will neuen Asylbewerbern die Urlaubstage und den Lohn kürzen, um sie schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
  • Beide Blöcke wollen Rentner mit niedrigeren Steuern ködern und das Argument ist, dass durch den Jobbskatteavdrag (siehe WdW: Skatt) Arbeitnehmer weniger Steuern zahlen als Rentner. Ein parteiunabhängiges Utspel von Volkswirtschaftlern rechnet dagegen vor, dass dieses Raisonnement eigentlich Blödsinn ist.
  • Die Stockholmer Sozialdemokraten wollen mehr alltägliche Dienstleistungen in die U-Bahn-Stationen integrieren.
  • Die liberale Folkspartei mit Chef Björklund widmet sich wie immer besonders den Schulen und will strengere Regeln für Privatschulen und die Eltern von störenden Schülern ins Klassenzimmer holen.
  • Die Christdemokraten wollen das Gesundheitssystem sicherer machen.
  • Die Zentrumspartei will weniger Macht für die Gewerkschaften.
  • und gegen weitere Privatisierungen wettern die Sozialdemokraten.

Die Liste ließe sich beliebig fortführen und es ist deshalb nicht schwer nachzuvollziehen, dass Wähler der ständigen Utspel überdrüssig werden. Die Medien haben alle Hände voll zu tun, die Wahlversprechen alle zusammenzustellen, was wiederum auch damit zu tun hat, dass der Wahlkampf erst jetzt wirklich eröffnet wird und die Parteien ihre kompletten Manifeste noch nicht veröffentlicht haben.

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