Täglich ist zur Zeit etwas über Vattenfall in den schwedischen Zeitungen zu lesen. Der Energiekonzern ist im schwedischen Staatsbesitz und hat in den letzten zehn Jahren viel auf dem Kontinent investiert, nicht zuletzt in Kohle und Kernkraft in Deutschland. Und der dortige Aufruhr um Krümmel hat nicht wenig zum Vertrauensverlust in die Führung des Konzerns beigetragen.
Nicht nur dass nicht laufenden Kraftwerke viel Geld kosten und die Bilanz verhageln; auch dass Schweden durch die Verträge indirekt haftbar für Unfälle in Deutschland ist, sorgt für Unmut. So lustig wie Fefe finde ich das zwar nicht, andererseits sind eben solche Staatsgarantien eine übliche Subvention der Kernindustrie – denn eine normale Versicherung gegen einen GAU wäre unbezahlbar. Hat jetzt Deutschland einen Deal gemacht, das finanzielle Risiko auf Schweden abzuschieben, oder Schweden, indem es das reale Risiko eines Unfalls lieber ins Ausland trägt als daheim zu haben? Ansichtssache.
Als dann vorige Woche Pläne an die Öffentlichkeit kamen, dass Vattenfall das schwedische Stromnetz verkaufen wolle, um mehr in Kernenergie in Großbritannien zu investieren, war das Maß voll. In Schweden funktioniert die Trennung von Netzabgabe und Stromproduktion eigentlich recht gut: Man zahlt die Rechnung für den Transport an den Netzbetreiber (meist Vattenfall) und sucht sich seinen Stromproduzenten aus übersichtlichen Vergleichen wie elprisguiden aus und kann mit 10 Minuten Aufwand den Anbieter wechseln. Vattenfall hat in Schweden also die Doppelrolle als Netzbetreiber und Stromproduzent und ersteres ist ein gutes Argument für den Staat als Besitzer der Infrastruktur, genauso wie das Banverket als Betreiber des Schienennetzes in Staatsbesitz ist, während allerlei private Zugbetreiber auf den Gleisen fahren.
Kurz und gut: Vattenfall hat einiges an Vertrauen verspielt und die schwedische Regierung sah sich entgegen ihrer Maxime, staatliche Firmen nicht im Detail zu Steuern, gezwungen zu agieren. Und was tut man, um Kritik loszuwerden? Man wechselt den Chef aus. Der bisherige Geschäftsführer Lars G Josefsson wird vom Norweger Øystein Löseth abgelöst.