Verblüffung

Wenn man ein Paket bei der Post abholen will und einem der Mensch hinterm Tresen das Paket reicht, bevor man ein Wort gesagt hat oder den Zettel hinübergereicht hat, geht einem in Sekundenbruchteilen so einiges durch den Kopf. Zuerst ein baffes “Hä?”, dann die Frage “Kenn ich den?” mit der Antwort “Nein”. Selbst wenn er mich kennt, wie hat er dann das Paket so schnell zur Hand gehabt? Hat er auf mich gewartet?

Ich muss ziemlich verwirrt geschaut haben, was ihn jedoch keineswegs störte. Erst auf meine Nachfrage erklärte er, dass er mich in der Tat aus Fotografenkreisen kennt und ab und zu meine Bilder im Netz anschaut. Ich tat höflich, als ob ich mich jetzt mit Zusammenhang auch an ihn erinnern würde, habe aber keinen Schimmer ob und wann wir uns einmal getroffen hatten.

Erst als ich wieder auf der Straße war, verflog meine Verwirrung und ich fand die Szene doch ganz nett.

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Kapplasse

Ich war gestern mit ein paar Bekannten zum Fotografieren zwei Stunden nördlich, im Naturreservat Kapplasse an der Ostseeküste. Sehr schön da mit den Klippen. Auf lange Entfernung glaubten wir auch, zwei Seeadler erspäht zu haben. Bis ich die Bilder von dort sortiert habe, wird es aber noch etwas dauern.

Gegen Ende des Tages gab meine Kamera leider den Geist auf: Spiegel und/oder Verschluss scheinen verklemmt. Äußerst ärgerlich.

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Freie Übersetzung


Deutsch Völker, hört die Signale!
Schwedisch Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. Mera brännvin i glasen,
Mera glas på vårt bord,
Mera bord på kalasen,
Mer kalas på vår jord!


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Wort der Woche: Spex

Die C-Men Ein spex ist ein lustiges Theaterstück, meist von einer studentischen Gruppe Amateure aufgeführt. Das Wort selbst kommt von “Spektakel”.

Die bekanntesten Spex kommen aus Lund (lundaspexet), aber es gibt zahlreiche Gruppen in den anderen Universitätsstädten. Im Gegensatz zur Lunder Schule, sind Spex nach Uppsala-Art in Reimform. Das Ganze ist eine äußerst unernste Angelegenheit und kann von wenige Minuten langen Einlagen während einer Gasque bis zu mehrstündigen Aufführungen reichen.

Gestern waren wir beim diesjährigen TekNat-Spex der Studenten von Technologie und Naturwissenschaften. Der Titel war “C-Men – Ett spex med genvägar som artar sig” und das Thema war Evolution und “intelligentes Design”. Die Handlung ist schnell erzählt. Die C-Men sind ein Abklatsch der X-Men mit ziemlich sinnlosen Superkräften. Ihr Boss will verhindern, dass Darwin auf die Idee der Evolution kommt und hat dazu einen “Dummstrahl” erfunden, mit dem er die Menschheit für immer an die “Wissenschaft des intelligenten Design” glauben lassen will.

Der Dummstrahl auf Darwin
gerichtet

Darwin reist zusammen mit Piraten, deren einer Jack Sparrow sehr ähnlich sieht, auf die Galapagos, wo er – passend zum Jubiläum – auf Carl von Linné trifft, der ihm die Evolution erklärt. Darwin findet das ganz toll und will es als eigene Idee ausgeben. Die ganze Zeit sind ihm die C-Men und der ~~Schiffspriester~~ Pfarrer am Stock auf den Fersen.

Klingt absurd? Ist es in echt noch viel mehr. Nicht zuletzt, weil das Publikum ermuntert wird, mitzumachen und Regianweisungen an die Darsteller zu rufen. Wenn eine Szene gut war, ruft man omstart!, damit sie wiederholt wird – mit einiger Abwandlung. Die Schauspieler sind darauf natürlich vorbereitet und oft kommen sie erst nach bei der dritten oder vierten Variante in Schwierigkeiten. Auch beliebt war es gestern, bestimmte Dialekte oder Sprachen zu fordern. Wenn der ernste Dialog dann plötzlich mit norwegischer Betonung fortgesetzt wird, ist das einige Lacher wert.

Für Amateurtheater war die Vorstellung mit Orchester, Chor und zahlreichen Tanz- und Musikeinlagen sehr aufwendig und dauerte inklusive Pause drei Stunden. Spex ist eine sehr schwedische und studentische Form der Unterhaltung und allemal wert anzusehen, vor allem wenn man sich an Absurdem erfreut und an Widersinnigem nicht allzu sehr stört.

Nachtrag, 9.5.07: mehr Bilder.

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Die Pirate Bay von Rassisten finanziert?

Spiegel Online hat sich ja schon etwas verändert, seit ich aufgehört habe, dort zu lesen. Der Artikel Rechtspopulist finanziert Internet-Tauschbörse über die schwedische Pirate Bay hat das Originalvideo von YouTube eingebunden und verlinkt im Text auf Quellen in anderen Medien und Sprachen. Nicht schlecht.

Zum Thema selbst. Carl Lundström, der mit Wasa-Knäckebrot und dem Snackproduzenten OLW reich geworden ist, ist also ein extremer Rechter und hat die Pirate Bay mit Servern unterstützt. Die Meldung scheint nicht ganz frisch zu sein, denn schon letzten Juni ging das Thema kurz durch Medien und Blogs. Damals hatte ich das allerdings verpasst.

Ich finde das natürlich äußerst unschön, nicht zuletzt, weil ich mich an dieser Stelle schon häufiger sympatisierend über Pirate Bay und die Piratpartiet geäußert habe. Interessant zu wissen wäre, ob Lundström weiterhin an der Pirate Bay beteiligt ist und zum Beispiel auch von deren Werbeeinnahmen profitiert. Außerdem dürfte es viele vor der Piratenpartei abschrecken, wenn herauskäme, dass Lundström auch dort seine Finger im Spiel hat.

Andererseits gibt es die grundlegende Frage, inwieweit man sich die Ansichten eines Geldgebers durch die Annahme des Geldes zu eigen macht. Muss man als Firmengründer die politischen Ansichten des Chefs einer investierenden Firma kennen und gutheißen?

Es wäre natürlich trotzdem zu begrüßen, wenn die Pirate Bay jetzt die nötige Offenheit an den Tag legen würde und zum Beispiel in groben Zügen darlegt, wohin denn die Werbeeinnahmen fließen, die auf etwa eine Million Kronen pro Monat geschätzt werden. Dass, wie SpOn schreibt, noch keine Anklage gegen die Macher der Pirate Bay erhoben wurde, nachdem letztes Jahr ihre Server beschlagnahmt wurden, ist richtig.

Aber erst heute stand (S) in der Zeitung, dass dies mit Sicherheit bald geschehen werde. Neulich wurde entschieden, Polizei und Staatsanwaltschaft nicht dafür verantwortlich zu machen, dass bei der Razzia auch viele unbeteiligte Server beschlagnahmt wurden. Ob die Betroffenen Schadenersatz erhalten, ist noch ebenso unklar wie die Frage, ob die erwiesene Einflussnahme der amerikanischen Rechteinhaber noch Folgen für den ehemaligen Innenminister Bodström haben wird.

(Danke an Piet für den Hinweis auf den SpOn-Artikel)

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Kleine Korrekturen

Schweden fallen doch noch einmal andere Dinge auf, wenn sie einen Artikel wie diesen zu lesen bekommen.

  • Das da auf dem Schild, liebe ZEIT, ist kein Elch:

    Kein Elch

  • Aus Stockholm kommen die Kriminalromane von Mankell, Nesser und Edwardsson nicht, sondern aus Skåne, Uppsala beziehungsweise Göteborg.

  • Leif GW Persson wird nicht wirklich “Giwi” genannt, allenfalls nach den Initialen “GW”, aber dann mit “e” anstatt “i” gesprochen. Und seine Popularität und sein Einfluss sind ziemlich übertrieben.
  • Wie konnten die Autoren den Mord an Anna Lindh vor dreieinhalb Jahren vergessen? Der hat wirklich hohe Wellen geschlagen und unter anderem dafür gesorgt, dass heute nicht mehr nur König und Premierminister Leibwächter haben.

  • Auch wenn der Artikel mehrere richtige Punkte anspricht, bleibt die Frage, ob sich ein ähnlicher Artikel – mit anderen Beispielen – genauso für andere Länder schreiben ließe, oder ob es ein spezifisch schwedisches Thema ist. Wahrscheinlich ist ersteres der Fall.

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Noch einmal "Kriminalität"

Ein kleiner Nachtrag zu vorgestern.

Es scheint, als ob sich zumindest die schwedischen Richter den populistischen Forderungen von Politikern widersetzen. Eine Untersuchung ergab, dass sehr oft Strafen verhängt werden, die im unteren Bereich des möglichen Maßes liegen. Natürlich findet das die Justizministerin gleich gar nicht gut. (S)

Ein weiteres schönes Beispiel für übertriebene Wortwahl fand ich hier. Da ist von einer “Klotterattack” die Rede, also einem Graffiti-Angriff! Dramatisch, nicht? Die drei Sprayer, die den Marktplatz hier in Uppsala aufpeppen wollten, wurden auch gleich verhaftet. Klotter ist wohl eines der wenigen Worte, die im Schwedischen härter klingen als im Deutschen.

Fabian macht sich auch Gedanken zum Thema und ich stimme ihm voll zu, dass man sich oft wie in einem permanenten Sommerloch vorkommt. Vielleicht liegt es daran, dass ich nach fünf Jahren immer noch aufmerksam die deutschen Nachrichten verfolge.

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Estland, Russland und Schweden

Radio Schweden befasst sich mit der diplomatischen Posse, die da gerade zwischen Estland, Russland und Schweden abläuft. Kriegt euch ein, Kinners.

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En svensk tiger

alttext Aus der Rubrik “Worüber ich schon lange schreiben wollte” heute: ein schwedischer Tiger.

En svensk tiger ist die Bildunterschrift unter dem schwedisch blau-gelb gestreiften Tiger (siehe Bild), der auf dem noch heute sehr bekannten Propagandaplakat aus der Zeit des zweiten Weltkrieges zu sehen war. Der Witz und Sinn erschließt sich einem erst, wenn man die andere Bedeutung des Slogans kennt. Neben “ein schwedischer Tiger” kann die Aussage des Satzes nämlich ebenso “ein Schwede schweigt” sein. Die Schweden sollten also ermuntert werden, vorsichtig im Umgang mit Fremden zu sein und keine militärischen Geheimnisse zu verraten.

Der Tiger wurde 1941 von Bertil Almqvist gezeichnet und das Bild ging nach seinem Tod 1972 an seine Töchter, die es wiederum dem Beredskapsmuseet schenkten. Als dieses jedoch anfing, den Tiger auf Anstecknadeln und Tassen zu drucken, wurde es vom schwedischen Militär verklagt, das die Figur als Markenzeichen registriert hatte. In zweiter Instanz wurde jetzt zugunsten des Museums entschieden (S) und festgestellt, dass das Militär nur die Verwertungsrechte zur Öffentlichkeitsarbeit in Kriegszeiten habe.

(Auf meine Nachfrage hin erfuhr ich vom Museum, dass man das Bild verwenden darf, solange man dies im Zusammenhang mit seiner Geschichte tut.)

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