Minister mit wertlosem Examen?

Die neueste Sau, die gerade durchs politische Dorf in Schweden getrieben wird, betrifft Arbeitsmarktminister Sven Otto Littorin. Der MBA, den er in seinem Lebenslauf angibt, wurde im Fernstudium abgelegt und stammt von der Fairfax University in den USA. Dabei scheint es sich um eine Diplomfabrik zu handeln, die anstatt Studienleistungen Geld als Gegenleistung für einen Abschluss verlangt.

Das Högskoleverket würde nach eigener Aussage ein solches Examen in Schweden nicht anerkennen. Ein nettes Detail des Skandals ist, dass Littorin sich weder daran erinnert, wo die “Universität” lag, noch, wer der Betreuer seiner Abschlussarbeit war. Anmerkenswert ist auch noch, dass es ein Blogger war, der den Stein ins Rollen gebracht hat.

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IAEA in Forsmark

Die letztjährigen Vorfälle im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark haben die internationale Atomenergiebehörde IAEA auf den Plan gerufen. Bei einem ersten Besuch gestern einigte man sich darauf, dass nächsten Februar zwölf Kontrolleure die Abläufe und Sicherheitsstandards untersuchen werden.

Das bedeutet, dass der Bericht etwa zwei Jahre nach dem Anlass erscheinen wird. Eilig scheint man es nicht zu haben.

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Schwedenfans

Es gibt Menschen in Deutschland, die sich als “Schwedenfans” bezeichnen. Ich finde den Begriff Fan im Zusammenhang mit einem Land immer etwas befremdlich und frage mich, was denn damit gemeint sein soll, außer dass man gern in dieses Land in Urlaub fährt.

Wikipedia sagt:

Ein Fan [ˈfÉ›n] (englisch fan [ˈfæn], von fanatic = Fanatiker) ist ein begeisterter Anhänger einer Person, einer Gruppe von Personen oder einer Sache. [...] Organisierte Fans finden sich oft in Fanklubs zusammen. [...] Die begeisterte Anhängerschaft äußert sich meist in Ritualen der Verehrung der betreffenden Person, Gruppe von Personen oder Sache. Für diese Verehrung, die die Fans betreiben, hat sich umgangssprachlich der Begriff Kult eingebürgert. Er beruht häufig auch auf Mythen, die sich um den Gegenstand der Verehrung ranken. (Hervorhebungen von mir)

Im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen kann man sicher “Schwedenfan” sein, indem man ebendieser Mannschaft Erfolg wünscht, aber das Wort wird allgemeiner verwendet. Kann man begeisterter Anhänger eines Landes sein? Gibt es Fanklubs für Schweden? Die diversen Schwedenforen im Internet kommen dem wohl am ehesten nahe. Dass das Bild von Schweden auf Mythen beruht, stimmt wohl auch teilweise; man denke nur an den Sozialstaat, dessen Einschnitte sich noch nicht überallhin durchgesprochen haben.

Trotzdem finde ich die Verehrung, die mit dem Fan-Sein einher geht, zu stark, als dass man sie einem Land entgegenbringen könnte. Man kann einzelne Dinge besser oder schlechter finden, aber es sind unzählige Eigenschaften, die ein Land ausmachen, und jemandem, der glaubt, in Schweden sei alles besser, bin ich geneigt zu unterstellen, dass er nicht weiß, wovon er spricht. Außerdem könnte man eine solche Verehrung wohl als Fortsetzung oder Überbleibsel der Nazi-Ideologie sehen. Die fanden den Norden auch ganz toll. Und zuletzt: Fans heißen etwas unhinterfragt gut und kritisieren in der Regel nicht. Kritik ist aber Voraussetzung dafür, etwas zu verbessern, und zeugt eher davon, dass einem etwas nicht gleichgültig ist, als blinde Unterstützung.

Ich lebe sehr gern in Schweden, aber Schwedenfan bin ich nicht.

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Kristdemokraterna

Die gegenwärtige schwedische Regierung besteht aus der bürgerlichen Moderatpartiet, der Zentrumspartei, der liberalen Folkpartiet und den Kristdemokraterna (kd). Letztere sind im Gegensatz zum deutschen Pendant keine große Volkspartei, sondern eine kleine ultrakonservative Partei, in der sich die “religiöse Rechte” inklusive evangelikaler Vereinigungen wie Livets Ord versammelt.

Aber die anderen drei brauchen (kd) zum Regieren und immer wieder hört man von Vorhaben, gegen die sich der kleinste der Koalitionsteilnehmer sträubt. Zwei aktuelle Beispiele:

  • Die Regierung will den Schulbeginn im Alter von sechs Jahren obligatorisch machen und damit die Grundschule auf zehn Jahre verlängern. Bisher war das Vorschuljahr freiwillig. Die Christdemokraten zweifeln.
  • Alle Partien des Reichstags, also auch die Oppositionsparteien, sprechen sich mittlerweile für eine geschlechtsneutrale Gesetzgebung beim Thema Ehe aus. In praktischen Belangen sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften zwar schon heute nicht mehr benachteiligt, der neue Gesetzestext würde die letzten semantischen Hürden beseitigen und Homosexuelle könnten in Zukunft “heiraten” und “Ehe schließen” anstatt ihre “Partnerschaft registrieren”. [(kd) bleibt hart dagegen](http://www.sr.se/cgi-bin/ekot/artikel.asp?Artikel=1429905), natürlich mit dem gleichen Nicht-Argument wie G. W. Bush, dass die Ehe als Institution zwischen Mann und Frau geschlossen wird. Das sei eine Regelung wie sie sich hunderte von Jahren lang in Schweden bewährt habe. Richtig viele Freunde scheinen sie sich damit nicht zu machen. Wenn heute Wahl wäre, würden die Christdemokraten [unter der 4%-Sperre](http://www.sr.se/cgi-bin/ekot/artikel.asp?Artikel=1430123) landen und nicht mehr ins Parlament einziehen.
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Wort der Woche: EPA-traktor

Sehr oft sieht man sie nicht auf den schwedischen Straßen, meist nur auf Nebenstrecken. Autos, die schon noch an Autos erinnern, aber signifikant umgebaut sind. Obwohl optisch aufgemotzt, schleichen sie mit 30 km/h die Straßen entlang, die EPA-traktorer.

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Das Wort kommt vom ehemaligen Enhetsprisaktiebolaget, kurz EPA, einer schwedischen Warenhauskette, die für billige und qualitativ einfache Waren bekannt war und heute in Åhléns aufgegangen ist. Ein EPA-traktor ist also ein billiger und einfacher Traktor im Eigenbau. In den Jahrzehnten während und nach dem zweiten Weltkrieg gab es Bedarf dafür, alte Autos und Lastkraftwagen als Landwirtschaftsmaschinen zu verwerten. Um die Zulassung als EPA-Traktor zu erhalten, wurden die höheren Gänge im Getriebe gesperrt und damit die Höchstgeschwindigkeit begrenzt.

Mitte der Siebziger wollte man die Neuzulassung von EPA-Traktoren verbieten, aufgrund lauter Proteste wurde jedoch ein Nachfolger geschaffen: der arbetstraktor, kurz A-traktor. Die Bezeichnung EPA-traktor ist aber immer noch die geläufigere.

Die wichtigsten Bestimmungen für ein solches Gefährt sind, dass es ein Serienauto gewesen sein muss und so umgebaut wurde, dass es offensichtlich nicht mehr zum Transport von Personen oder Material gedacht ist. Damit ist unter anderem gemeint, dass die Fahrzeugkabine auf eine Sitzreihe verkürzt werden muss. Weil die Verwendung als Zugmaschine vorgesehen ist, ist eine Anhängevorrichtung ebenso Pflicht wie die permanente Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h.

Es ist die Tatsache, dass man EPA-Traktoren schon ab 16 Jahren fahren darf, die dafür sorgt, dass es sie immer noch gibt. Gerade Jugendliche vom Land, so sagt man, basteln gern an ihren “Traktoren”, die äußerlich eher selten an das erinnern, was man sich unter einem Traktor vorstellt. Beliebte Motive sind

  • [wie Rennwagen aussehende Pickups](http://members.fortunecity.com/bellin/0a6c2100.jpg). Es geht also meist um das Ausleben der pubertären Faszination am Auto und man kann sich ein Kichern nicht verkneifen, wenn man einem EPA-Traktor auf der Straße begegnet. Quellen: [hier](http://sv.wikipedia.org/wiki/A-traktor), [hier](http://sv.wikipedia.org/wiki/EPA-traktor), [hier](http://www.bilprovningen.se/externt/bpweb.nsf/c377abcde387c4aec125689c003bd53e/125e0505c97b6a62c1256f64004a8991!OpenDocument) und [hier](http://images.google.com/images?svnum=10&um=1&hl=en&safe=off&q=EPA-traktor&btnG=Search+Images). *Nachtrag, 2.7.07:* Bild oben eingefügt.
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Esbjörn Svensson Trio - Behind The Yashmak

([YouTube DirektJazz](http://www.youtube.com/watch?v=Ew0Hs7-hX6E))

Wikipedia schreibt:

Das Esbjörn Svensson Trio, kurz e.s.t., ist ein schwedisches Jazz-Trio, 1990 gegründet durch Esbjörn Svensson (Klavier), Dan Berglund (Bass) und Magnus Öström (Schlagzeug). e.s.t. ist heute nicht nur einer der bekanntesten Vertreter der skandinavischen Jazzszene, sondern auch eine der erfolgreichsten Jazzformationen weltweit.

Ich bin ja eher ahnungslos was Jazz angeht, aber dass e.s.t. es draufhaben, entgeht nicht einmal mir.

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Hultsfred

Apropos Hultsfred. Das größte schwedische Rockfestival ist seit gestern in vollem Gange und beim Blick auf die Liste der Bands ärgere ich mich – wie jedes Jahr – ein wenig, wieder nicht hingefahren zu sein.

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Radio Brennt in Schweden

Wenn einem in der Fußgängerzone jemand scheinbar mit sich selbst redend begegnet, nimmt man heute meist an, er telefoniere. Gilt ähnliches auch schon für Leute mit MP3-Playern, die plötzlich loslachen? Weiß man, dass die vermutlich Podcasts hören?

Ich radele zum Glück einen recht einsamen Weg zur Arbeit, denn heute morgen konnte ich mir das Lachen an einigen Stellen nicht verkneifen. Schuld hatten die Leute von Radio Brennt mit ihrem “Schweden Spezial”, in dem sie von ihrer Reise zum Hultsfred-Festival berichten. Wegen des Sounds-Quiz wollte ich diesen Podcast sowieso schon einmal erwähnen. Das ist nicht weniger witzig, wenn man die Auflösung schon vorher weiß. Ach, und Hut ab vor der Professionalität schwedischer Touristeninformationstelefonistinnen.

Das mag jetzt kryptisch geklungen haben, aber hört doch einfach rein.

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