Merkels geheimer Brief

Deutschland hat seit Anfang des Jahres den Ratsvorsitz der EU inne und man will, wie angekündigt, der EU-Verfassung neues Leben einhauchen. Zu diesem Zweck ging jetzt Schreiben an die Regierungschefs der EU, angeblich um die Vorgehensweise zu erläutern und die angestrebte Diskussion in Gang zu setzen.

Normalerweise dringt die direkte Kommunikation zwischen Staaten nicht an die Öffentlichkeit, in Schweden gibt es jedoch das Öffentlichkeitsprinzip. Dieses sorgt nicht zum ersten Mal für Irritationen beim schwedischen Umgang mit der EU. Wenn EU-Dokumente, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, in Schweden öffentlich werden, ist man darüber andernorts nicht gerade glücklich.

Merkels oben genannter Brief wurde auf Nachfrage der Medien dann auch nicht ausgehändigt und soll von der Regierung als geheim eingestuft (S) werden, um die Herausgabe zu verhindern.

Ich finde das Öffentlichkeitsprinzip toll, sehe aber auch ein, dass man Politikern die Gelegenheit geben sollte, Dinge vorzubereiten, bevor sie sie der öffentlichen Diskussion preisgeben. Ob die Geheimhaltung dieses Briefen nun nötig ist, oder ob sie zur anhaltenden Skepsis der Schweden gegenüber der EU beiträgt, ist wohl schwer zu sagen.

Tagged , , ,

Schwedischer Preis für Das Leben der Anderen

Der SR schreibt:

Der deutsche Film „Das Leben der anderen" ist in Schweden als „Bester ausländischer Film" ausgezeichnet worden. [...] „Das Leben der anderen" ist der erfolgreichste deutsche Film in Schweden seit „Good Bye, Lenin".

Vielleicht sollte ich mir den endlich einmal ansehen.

Bester schwedischer Film wurde Förortsungar (S) von Peter Holthausen und Pontus Sjöman.

Tagged , , ,

Psychologische Energieverschwendung

Bei uns sind Wasser und Heizung in der Miete inbegriffen, Strom bezahlen wir separat. Leider sind die Häuser in dieser Studentensiedlung aus den Siebzigern und isolierungstechnisch nicht auf der Höhe der Zeit – es wird also nie zu warm. Das ist in moderneren Wohnungen anders. Und was macht man, wenn es zu warm ist? Man macht das Fenster oder die Balkontür auf. Heizung kostet ja nichts.

Dabei sind natürlich auch Schweden Thermostate üblich, die die Heizung so drosseln, dass die eingestellte Temperatur gehalten wird. Wenn man Fenster über dem Thermostat öffnet, denkt dieses natürlich “Verdammt kalt hier!” und heizt, was die Anlage hergibt. Wenn dann das Fenster geschlossen wird, ist es schnell wieder zu warm und das Spiel beginnt von Neuem. Die Lösung wäre klarerweise, das Thermostat herunterzudrehen, aber eine Lösung zu einem nicht erkannten Problem wird eben auch nicht angewandt. Es kostet ja nichts.

In einigen Mietwohnungen in Schweden ist sogar der Strom in der Miete enthalten. Das führt dann zu Auswüchsen, wie dass man versucht, so viel Elektrizität wie möglich zu verbrauchen – schließlich teilt man sich die Kosten ja mit allen Nachbarn und hat den größten “Vorteil”, wenn man viel verbraucht.

Beide Beispiele kamen mir selbst erst vor kurzem unter und ich befürchte, dass das keine Einzelfälle sind. Dann verwundert es trotz der winterlichen Kälte als Totschlagargument nicht, dass die Schweden bei im Durchschnitt besserer Isolierung der Häuser einen höheren Energieverbrauch pro Kopf als Deutschland haben.

Ich fände getrennte Rechnungen für Wasser, Strom und Heizung gut, natürlich bei entsprechender Senkung der Mieten. Der Trend scheint zumindest in die richtige Richtung (S) zu gehen.

Tagged , , ,

Margot Wallström bloggt auch

Da wir gerade bei Politikern und ihren Blogs sind…

Margot Wallström ist schwedische Sozialdemokratin und seit 2004 stellvertretende Vorsitzende der Europäischen Kommission unter José Manuel Barroso. Dort ist sie bis 2009 zuständig für internationale Beziehungen und für die Kommunikationsstrategie der EU.

Zu letzterem gehört für sie auch, zu bloggen (E). Ihre Motivation dafür und den eingeschlagenen Weg, die EU bürgernäher zu machen, erläutert sie in einem Interview auf SPON.

Sollten mehr Politiker ein Blog schreiben? Ich denke schon. Das Argument des nötigen Zeitaufwandes ist zwar nicht von der Hand zu weisen, besonders wenn man über die Kommentare einen echten Dialog zulässt, aber ein solches Blog müsste ja nicht täglich gefüllt werden, um seinen Zweck zu erfüllen. Ich bin gespannt, wer in Deutschland den mutigen Anfang macht.

Danke an Olli für den Tipp.

Tagged , ,

Carl Bildt als Schüler und Blogger

Als Carl Bildt Anfang Oktober in die Politik zurückkehrte und schwedischer Außenminister wurde, schrieb er in seinem Blog:

Well, things do happen in life, as we know. On Friday I was appointed Foreign Minister of Sweden in a move that was widely seen as somewhat surprising. And in many ways it was. But when asked, while it wasn’t entirely easy to say yes, it would have been impossible to say no.

Daraufhin verstummte der Blog. Überraschenderweise hat Carl Bildt ihn seit Anfang des Jahres wiederbelebt und schreibt darin auf Englisch aus seinem Alltag. Kommentare sind zwar nicht erlaubt und verständlicherweise geht er nicht sehr in Detail, aber ich finde, dass es schon zur Bürgernähe beiträgt, wenn er schreibt, wo er gerade ist und mit wem er sich mit welchen Themen beschäftigt. Die gewählte Sprache jedoch deutet wohl eher gegen diese Motivation und lässt vielleicht nur Selbstdarstellung übrig.

Gibt es Blogs von hohen deutschen Politikern?
Angela Merkels Videocast gilt nicht, finde ich.

Zum Schluss noch ein Video von Bildt als siebzehnjähriger Aktivist in seiner Schule: ([Youtube Direktlink](http://www.youtube.com/watch?v=mA7yxpP02bI))

Tagged , , ,

Überall ist es besser...!?

Aus dem lesenswerten Mitschrieb einer Rede von Tomas Lundin, dem Deutschland-Korrespondenten der schwedischen Tageszeitung Svenska Dagbladet, zur Frage, warum sozialstaatliche Reformen in Schweden besser zu gelingen scheinen und welche Rolle dabei die jeweilige Perspektive spielt:

Ich erinnere mich gut an den letzten deutschen Wahlkampf. Göran Persson kam aus Schweden, um Gerhard Schröder zu unterstützen. Seine persönliche Botschaft an den Kanzler war die folgende: “Mach es, mach es schnell und trickse nicht!”. Also, wer reformieren will, muss nicht viel reden, sondern agieren – und das schnell. Er darf sich auch nicht dazu verleiten lassen, den politischen Gegner austricksen zu wollen. Parteitaktik verabscheuen die Wähler, meinte Persson. Schließlich gab er den Rat: Wirb massiv um öffentliche Unterstützung für deine Reformen. Bringe die Menschen hinter dich mit einfachen, glaubwürdigen Botschaften. Aber versprich nicht das Blaue vom Himmel.

(Zwei Rechtschreibfehler im Zitat korrigiert.)

Tagged , , ,

Wort der Woche: Pizzasallad

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Auch in Zeiten der internationalisierten Küche und des vereinten Europa kommen noch bestimmte landes- und regionaltypische Spezialitäten auf die Teller, denen Außenstehenden nicht selten mit Abscheu begegnen.

Die Pizza, so könnte man meinen, ist dagegen der Inbegriff der Vereinheitlichung des Essens. Unterschiede bestehen allenfalls in der Dicke des Teiges und der Variation des Belags, die es sowieso überall gibt. Auch wenn beispielsweise in Schweden öfter Schrimps auf die Pizza kommen als anderswo, erwarten einen in der Regel nirgendwo echte Überraschungen, wenn man eine Pizza bestellt, auch nicht in Schweden.

Eine nordische Eigenheit hat sich dennoch herausgebildet: der pizzasallad. Wo andernorts die Pizza eine Mahlzeit ohne Beilagen ist, gehört für viele Schweden der Pizzasalat unbedingt dazu. Es handelt sich dabei um kleingehackten Weißkohl, der in Essig, Öl und Pfeffer eingelegt ist. Die “luxuriöseren” Varianten haben auch einige Stücke Paprika beigemischt. Man bekommt den Pizzasalat auf einem Beilagenteller oder, wenn man sich die Pizza nach Hause holt, in einem kleinen, verschlossenen Plastikschälchen. Manche ehren dann sogar das Prinzip der Pizza, dass alles auf den Teig gehört, indem sie den Kohlsalat auf der Pizza verteilen, bevor die sie essen.

Ich selbst bin wohl immer noch zu “kontinental”, als dass ich in pizzasallad eine echte Bereicherung des runden Essens entdecken könnte.

Tagged , ,

Sonntagsspaziergang

Sonntagsspaziergang,
Kvarnbo

Heute nachmittag in Kvarnbo, etwa zwanzig Minuten zu Fuß von zu Hause.

Tagged , ,

Endlich Winter

Ich hatte schon die falsche Hoffnung, man käme dieses Jahr um den Winter herum. Schließlich hatten wir in Uppsala seit dem zweitägigen Schneesturm Anfang November fast durchgängig Plusgrade. Gestern wurde es aber kalt und vorhin hat es ordentlich zu schneien angefangen. Das soll bis Montag morgen durchgängig so weitergehen – danach sind Sonne und Tageshöchstwerte um -15 Grad angesagt. Auch nett, für kurze Zeit.

Tagged ,