Pirate Bay sperrt ISP aus

Die schwedische Seite The Pirate Bay, der nach eigenen Aussagen größte Bittorrent-Tracker der Welt, war schön öfter Thema auf Fiket, vor allem im Zusammenhang mit der Razzia im Mai, bei der Server beschlagnahmt wurden und der Verdacht aufkam, dass Druck von Seiten amerikanischer Rechteinhaber der Anlass dafür war. Meines Wissens ist das bis heute nicht aufgeklärt.

Die russische Seite AllofMP3, ein weiterer Dorn im Auge der Musikindustrie, wird seit zwei Wochen von mehreren dänischen Internetanbietern (ISPs) gesperrt. Viele sehen das zu Recht als Angriff auf eine der Grundfesten des Internet, seine Freiheit. Jetzt zieht der erste schwedische ISP, Perspektiv Bredband, nach und “bezieht Stellung” (S), indem er seinen Kunden Zugang zu AllofMP3 verweigert.

Hier kommt die Pirate Bay und die befreundete Interessenorganisation Piratbyrån (S), die sich für freien Kulturaustausch einsetzt, wieder ins Spiel. Die haben sich nämlich entschlossen, den Spieß umzudrehen und Perspektiv Bredband mitsamt Kunden den Zugang zur Pirate Bay zu verweigern. In der entsprechenden Pressemitteilung (E) werden die Gründe näher dargelegt und auch ein PHP-Skript angeboten, mit dem andere Seiten das gleiche tun können.

Die Pirate Bay ist eine der meistbesuchten schwedischen Seiten und es nicht abwegig, dass diese Aktion zu Kundenverlust bei Perspektiv Bredband führt.

Nachtrag: Die Sache hat sich erübrigt.

(via)

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Schwedenpolitik-Update

Schwede auf Terrorliste. Die Vereinten Nationen haben eine sogenannte Terrorliste und wer darauf landet, bekommt seine Konten eingefroren und andere Sanktionen auferlegt. Dass jetzt ein weiterer Schwede auf dieser Liste gelandet ist, entfacht die Diskussion um die Legitimität dieser Liste. Weil keine handfesten Beweise vorgelegt wurden, wird Kritik daran laut (S), dass die schwedische Regierung dies ohne Weiteres akzeptiert. Vor allem das Fehlen von Kontroll- und Einspruchsmöglichkeiten seitens der Betroffenen und die im gegenwärtiger Form herrschende Unvereinbarkeit mit der Menschenrechtserklärung werden angeprangert. Das Argument, die alte Regierung habe auch nichts dagegen getan, taucht auf und zeugt von Ratlosigkeit.

Parteichef gesucht. Nach der Wahlniederlage der Sozialdemokraten im September kündigte der ehemalige Ministerpräsident Göran Persson seinen Rücktritt als Parteichef im März an. Mittlerweile ist die innerparteiliche Diskussion entbrannt (E) und die Stockholmer Sozialdemokraten haben drei Frauen zur Kandidatur vorgeschlagen, von denen zwei jedoch (noch?) beteuern, nicht interessiert zu sein.

Gleichberechtigung abgeschafft. Die Regel, dass die Hälfte der Chefs von staatlichen Firmen und Organisationen Frauen sein sollen, wurde von der Regierung Reinfeldt verworfen (S). Stattdessen will man nach Kompetenz auswählen. Das Ziel der alten Regierung wurde zwar nicht völlig erfüllt, aber diesbezüglich tat sich wohl einiges.

Bildt gegen Danielsson. Lars Danielsson war die rechte Hand von Göran Persson in der alten Regierung. Für diesen Posten als Staatssektretär nahm er eine Auszeit von seiner Anstellung beim Auswärtigen Amt. Nach dem Regierungswechsel bewarb sich Danielsson als Botschafter, wurde jedoch von Außenminister Bildt heftig kritisiert. Danielsson habe das Parlament in der Affäre rund um die Handhabung des Tsunamis in Südostasien, bei dem viele Schweden betroffen waren, angelogen und er sehe nicht, wie ihn so etwas für einen Botschafterposten qualifiziere. Dennoch müsse man sich an die bestehenden Regeln und Gesetze für Arbeitsverhältnisse halten. Eben dies hat nun dazu geführt, dass Bildt zurückstecken musste und Danielsson doch einen Posten beim Außenministerium erhält (S), unter den gleichen Bedingungen wie die drei anderen ehemaligen Staatssekretäre der sozialdemokratischen Regierung.

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Nicht das Budget

Es kommt vor, dass ich auf ein Thema aufmerksam werde und denke “Darüber will ich bloggen”. Dann lege ich einen Artikelentwurf an, der oft auch gleich den Link zum Ursprungsartikel mitbekommt – so geht er nicht verloren und ich kann zu gegebener Zeit weiterschreiben.

Manchmal kommt mir dann in der Zwischenzeit noch mehr Material unter, das ich an den Entwurf anfüge. Irgendwann muss der Artikel dann aber fertiggeschrieben werden. Das ist einerseits völlig in Ordnung, denn so habe ich Themen, auf die ich zurückggreifen kann, wenn mir mal nichts einfällt. Es kommt jedoch auch vor, dass ich Entwürfe wegwerfe, entweder weil sie nicht mehr aktuell sind, oder weil ich es doch nicht mehr so interessant fand.

Beides trifft auf das Thema “Budget” zu. Die neue schwedische Regierung legte ihren Haushalt vor fast zwei Monaten vor und obwohl ich fleißig Links dazu gesammelt hatte, habe ich eingesehen, dass ich das nie zu Ende schreiben werde. Nicht zuletzt, weil es im Grunde langweilig ist. ;-)

Zum eigenen Nachschlagen und falls es wirklich jemanden interessiert, veröffentliche ich deshalb einfach die Liste mit den Artikeln nach dem Klick.

http://www.sr.se/Ekot/artikel.asp?artikel=972631
http://www.sr.se/Ekot/artikel.asp?artikel=972506
http://www.sr.se/Ekot/artikel.asp?artikel=969395
http://www.sr.se/Ekot/artikel.asp?artikel=972027
http://www.sr.se/Ekot/artikel.asp?artikel=973057

http://www.sr.se/cgi-bin/International/nyhetssidor/artikel.asp?ProgramID=2108&Nyheter=&format=1&artikel=972809

http://www.sr.se/Ekot/artikel.asp?artikel=973124

http://www.sr.se/cgi-bin/International/nyhetssidor/artikel.asp?ProgramID=2108&Nyheter=&format=1&artikel=974096

sell-out
http://www.thelocal.se/article.php?ID=5238&date=20061016

mehr entwicklungshilfe
http://www.sr.se/Ekot/artikel.asp?artikel=975949

http://www.sr.se/cgi-bin/International/nyhetssidor/artikel.asp?ProgramID=2108&Nyheter=&format=1&artikel=965632
http://www.tiger.se/blog/archives/2006/10/facket_ska_unde.html

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Sonnenbaum

Sonnenbaum
(Veröffentlichung um zwei Stunden rückdatiert.)

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Fernseharchive digitalisiert

Neulich wurde in Ånge, einer Kleinstadt in Norrland, eine neue Digitalisierungsfabrik für Bild- und Tonaufzeichnungen des schwedischen Fernsehens eingeweiht (S). Die Digitalisierung des Archivs soll zum einen der Alterung des Materials vorbeugen und zum anderen das Archiv leichter zugänglich machen.

Dass dabei sowohl die Forschung als auch die Öffentlichkeit erwähnt wird, lässt hoffen, dass man bald die Schätze, die in solchen Archiven schlummern übers Internet beziehen kann. Den Anfang bei der Digitalisierung machen die Aufzeichnungen der Hebung der Vasa und die Berichterstattung nach dem Mord an Olof Plame. Bis Ende 2009 soll die Arbeit abgeschlossen sein.

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Wort der Woche: Faluröd

Rotes Holzhaus

Die roten Holzhäuser mit weißen Kanten sind typisch für Schweden – zumindest auf dem Land. Warum eigentlich? Und warum wird die rote Farbe Falu rödfärg^1^, oder kurz Faluröd, genannt?

Die Antworten sind ebenso profan wie interessant. In der Stadt Falun, etwa 300 km nordwestlich von Stockholm im Inland gelegen, gibt es eine Kupfermine mit über tausendjähriger Tradition. Ab dem 16. Jahrhundert erkannte man, dass eines der Abfallprodukte nicht nur eine kräftige dunkelrote Farbe hat, sondern auch konservierend auf Holz wirkt. Ein wichtiger Vorteil ist dabei die Durchlässigkeit für Feuchtigkeit, denn so wird Fäule und Schimmel vermieden.

Im 17. Jahrhundert wurde es populär, die städtischen Häuser der Reichen mit der roten Farbe aus Falun anzumalen, auch mit dem Gedanken, die Backsteinhäuser des reicheren Kontinentaleuropas zu imitieren. Ein weiteres Jahrhundert später erfreute sich die Farbe allgemeiner Beliebtheit, die zwar heutzutage in Städten gebrochen ist, aber auf dem Land ungehindert fortbesteht.

^1^röd=rot; färg=Farbe

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Kein Salemmarsch für 6 deutsche Nazis

In Salem, einer Gemeinde im Süden der Region Stockholm, findet jedes Jahr am 9. Dezember ein Aufmarsch der Neonazis statt, der Salemmarsch (S). Anlass ist ein Ereignis aus dem Jahr 2000, bei dem ein 17jähriger Skinhead von einer Gruppe Jugendlicher zu Tode misshandelt wurde, bei der auch Einwanderer dabei waren. Die rechte Szene ehrt ihren “Märtyrer”, demonstriert gegen die scheinbar milde Bestrafung der Täter und nutzt den Anlass für ihre menschenfeindliche Propaganda.

Eine Gruppe deutscher Skinheads, die dem Marsch beiwohnen wollten, benahm sich auf dem Billigflug nach Skavsta bei Nyköping wohl derart daneben, dass sechs von ihnen dort festgehalten und mit dem nächsten Flug nach Deutschland zurückgeschickt wurden (S). Die Gruppe hatte noch mehr Mitglieder, aber die lokale Polizei konnte sich aus Mangel an Ressourcen nicht um mehr kümmern.

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Fuglesang in Space

Nicht ganz unerwartet (S) fand der Start des Space Shuttles, mit dem Christer Fuglesang der erste Schwede im Weltraum werden soll, nicht wie geplant heute Nacht statt, sondern wurde wegen schlechten Wetters verschoben. Neuer Starttermin ist Samstag Abend.

Update 10. Dez: Heute Nacht war besseres Wetter und der Start ist geglückt. Christer Fuglesang ist damit der erste Schwede im Weltraum. In zwei Tagen wird die Besatzung bei der ISS ankommen.

Update 11. Dez: Bei der Überprüfung des Hitzeschilds des Space Shuttles Discovery wurden keine Schäden durch den Start festgestellt – solche Schäden hatten 2003 zum Verlust der Columbia beim Wiedereintritt in die Atmosphäre geführt. Noch heute Abend wird die Discovery an der internationalen Raumstation, die in 350 km Höhe die Erde umkreist, andocken.

Update 12. Dez: Das Shuttle hat angedockt und es wurde etwas Material überführt. Heute Abend soll der erste “Space Walk”, also Außenarbeiten im Raumanzug, stattfinden. Neue Sonnenkollektoren werden dabei installiert, um die Stromversorgung der ISS sicherzustellen.

Update 13. Dez: Gestern Abend haben Fuglesang und sein Kollege Curbeam den ersten Außeneinsatz absolviert. Alles lief nach Plan und die Installation und Umkonfiguration der Stromversorgung der ISS ist damit einen Schritt weiter. Ein Video gibt es auf der NASA-Homepage und am Ende dieses Artikels gibt es Bild(er).

Update 15. Dez: Gestern sollte ein ausgedientes Sonnensegel zusammengefaltet werden, aber es klemmt. Davon ungehindert hat Christer Fuglesang mittlerweile seinen zweiten Weltraumspaziergang erfolgreich absolviert und dabei die Stromversorgung so verändert, dass die im September installierten neuen Solarzellen ihre Wirkung entfalten können und die Energieproduktion der ISS um 50% steigern. Wegen des Problems mit dem alten Sonnensegel wird erwägt, einen zusätzlichen Außeneinsatz durchzuführen, bevor die Besatzung wieder aufbricht.

Update 17. Dez: Weil das Sonnensegel trotz kräftigen Schüttelns immer noch klemmt, wurde die Mission um einen Tag verlängert, damit Christer Fuglesang und sein Kollege Curbeam in ihrem dritten, außerplanmäßigen Raumspaziergang das Problem beheben können. (Neue Bilder nach nach dem Klick)

Update 19. Dez: Der dritte Außeneinsatz mit Christer Fuglesang war erfolgreich und sie konnten das verklemmte Sonnensegel einfalten. Mittlerweile ist die Raumfähre Discovery auf dem Rückweg und wird am Freitag in Florida landen. Gestern konnte eine Schulklasse aus dem kleinen Ort Knivsta, nicht weit von hier, Fragen an Fuglesang stellen – die mediale Verwertung des ersten schwedischen Astronauten scheint zu gelingen und Christer Fuglesang wird als Held zurückkehren, gerade für junge Menschen. Dagegen ist nicht einzuwenden, finde ich. Es gibt viel schlechtere Vorbilder.

Update 23 Dez: Die Discovery ist gestern Abend am Kennedy Space Center in Florida gelandet. Wegen des Wetters war es lange unklar, ob man dort landen könnte. Damit endet der erfolgreiche Einsatz des ersten schwedischen Astronauten Christer Fuglesang nach über 12 Tagen im Weltall und einer Wegstrecke von 8,5 Millionen Kilometern. In schwedischen Einheiten klingt es weniger: 85.000 Meilen.

Christer Fuglesang bei der Arbeit. Bilder: NASA

Christer Fuglesang bei der Arbeit, Bild:
NASA

Christer Fuglesang bei der Arbeit, Bild:
NASA

Christer Fuglesang bei der Arbeit, Bild:
NASA

Christer Fuglesang und der deutsche Astronaut Thomas Reiter:
Christer Fuglesang und der deutsche Astronaut Thomas Reiter, Bild:
NASA

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Psychotestergebnisse öffentlich

Dass es Situationen gibt, in denen das berühmte schwedische Öffentlichkeitsprinzip in Konflikt mit dem Schutz der Privatsphäre steht, kann man sich leicht vorstellen, siehe Einkommens- und Schuldenauskunft.

Ein weiteres schönes Beispiel ist die Anfrage des schwedischen Rundfunks bei einer Behörde, doch bitte die Ergebnisse von psychologischen Tests herauszugeben, die bei behördlichen Einstellungsverfahren zur Anwendung kommen. Die Auskunft wurde verweigert, mit der Begründung, die Privatsphäre der betroffenen Personen zu schützen.

Die Sache ging vor Gericht und heute wurde geurteilt (S), dass solche Testergebnisse nicht für geheim erklärt werden dürfen, sondern dass sie ein “öffentlicher Vorgang” der Behörde sind. Sie müssen also jedem Fragenden ausgehändigt werden, ohne dass dieser einen Grund dafür angeben muss.

Auch wenn Datenschutz in Schweden nicht so gut wie in Deutschland ist, erkennt man sehr wohl, dass das so nicht sein kann und erwägt, solche Tests einfach abzuschaffen.

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