Kalt ist es und es liegt Schnee. Wurde auch Zeit! Das Novemberwetter hielt sich bis vorgestern. Mit Schnee sind die dunkelsten Tage des Jahres eben dies nicht ganz so sehr. (Update: Erster Link jetzt richtig.)
Kalt ist es und es liegt Schnee. Wurde auch Zeit! Das Novemberwetter hielt sich bis vorgestern. Mit Schnee sind die dunkelsten Tage des Jahres eben dies nicht ganz so sehr. (Update: Erster Link jetzt richtig.)
Internetzugang über das Mobilfunknetz ist in Schweden wie
gesagt bezahlbar, recht gut ausgebaut und
wird gerne verwendet. Dass man bei Ericsson schon am Nachfolger für UMTS
(3G) arbeitet, war bekannt; die Markteinführung ging jetzt aber doch
schnell. Ab morgen früh
verkauft
Telia in Stockholm nämlich die ersten 4G-Modems,
mit denen man im Stadtgebiet mit bis zu 100 Mbit/s und geringeren
Latenzen als bei UMTS unterwegs sein kann. Die auch LTE genannte Technik
feiert damit ihre Weltpremiere in der schwedischen Hauptstadt.
Nachtrag: Jetzt auch bei
Heise
zu lesen.
Dass der schwedische Außenminister Carl Bildt ein Blog schreibt, fand an dieser Stelle schon mehrmals Erwähnung. Oft mehrmals täglich gibt er dort seinen Senf zu den Dingen ab, die er gerade tut.
Weniger bekannt ist das Blog des Finanzministers Anders Borg, der – seinem Arbeitsfeld zum Trotz – zu den beliebtesten Politikern des Landes gehört. Zu finden sind die (im Vergleich zu Bildt zwar weit selteneren, dafür ausführlicheren) Beiträge auf andersborg.net. So mutig wie Bildt, auch Kommentare von Lesern zuzulassen, ist er jedoch leider nicht. Letzte Woche fasste Borg im Blog die Lage der öffentlichen Finanzen aus seiner Sicht zusammen und schrieb dabei einiges Kluges.
Zum Beispiel, dass sich Schweden in den “guten Zeiten” vor der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht zu übermäßigen Steuersenkungen und Ausgaben hat verleiten lassen, so dass man jetzt im Vergleich zu anderen Ländern größeren Spielraum hat, expansive Wirtschaftspolitik zu betreiben. Man hatte die Lage Anfang des Jahres sogar zu negativ eingeschätzt und Borg erwartet, dass Schweden schon in drei Jahren wieder einen ausgeglichenen Haushalt haben wird und dass die Staatsverschuldung dann immer noch geringer sein wird als 2006. Mit gut 40% des Bruttonationalprodukts liegt sie bei der Hälfte (!) des EU-Durchschnitts.
Ungeachtet dessen, ob Borg mit seiner Einschätzung richtig liegt, ist ein solcher Blogbeitrag eine sehr gute Art, seine Politik zu vermitteln. Das Niveau ist geschickt gewählt, nicht schwer verständlich aber doch mehr Details als man üblicherweise in der Zeitung liest. Dass so ein Text ungefiltert durch Medien beim Bürger ankommt, ist zwar ein zweischneidiges Schwert (Propaganda), doch man bekommt einen Einblick in die Beweggründe des jeweiligen Politikers. Dann kann man zustimmen, oder eben nicht. Darüber hinaus sind solche “schwarz auf weiß”-Aussagen eine willkommene Messlatte für die Zukunft.
Aus der neuen deutschen Regierung bloggt immer noch kein Minister, oder?
[Videolink](http://www.tackfilm.se/?id=1260789906455RA22&q=low)
Auf [tackfilm.se](http://www.tackfilm.se) (tack = danke) kann jeder (s)ein Bild hochladen, das dann im Video als Held gefeiert wird, weil man seine Rundfunkgebühren gezahlt hat. Viel sympathischer als “Schon GEZahlt?”, finde ich.Das schwedische Wort skatt hat zwei Bedeutungen: “Schatz” und “Steuer”. Um letztere soll es hier gehen, schließlich hört man immer, Schweden habe so hohe Steuern. Wie also funktioniert das hiesige Steuersystem?
Fangen wir mit der Inkomstskatt an, der Einkommensteuer. Die gliedert sich in drei Teile, die Kommunalskatt, die Landstingskatt und die Statlig inkomstskatt. Die ersten beiden zahlt jeder auf sein verdientes Geld (die ersten 18.000 Kronen sind jedoch steuerfrei), wobei die für die Kommunen bei etwa 20% liegt und an die kleinsten der schwedischen Verwaltungseinheiten geht. Jede Region hat ein Landsting (etwa “Provinzparlament”), das unter anderem für das Gesundheitswesen zuständig ist und dafür etwa 10 (in Stockholm 12) Prozent Steuern bekommt. Das macht zusammen also gut 30% Einkommensteuer, wobei das regional um ein paar Prozent variiert (Liste).
Für Einkünfte aus Kapital gibt es eine platte Steuer von 30% und auch Unternehmer zahlen auf ihren Gewinn sogenannte Egenavgifter (Eigenabgaben), die in ihrer Höhe auf diesem Niveau liegen.
Den dritten Teil der Einkommenssteuer, die “staatliche”, zahlt nur wer mehr als 330.000 Kronen brutto pro Jahr verdient. Auf alles was über diesen Betrag hinausgeht, kommen zusätzlich 20% Steuern; nochmal 5% mehr zahlt man auf alles über 490.000 Kronen. Wer also mehr als eine halbe Million Kronen im Jahr verdient, zahlt auf von jedem weiteren verdienten Hunderter knapp 60 Kronen Steuern. Das nennt man dann die Marginalskatt, die heutzutage niedriger ist als sie Ende der Siebziger war. Damals zahlte man auf den zuletzt verdienten Hunderter bis zu 87% Steuern. Wohlgemerkt ist die durchschnittliche Steuer auf die gesamten Einkünfte weit geringer als die Marginalskatt, weil man auf die ersten 330.000 Kronen ja nur die 30% zahlt.
Ein Beispiel: Jemand verdient 30.000 Kronen brutto im Monat, also 360.000 pro Jahr. Darauf minus die 18.000 Grundavdrag zahlt man erst einmal die 30% Kommunal- und Landstingskatt; das macht 102.600 Kronen. Auf alles über 330.000 kommt noch die staatliche Einkommensteuer, also 20% auf 30.000 Kronen gleich 6000. Der Mensch zahlt also 108.600 Kronen Steuern, weniger als ein Drittel des Gesamteinkommens.
Das war es im Prinzip mit der Einkommenssteuer. Steuerklassen gibt es keine. Etwas komplizierter wurde es dadurch, dass die Regierung Reinfeldt nach der Wahl den Jobbskatteavdrag (wörtlich “Arbeitssteuerabzug”) eingeführt hat, dessen Berechnung nicht ganz einfach ist, einem aber vom Finanzamt abgenommen wird. Diese Steuererleichterung ist gerade in der zweiten von vier Ausbaustufen und so angelegt, dass prozentual Niedrigverdiener stärker begünstigt werden. In absoluten Zahlen sind es jedoch die Besserverdiener, denen der Staat das meiste Geld “schenkt”. Der Mensch im obigen Beispiel zahlt jetzt nur noch 90.000 Kronen Steuern, ab der vierten Stufe nur noch 80.000.
Was kann man von der Steuer absetzen? Für Privathaushalte gibt es drei mögliche Avdrag: Wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fährt, kann man die Kosten, die 8000 Kronen im Jahr übersteigen, absetzen. Dann kann man Zinsen absetzen, die man für seine Kredite bezahlt (das macht die zur Zeit eh schon niedrigen Zinsen effektiv noch einmal um ein Drittel niedriger). Außerdem kann man “haushaltsnahe Dienstleistungen” (Babysitter, Putzhilfen) und Arbeitskosten für Handwerker absetzen, was diesen Branchen einen Boom beschert hat, seit es diese Steuererleichterungen gibt.
Was gibt es neben der Einkommens- sonst noch für Steuern?
Die Kirchensteuer wurde 2000 abgeschafft, es gibt jedoch eine Begravningsavgift (Beerdigungsabgabe) von knapp einem Prozent, die zusammen mit der Kommunalsteuer abgeführt wird. Bis auf wenige Ausnahmen erledigt die schwedische Kirche noch diese Aufgabe.
Mit der Mervärdesskatt oder Moms von 25% liegt Schweden am oberen Ende der europäischen Skala, andererseits gelten die reduzierten Sätze (12% bzw. 6%) auf recht viele Branchen/Produkte (z.b. Bücher), so dass sich Schweden schon Kritik von der EU eingefangen hat, einen zu großen mehrwersteuerfreien Markt zu haben.
Dann gibt es natürlich noch alle möglichen Verbrauchsteuern auf bestimmte Dinge, so genannte Punktskatter. Dazu gehören Energie-, Immobilien-, Vermögens-, Abfall-, Kohlendioxid-, Auto-, Tabak-, Glücksspiel- und die Alkoholsteuer, deren jeweilige Höhe ich jetzt nicht nachschlagen will.
Und was ist jetzt dran an der Behauptung, Schweden habe hohe Steuern? Um das zu messen, gibt man meist den Prozentsatz an, den die Steuereinnahmen im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt haben. Da liegt Schweden mit 48% tatsächlich am oberen Ende der internationalen Skala. Nur Dänemark liegt knapp darüber. In Österreich entsprechen die Steuereinnahmen 42% des BNP, in Deutschland nur 36%.
Aus dem Jahrbuch der Steuerstatistik 2009 (PDF) erfährt man auch, welche Steuern wie viel einbringen. Etwa ein Drittel aller Steuereinnahmen kommen aus der kommunalen Steuer (die 30% aufs Einkommen oben). Gut ein Fünftel kommen aus den Abgaben der Arbeitgeber, die bisher noch gar nicht genannt wurden. Aus der Mehrwertsteuer kommt fast genauso viel in die Staatskasse. Das restliche Viertel verteilt sich auf die “kleineren” Steuern. Die staatliche Einkommenssteuer trägt beispielsweise 3% aller Einnahmen bei, die Alkoholsteuer die Hälfte davon.
Was halte ich persönlich voll alldem? Ich bin gern bereit, hohe Steuern zu zahlen, wenn ich den Eindruck habe, dass alle davon profitieren. Natürlich läuft im Detail auch in Schweden nicht alles hundertprozentig und es wird auch Steuergeld verschwendet, doch ich finde nicht, dass einzelne Missstände das eher positive Gesamtbild trügen können. Was das Steuersystem angeht, so halte ich es nicht für einen “Dschungel”, den man als Laie nicht durchblicken kann. Mit ein wenig Lesen und Beschäftigung mit der Materie kann man das durchschauen. Deswegen gibt es meines Wissens keinen großen Bedarf an Steuerberatern in Schweden. Dazu kommt, dass das Skatteverket (Finanzamt) eine vorbildliche Webseite hat und auch per Telefon kompetente Auskünfte gibt. Ich höre eher selten Klagen von Schweden in diese Richtung.
Disclaimer: Ich bin mir zwar recht sicher, oben keinen allzu großen Unsinn erzählt zu haben, bin aber auch kein Steuerexperte. Zahlen sind gerundet und nicht notwendigerweise aktuell bzw. alle aus dem selben Jahr.
Das Klimatreffen in Kopenhagen hat begonnen und die schwedischen Medien sind voll davon. Natürlich ist nach bestem heutigem Wissen der Klimawandel echt und vom Menschen verursacht. Leugner (oder “Skeptiker”, wie sie sich fälschlicherweise nennen) haben in der Regel nur unseriöse Pseudo-Argumente auf Lager, die sich leicht widerlegen lassen. Deshalb darf man zu Recht darauf hoffen, dass der Klimagipfel nicht ergebnislos bleibt.
Nichtsdestotrotz kommen aus Schweden, genauer gesagt aus dem Forschungsbereich Globale Energiesysteme (GES) in Uppsala, ernstzunehmende Stimmen, dass die von der UNO und dem IPCC für nicht unwahrscheinlich gehaltenen Szenarien mit sehr starker Erwärmung der Erde dies eben doch sind: unrealistisch.
Das Argument von Kjell Aleklett vom GES, für das er heute morgen in der größten schwedischen Tageszeitung eine volle Seite bekommen hat, geht wie folgt: Die pessimistischen Szenarien gehen davon aus, dass alle so weitermachen wie bisher, also dass Förderung und Verbrauch von fossiler Energie (Öl, Gas, Kohle) und damit die Emission von Treibhausgasen mit der globalen Wirtschaft mitwachsen. Das ist nämlich seit Jahrzehnten der Fall. Die Produktion stieg immer weiter, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden.
Doch genau das wird laut Aleklett immer schwieriger, denn GES hat in den letzten Jahren detaillierte Studien über die Reserven der Welt angelegt und man kommt zu dem Ergebnis, dass “Peak Oil” schon jetzt ist. Mit dem Begriff ist gemeint, dass die globale Ölproduktion ihr Maximum erreicht hat und in Zukunft stagniert oder gar wieder abnehmen wird, weil zu wenige neue Vorräte gefunden werden, die die leerlaufenden Ölfelder ersetzen könnten. Eine Steigerung um mehrere hundert Prozent, die für das pessimistische “business as usual”-Szenario des IPCC nötig wären, sind also völlig ausgeschlossen, weil es schlicht nicht genug Öl und Kohle gibt.
Heißt das Entwarnung? Mitnichten. Der Klimawandel wird vielleicht etwas milder ausfallen, doch eine Stagnation der Ölproduktion – wohlgemerkt geht das Öl nicht “zu Ende”, sondern die tägliche Förderung kann lediglich nicht mehr mit dem wachsenden Bedarf mithalten – wird gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, mit der verglichen die aktuelle Krise wie Kinkerlitzchen wirken wird. Und zum Glück ist die Lösung für beide Probleme dieselbe: Eine Energiewirtschaft, die weg von fossilen Energieträgern kommt.
Hoffentlich sorgt “Peak Oil” bald für einen dauerhaft höheren Ölpreis, wodurch sich die Alternativen endlich wirklich lohnen würden. Vielleicht wird auf diese gezwungene Weise ja bald mehr gegen den Klimawandel getan als aufgrund politischer Übereinkünfte.
[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=C4egEHThqjQ), [via Spreeblick](http://www.spreeblick.com/2009/12/01/neues-von-den-shout-out-louds/)
Die erste Single des neuen Albums *Work* kann man auf [shoutoutlouds.com](http://www.shoutoutlouds.com/) auch als MP3 herunterladen.Die Anzahl der Erkrankungen an Schweinegrippe ist zum ersten Mal rückläufig aber weiter auf recht hohem Niveau. Schweden ist international führend, was die Impfkampagne angeht und erntet Lob dafür:
Die Europäische Seuchenschutzagentur ECDC und die europäische Arzneimittelagentur EMEA sprachen Schweden ihr Lob aus für den Umfang und die Durchführung der Impfungen. Von den 10 Millionen bisher geimpften Europäern wohnen 4 Millionen in Schweden.
Damit ist fast die halbe schwedische Bevölkerung geimpft, was sich jetzt eben auch auf die Ausbreitungsrate auswirkt.