Best of 2009?

Das Musikmagazin Rolling Stone hat die 25 besten Lieder von 2009 auserkoren und zwei schwedische kamen mit auf die Liste: Miike Snow – Animal auf Platz 20 und Peter Bjorn and John – Nothing To Worry About auf 22. Videos:

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=niKT-kJfUz4)

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=GwcaQ3qJ88U)

So toll finde ich die selbst jedoch nicht…
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Der Diebstahl des Auschwitz-Schildes

Wer es nicht mitbekommen hat: Vor ein paar Wochen wurde der eiserne Schriftzug “Arbeit macht frei” vom Tor in Auschwitz gestohlen, jedoch ein paar Tage später mitsamt Dieben wieder gefunden.

Zunächst hieß es, es ginge schlicht um Diebstahl – ohne politische Motivation. Das gilt wohl für die Diebe selbst, jedoch nicht für die Auftraggeber. Geplant war anscheinend, das Schild in Schweden zwischenzulagern. Die hiesige rechte Szene fungierte nach bisherigen Erkenntnissen nämlich als Vermittler zwischen den Dieben und dem eigentlichen Käufer, einem Nazi in England.

Widerlich.

Links: SvD, SR

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Sprachliches zum Jahreswechsel

Ich hoffe, ihr habt die Feiertage gut überstanden und seid gut ins neue Jahr gekommen. Hier ist es weiterhin dauerhaft kalt (um -10 Grad tagsüber) und die Eissaison ist eröffnet – ich war schon drei Mal auf dem See vor unserer Tür und habe meine Schlittschuhe ein paar Kilometer bewegt. Ein tolles Naturerlebnis, das einen die Nähe der Stadt vergessen lässt, vor allem in der Winterlandschaft, die Stockholm gerade bietet:

Alles
weiß

Zwei Dinge zur schwedischen Sprache will ich erwähnen, passend zur Jahreszeit. Zum einen ist da die Art, wie man die Grüße zu Weihnachten und Neujahr ausdrückt. Man sagt “Frohe Weihnachten” und “Frohes Neues” nämlich schon jeweils vor dem jeweiligen Feiertag, danach sagt man God fortsättning (Frohe Fortsetzung). Gott nytt år, wörtlich “frohes neues Jahr, ist also oft mit “Guten Rutsch” zu übersetzen. Die Übergänge sind jedoch fließend und es gibt sicherlich regionale Unterschiede.

Zum anderen ist da die Liste mit neuen Worten, die der schwedische Sprachrat jedes Jahr herausgibt und die Wörter enthält, die im vergangenen Jahr eine gewisse Akzeptanz im Schwedischen erfahren haben. Ein paar Beispiele:

  • Hemester und Svemester und Frimester sind alle von Semester (Urlaub, Ferien) abgeleitet. Die ersten beiden folgen aus der Wirtschaftskrise und der schwachen Krone, die Ferien daheim (hemma) oder zumindest in Schweden (Sverige) letztes Jahr beliebter gemacht haben. Frimester ist Urlaub, in dem man wirklich frei (fri) ist, also nicht per Email oder Handy für die Arbeit erreichbar.
  • Prokotta ist das Gegenteil von bojkotta, also eine Firma oder Produkt durch bewusste Kaufentscheidungen zu unterstützen, zum Beispiel aus Umweltgesichtspunkten.
  • Das Verb chippa gibt es zwar schon (im Zusammenhang mit Fußball und Golf), es hat jedoch eine neue Bedeutung hinzu bekommen. Und zwar, dass die neueren Apparate zum Bezahlen mit Karte nicht mehr den Magnetstreifen lesen, sondern den Chip auf der Karte. Mann muss sie also einstecken, chippa, anstatt durchziehen.
  • Slidkrans (wörtlich “Scheidenkranz”) ist ein Wort, das aktiv vom RFSU (Zentralverband für Sexualaufklärung) lanciert wurde, um mit dem veralteten Begriff Mödomshinna (“Jungfernhäutchen”) und den damit verbundenen Mythen aufzuräumen. Nun ist das zwar kein Wort, das man alltäglich zu hören bekommt. Die Chancen, dass es sich durchsetzt, stehen wohl trotzdem nicht schlecht – es wurde zumindest in den Medien aufgegriffen und diskutiert.
  • Twittra, tvittra und kvittra bezeichnen die Nutzung des Microblog-Dienstes Twitter, wobei kvittra die wirkliche Übersetzung von zwitschern ist. Das klingt auch für Schweden putzig und wird deshalb gern verwendet.
  • *Stjärnfamilj* ist ein weiteres tolles Wort. *Stjärna* bedeutet “Stern, Star”, doch eine “Sternfamilie” hat nichts mit Prominenten zu tun, sondern bezeichnet den positiven Gegenentwurf zur “Kernfamilie” (*Kärnfamilj*) mit Vater, Mutter, Kind. Heutzutage werden durchmischte Lebensgemeinschaften eben genauso positiv gesehen. Der besondere Witz ist, dass *Stjärnfamilj* und *Kärnfamilj* fast identisch klingen. Nur der Ch-Laut am Anfang ist anders (wie in “Tuch” bzw. “Küche”).

    Ich erfreue mich immer wieder daran, wie spielerisch und augenzwinkernd Schweden mit ihrer Sprache umgehen.
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Erfolg der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft

Noch ist es nicht vorbei, das halbe Jahr schwedische EU-Ratspräsidentschaft. Doch für die Weihnachtswoche steht so gut wie nichts mehr auf dem Programm und es ist Zeit, die Arbeit der Regierung Reinfeldt zu bewerten.

Das Urteil Europas, sowohl in Medien als auch unter Politikern und Staatswissenschaftlern, scheint einhellig: Schweden hat gute Arbeit geleistet. Man war vorbereitet, professionell und hat die Rolle des ehrlichen Maklers mit Erfolg durchgehalten. Damit hat Schweden bewiesen, dass auch kleine und recht junge Mitgliedsländer die Ratspräsidentschaft effektiv ausfüllen können – nach den Turbulenzen mit dem Vorgänger Tschechien und dem Aktivismus der Franzosen davor, war das eine willkommene Beruhigung.

Wir erinnern uns an den Zustand Europas im Sommer. Das frisch gewählte Parlament nahm gerade Platz, es galt eine neue Kommission aufzustellen, der Vertrag von Lissabon war in der Schwebe und die Finanz- und Wirtschaftskrise war akut.

Unter schwedische Regie sind in den letzten Monaten viele Puzzlesteine an den rechten Platz gerückt worden. Dass der tschechische Präsident Klaus den Lissabon-Vertrag unterschrieb, ist wohl der größte persönliche Erfolg von Fredik Reinfeldt, denn jener drohte mit neuen Forderungen nach Ausnahmeregeln für sein Land die Nachbarn zu brüskieren. “Ohne den da hätte ich nicht unterzeichnet”, soll Klaus auf Reinfeldt deutend gesagt haben, der sich nicht zu Anklagen und Drohungen hinreißen lies, sondern zuhörte und eine Lösung fand.

Schweden hat einerseits Glück gehabt, dass keine unvorhergesehenen Krisen eintrafen, wie etwa der Krieg in Georgien im letzten Jahr. Andererseits nahmen die institutionellen Fragen so viel Platz in Anspruch, dass man die eigene Agenda weniger weit vorantreiben konnte als geplant. Ob man den Schweden deswegen Ideenlosigkeit vorhalten will, oder lieber ihren Willen anerkennt, Eigeninteressen hinter denen der Gemeinschaft zurückzustellen, ist Ansichtssache.

![alttext](/pic/reinfeldt_barroso.jpg) Barroso und Reinfeldt Bild: Gunnar Seijbold/Regeringskansliet

Dass die Besetzung der neuen EU-Kommission, angefangen mit der Wiederwahl des Präsidenten Barrosos, und die Wahl der zwei wichtigen Posten des permanenten Ratsvorsitzenden und des “Außenministers” im neuen EU-System relativ reibungslos über die Bühne gingen, ist ebenfalls ein Verdienst der schwedischen Ratspräsidentschaft, die damit gleichzeitig die letzte ist, in der der jeweilige Regierungschef auch den Ratsvorsitzenden stellt. Die Ernennung von Catherine Ashton und Herman van Rumpuy wurde zwar kritisiert, weil sie hinter verschlossenen Türen stattfand – unpassend für Schweden, das im Allgemeinen für Offenheit plädiert. Doch Reinfeldt verteidigt das Vorgehen, weil amtierende Staatschefs sonst nicht willig gewesen wären zu kandidieren. Die Aufgabe der beiden hohen Beamten ist nicht, eigene Politik zu machen, sondern der Kompromissmaschine EU zu dienen, weshalb die Wahl von weniger bekannten Gesichtern eine kluge ist und ihre Ernennung durch die EU-Staats- und Regierungschefs in keiner Weise undemokratisch.

Doch auch außerhalb der EU-Interna tat sich einiges. Die gemeinsame Strategie für die Ostsee wurde angenommen. Ebenso neue Regeln für die Finanzmärkte und Budgetregeln für die Mitgliedstaaten. Schweden sorgte dafür, dass die EU mit einem gemeinsamen und weitreichenden Angebot zur Klimakonferenz in Kopenhagen kam. Das Scheitern der Konferenz ist nicht Reinfeldt anzulasten.

Das neue Stockholmer Programm setzt die Agenda für die justiz- und innenpolitische Zusammenarbeit in den nächsten Jahren. Ziel ist unter anderem eine einheitlichere Asylpolitik, bessere Behandlung von Flüchtlingen und mehr Rechts- und Datenschutz. Die verstärkte Zusammenarbeit in der Sicherheitspolitik ruft jedoch auch Kritiker auf den Plan. Dazu im Detail ein andermal mehr. Missglückt ist Schweden die Einigung bei grenzüberschreitender Gesundheitsversorgung. Ziel war es, Patienten generell die Behandlung in Nachbarländern zu erlauben und damit auch in diesem Bereich die Beweglichkeit innerhalb der EU zu erhöhen.

Da die Probleme, die das alte System der auf 27 Länder gewachsenen EU bereiteten, mit dem Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages aus der Welt sind, nehmen auch Mitgliedsverhandlungen wieder Fahrt auf. Gleich zu Beginn des Halbjahres nahm Schweden den Mitgliedsantrag von Island an; zum Abschluss übergibt heute Serbien den seinigen in Stockholm. Die EU-Visumspflicht für Reisende aus Serbien, Montenegro und Mazedonien fiel dieser Tage weg.

Ein weiterer diplomatischer Erfolg Schwedens, unter der Regie des lange auf dem Balkan aktiven Außenministers Carl Bildt, war der Vertrag zwischen Slowenien und Kroatien, der deren Grenzkonflikt beilegte und damit letzterem eine wichtige Hürde auf dem Weg in die EU aus dem Weg räumte. Zusätzlich wurden mehrere Kapitel der Beitrittsverhandlungen mit Kroatien abgeschlossen und ein neues wichtiges (Umwelt) mit der Türkei eröffnet.

Dass Schweden jetzt respektvolles Schulterklopfen aus Europa und den heimischen Medien erntet, scheint also berechtigt und man kann nur hoffen, dass Nachfolger Spanien sich genauso gut schlägt. Fredrik Reinfeldt kehrt zufrieden von der internationalen Bühne nach Hause zurück und beginnt in seiner Weihnachtsrede gleich die Angriffe auf die Opposition. Denn nach dem Super-EU-Jahr 2009 stehen im kommenden schwedische Wahlen an und die Regierungskoalition steht in den Umfragen nicht gut da.

Nachtrag 091231: Jetzt auch ein ähnlicher Artikel bei tagesschau.de

Quellen und Links: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8

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Schwedische Skigebiete

Reik hat in seinem Blog eine Liste mit schwedischen Skigebieten zusammengestellt. Ich werde im Januar mit Freunden ein paar Tage in Dalarna (Orsa Grönklitt) in einer Hütte verbringen und die dortigen Pisten (vielleicht auch die Langlaufspuren) nutzen.

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Hej Tomtegubbar

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=wplWE9TFopM), [Text](http://sv.wikisource.org/wiki/Hej_tomtegubbar)

Überrascht es wen, dass eines der bekanntesten Weihnachtslieder ein Trinklied ist?
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Weiße Weihnachten

Dass in ganz Schweden zu Weihnachten Schnee liegt, kam zuletzt 1995 vor. Heuer liegen in der Hauptstadt gut 30 cm pulvriges Weiß und das Thermometer soll sich frühestens zum Wochenende wieder von unten der Null nähern. Ein Stimmungsbild:

Verschneite
Dächer

Auch wenn man meinen könnte, dass Schweden gut auf Schnee vorbereitet sein sollte, gab es dieser Tage doch starke Verkehrsprobleme in und um Stockholm. Mein Eindruck ist auch, dass man das mit dem Räumen von Geh- und Radwegen in Uppsala viel besser raus hat als in Stockholm – ich kann das regelmäßig vergleichen.

Heute ist übrigens der kürzeste Tag des Jahres. Von jetzt an geht es wieder aufwärts.

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Wort der Woche: Julpost

Jul ist schwedisch für “Weihnachten” und post ist “Post”. Weihnachtspost wird, wenn man will, in Schweden gesondert behandelt. Man kann nämlich so genannte Julfrimärken (frimärke = Briefmarke) kaufen, die etwas billiger sind als das übliche Porto. Briefe mit diesen Marken wirft man dann in die eigens aufgestellten roten Weihnachtsbriefkästen und es wird garantiert, dass sie noch vor Heiligabend ankommen. Letzten Freitag war der Stichtag für die Julpost und die roten Briefkästen sind schon wieder abgebaut.

Frühere Worte der Woche mit Weihnachtsbezug: Dopparedan, Lucia-Katen, Julbock, Tjugondag Knut, Julrim, Julkalendern, Årets Julkapp.

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Aus für Saab

Nach monatelangem hin und her und der ausführlichen Diskussion diverser Käufer für die schwedische Automarke Saab kam heute der Bescheid, dass Saab abgewickelt wird. Mehr dazu bei Radio Schweden oder dem Westen.

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