Das liebe Finanzamt

Unter einer Überschrift wie dieser findet man in der Regel Geschichten mit Behörden, die kein gutes Licht auf die Bürokratie werfen. Doch dieser kleine Text handelt vom Gegenteil.

Als ich nämlich letzte Woche die Durchwahl eines beliebigen Sachbearbeiters der Abteilung, zu der mein Anliegen gehörte, anwählte und um ein Treffen bat, hatte dieser sofort Zeit. Nur weil gerade kein Besprechungszimmer frei war, haben wir es auf den nächsten Morgen verschoben. Zu diesem Zeitpunkt traf ich einen Mann, etwas jünger als ich^1^, aber durchaus kompetent. Wir redeten über eine Stunde und ich bekam Antwort auf fast alle meine Fragen. Das einzige, wo er sich unsicher war, besprach er noch am selben Tag mit einem älteren Kollegen und rief mich am nächsten Morgen zurück.

So sollten solche Dinge immer laufen. Die schwedische Bürokratie ist zwar mindestens ebenso berüchtigt wie die deutsche, aber ich finde sie meist ziemlich effizient.

^1^Ich ordnete es als unverkennbares Zeichen meines fortschreitenden Alters ein, plötzlich jüngere Leute als mich um Rat zu fragen.

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Alle Jahre wieder

Gestern war die Premiere von Allsång på Skansen und -2.300.000- 3.300.000 Leute, also jeder -vierte- dritte Mensch in Schweden, hat es im Fernsehen gesehen. Vielleicht schalte ich dieses Jahr ja auch mal ein…

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Capetown - Let It Go

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=A93IEF6Q9VU), [Capetown bei MySpace](http://www.myspace.com/capetowntheband)

via [Radio Paradise](http://www.radioparadise.com/content.php?name=songinfo&song_id=40506) und [Swedesplease](http://www.swedesplease.net/?p=1130).
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So nicht, Lidl

Wer in Schweden zu höherem Alkoholkonsum auffordert, wird vom Staat zurückgepfiffen. Wie unschwedisch, so etwas zu versuchen.

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Wort der Woche: Sommarpratarna

Sommarpratarna (wörtlich “die Sommerredner”) ist der umgangssprachliche Name für eines der, wenn nicht das beliebteste Radioprogramm Schwedens: Sommar i P1.

Seit 1959 wird die Sendung ausgestrahlt, die sich Tage Danielsson ausgedacht hat. Jeden Tag ab Mittsommer bis Mitte August bekommt ein Sommarpratare anderthalb Stunden Radiozeit, in der er oder sie selbst bestimmt, welche Musik gespielt wird und was sie sagt. Die Auswahl der Menschen, die diese Chance bekommen, ist dabei natürlich entscheidend und es wird jedes Jahr mit Spannung erwartet, wenn die Liste eine Woche vor dem ersten Abschnitt bekannt gegeben wird.

Sei es Ingmar Bergman, der um Briefe mit Hörermeinungen bittet, um diese dann ungelesen zu verbrennen oder das (angeblich, ich habe es nicht gehört) ergreifende Mutterportrait von Mustafa Can, das Telefonleitungen zusammenbrechen lies: Es gibt unzählige Anekdoten zu diesem Radioprogramm, die Reaktionen der Hörer sind zahlreich und es gibt sogar Bücher dazu. Sommarpratare gehört seit 2006 auch laut SAOL offiziell zum schwedischen Wortschatz.

Meine spontane Auswahl, was ich mir aus dem diesjährigen Programm wohl anhören werde:

  • Max Tegmark, Physiker/Kosmologe am MIT.
  • Lars Winnerbäck, Musiker.
  • Margot Wallström, Vize von EU-Kommissionschef Barroso), Bloggerin.
  • Elisabeth Massi Fritz, Anwältin, die die Grenzen von Gesetzen austestet.
  • Peter Wallenberg, einer aus der wohl wichtigsten Industriellenfamilie Schwedens.
  • Jonas Wahlström, Tierexperte, den jeder (außer mir) aus dem Fernsehen kennt.
  • Michael Segerström, Schauspieler, u.a. Darling vom letzten Jahr.
  • Björn Ulvaeus, ex-ABBA, Mit-Humanist.
  • Antonia Ax:son Johnson, Großunternehmerin.
  • Mattias Klum, international bekannter Naturfotograf.
  • Dolph Lundgren, wieder einmal ein Fall von “Ach, der ist Schwede!?” für mich.
  • Annika Söder, Chefin eines Teils der Welternährungorganisation.
  • Göran Hägglund, Parteichef der Christdemokraten. Den höre ich mir nur an, wenn ich mich aufregen will.
  • Annika Norlin, Musikerin: Säkert!, Hello Saferide.
  • Pia Johansson, Schauspielerin, auch bei Parlamentet dabei.
  • Boris Grigorjev, KGB-Oberst, den muss man wohl einfach hören.
  • Carin Götblad, Polizeichefin.
  • Mikael Tornving, Komiker, auch bei *Parlamentet*.

    Die Abschnitte sind 30 Tage in voller Länge auf der Webseite des SR [anhörbar](http://www.sr.se/cgi-bin/P1/program/sandningsarkiv.asp?programID=2071) und danach auch noch als [Podcast](http://www.sr.se/cgi-bin/P1/program/artikel.asp?ProgramID=2071&Artikel=2139202), allerdings mit gekürzter Musik. Die *Sommarpratarna* seien hiermit allen empfohlen, die Schwedisch können oder dabei sind es zu lernen, denn man lernt dabei auch eine Menge Menschen des öffentlichen Lebens in Schweden kennen. Integration pur.
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Midsommar

Morgen ist Mittsommer und ich bin übers Wochenende weg – so richtig offline. Am Montag geht es hier weiter…

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Ausgeschlachtet

Die Nordic Battle Group ist nicht mehr.

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Sieg der Überwachungsgegner, oder doch nicht?

Seit ich vor knapp zwei Wochen über die geplante Ausweitung der Überwachungsbefugnisse des schwedischen militärischen Nachrichtendienstes FRA geschrieben hatte, ist viel passiert. In Blogs wurde das Thema heiß diskutiert und es schwappte in letzter Sekunde noch auf die klassischen Medien über, nicht zuletzt mithilfe der außerparlamentarischen Opposition der Piratenpartei. SvD berichtete, dass die FRA auch schwedische Kommunikation abgehört und gespeichert hat, obwohl ihr Auftrag darin besteht, “äußere Gefahren” abzuwehren. Das Thema FRA kam auf die Titelseiten und eine spontane Bewegung bildete sich, die von hunderten Emails an Abgeordnete bis zu parodistisch-optimistischen Videos allerlei in Bewegung setzte, um die Überwachung aller Kommunikation zu verhindern.

Und es zeigte Effekt. Die Debatte gestern im Reichstag soll sehr interessant gewesen sein. Ein Hand voll Politiker der regierenden Allianz erklärten, dass sie gegen das Gesetz stimmen wollten. Der direkte Druck von Wählern kann also doch noch die Parteidisziplin aufwiegen, vor allem wenn man diejenigen an ihre früheren Aussagen erinnert, die sich mit dem Schutz der Privatsphäre profiliert haben. Es schien als habe man die gesuchten Vier beisammen und die Regierung gab nach. Es wurden Kompromissvorschläge bezüglich Behörden mit Kontrollauftrag über die FRA herumgereicht und man einigte sich darauf, das Gesetz noch einmal zur Verbesserung an den zuständigen Ausschuss zu verweisen.

Nach dem was man heute morgen in der Zeitung zu lesen bekam könnte man meinen, die Überwachungsgegner hätten gewonnen. Das wird sich aber erst zeigen, wenn das neue Gesetz auf dem Tisch liegt und man weiß, ob es wirklich besser ist, oder nur eine geschönte Version des alten, die es allen Seiten erlaubt, ihr Gesicht zu wahren, aber an der Sache nichts Wesentliches ändert.

Allen, die Schwedisch können und sich für das Thema interessieren, sei Rick Falkvinges Blog empfohlen.

Nachtrag, 080619: Es ging schnell. Wenige Stunden (!) nachdem das Gesetz gestern morgen ans Verteidigungsministerium zurückverwiesen wurde, lag der neue Vorschlag auf dem Tisch, der zwar etwas mehr Kontrolle der FRA von anderen Behörden verspricht, aber an der Sache, dass jeder ohne Verdacht abgehört werden kann, nichts ändert. Noch gestern Abend wurde das Gesetz angenommen – auch von denen die einen Tag vorher noch große Reden für den Schutz der persönlichen Integrität geschwungen haben. DN leitartikelt zu Recht mit dem Abend der Heuchler. Alleine Camilla Lindberg von der Folkpartiet stimmte gegen ihre Partei.

Ich bin gespannt, wer als erstes Schweden mit diesem Gesetz bei den EU-Gerichten anschwärzt.

2. Nachtrag 080623: Es scheint, als denke Belgien schon über eine solche Klage nach.

Außerdem lesenswert: der Beitrag vom Ravenhorst zum Thema.

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