
In Schweden hat man ein eigenes Ordnersystem, das sich nicht nur in der
Anzahl und im Abstand der Löcher vom deutschen unterscheidet. Als
Einwanderer halte ich das für ein permanentes Ärgerniss – von Anfang an
und auf lange Zeit. Den als wohlsortierter Mensch hat man natürlich ein
paar Ordner mit seinem Papierkram und einen Locher aus der alten Heimat
dabei. Und dann ist man versucht, die sich ansammelnden neuen Papiere in
eben diese einzuheften, also neu zu lochen.
Irgendwann kann man es aber nicht mehr vermeiden, auch schwedische
Ordner anzuschaffen und das gleiche Spiel wiederholt sich in die andere
Richtung. Ich habe noch heute nach sechs Jahren in Schweden beide Typen
von Ordnern und jeweils zwei Locher zu Hause und im Büro. Falls dies
zufällig jemand liest, der am Anfang seiner Zeit in Schweden ist, kann
ich nur raten, gleich von Beginn an schwedische Ordner für schwedischen
Papierkram zu verwenden.
Was ist nun der Unterschied der beiden Ordnersysteme? Es folgt eine
kleine Beschreibung; die Nummern in Klammern beziehen sich auf das Bild
nebenan.
- In Schweden hat man vier Löcher. Der Abstände der beiden inneren ist
nicht der gleiche wie der der üblichen zwei Löcher in Deutschland.
Man muss also neu lochen.
- Der schwedische Ordner ist weniger eine starke Papphülle, in die
eine Metallhalterung montiert ist und die ihre “Scharniere” an den
Ecken den Ordners hat. Stattdessen hat man hier ein recht massives
Rückenteil, an dem die Deckel sehr beweglich befestigt sind, also
ein paar Zentimeter weiter innen.
- Das stabile Rückenteil sorgt dafür, dass Ordner sehr robust sind und
dass sie sich immer gut greifen lassen, egal wie voll sie sind.
- Man öffnet den Ordner, indem man eine Lasche (1) am Unteren Ende des
Rückens herunterdrückt und so den Nippel (2) aus der Halterung (3)
löst. Dann klappt der Rücken an seinem Scharnier in der Mitte (4)
auseinander und jeweils zwei der vier Papierhalterungen öffnen sich
auf jede Seite. Das bedeutet, dass bei jedem Schließen diese
angespitzten Teile wieder durch die Löcher der jeweils anderen Seite
greifen müssen; das funktioniert aber erstaunlich gut.
- Man kann neue Sachen links und rechts einlegen und muss dabei nur
zwei der vier Löcher einfädeln.
- Das Gegenstück der Verriegelung (3) hat auch eine Zwischenstellung,
also halb offen. Dann sind die Blatthalterungen noch so weit
geschlossen, dass man nichts herausnehmen kann, aber es lässt sich
leichter blättern, wenn der Ordner gut gefüllt ist.
Welches System ist besser? Ich finde das schwedische. Zum einen weil es
mit vier Löchern länger dauert bis Blätter ausreißen, zum anderen weil
sich im (halb) geschlossenen Ordner viel einfacher blättern lässt. Bis
man ihn aufmacht, verhält sich der Ordner mehr wie ein Buch. Der
Mechanismus ist simpler als in Deutschland wo Teile recht genau
aufeinander passen müssen und ein kleines Röllchen etwas herunterdrückt
und wo man sogar noch eine Arretierung braucht, damit die Blätter auf
der einen Seite bleiben. Einfach, schnell und robust sind gute
Eigenschaften eines Ordners, finde ich.
Ach ja: en pärm, pl. pärmar ist das schwedische Wort für “Ordner”.
Im auf Computer übertragenen Sinn hat sich allerdings die “Mappe”, schw.
mapp, durchgesetzt, aber das nur als Nachtrag
hierzu.