Skandal um privatisierte Altenbetreuung

Seit ein paar Wochen bringt Dagens Nyheter (DN) fast täglich etwas zu Missständen, die sie in privat geführten Stockholmer Altenheimen aufgedeckt haben; alle Artikel zum Thema hier.

Dazu muss man vorab wissen, dass in Schweden die Altenversorgung zwar in der Regel vom Staat bezahlt wird, aber die Ausführung der Tätigkeiten und der Betrieb der Einrichtungen “dem Markt geöffnet” wurde, so dass Firmen mit den kommunalen Anbietern konkurrieren. Die Idee war vorrangig, dass die Angestellten selbst Einrichtungen übernehmen können und so der staatliche Apparat geschrumpft wird. Außerdem verprach man sich mehr Effektivität und Qualität im Pflege- und Gesundheitsbetrieb; als eine Studie neulich keine Bestätigung dafür fand, wurde versucht, sie verschwinden zu lassen, was wiederum ein Skandälchen für sich war.

Kritiker der Privatisierung in Pseudomärkten, die ganz vom Staat finanziert werden – bei schwedischen Schulen ist das ganz ähnlich – können sich von DNs Enthüllungen bestätigt sehen. Der private Pflegedienstleister Carema ist einer größten Firmen in diesem Bereich und macht anscheinend das Senken von Kosten zur obersten Priorität – ich erspare euch die Details der Zustände. Kurz gesagt scheffelt Carema Millionengewinne aus Steuergeldern, anstatt seinen Auftrag ordentlich auszuführen.

Außerdem gehört Carema einer Investmentfirma, die alles versucht, um in Schweden keine Steuern zu zahlen, inklusive Zuhilfename von Steuerparadiesen. Einmal abgesehen von der Frage, was Risikokapital in einem risikofreien, weil staatsfinanzierten Markt verloren hat, ist eine besondere Perversion an dieser Geschichte, dass schwedische Pensionsgelder über Fonds in Caremas Mutterkonzern angelegt sind. In anderen Worten: Heutige Pensionssparer verdienen (zum geringen Teil, aber dennoch) daran, dass die jetzigen Rentner länger in ihren nassen Windeln liegen.

Weil dieser Skandal mitten ins Herz der Regierung und ihrer Ideologie trifft, tut sie sich schwer damit. Und DN spielt das Spiel sehr gut, das Thema lange am Leben zu halten, indem man Stück für Stück immer mehr preisgibt (heute zum Beispiel, dass IKEA-Gründer Ingvar Kamprad auch kräftig investiert hat). Gestern kam dann endlich die politische Reaktion. Man will die Kontrollen verschärfen, sowohl im praktischen Betrieb als auch in den Regeln zum Geldfluss. Und die gesetzlichen Möglichkeiten, Missstände öffentlich zu machen, sollen auch verbessert werden, denn die Mitteilungsfreiheit gilt erst einmal nur für staatlich angestellte.

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Stand der Entwicklung

Das UNDP hat den diesjährigen Bericht zum weltweiten Entwicklungsstand veröffentlicht, der Länder mit Hilfe des Entwicklungsindex HDI vergleicht, in den Einkommen, (Aus-)Bildung und Lebenserwartung einfließen.

In dieser Rangliste landet Schweden auf Platz 10, direkt hinter Deutschland und vor der Schweiz. Norwegen belegt die Spitze vor Australien. Interessant ist die Veränderung, wenn man den HDI auf Verteilungsgerechtigkeit korrigiert: Dann rutschen die USA von Platz 4 auf 23, Schweden steigt auf Platz 3 und Deutschland auf 7.

Ebenfalls im Bericht findet sich der Gleichberechtigungsindex und hier führt in der Tat Schweden die Welt an; vor Holland, Dänemark, der Schweiz, Finnland, Norwegen und Deutschland wieder auf Platz 7.

Die gresamte Tabelle findet man in der Kurzversion des Berichts (PDF) – was DN davon hält, steht hier.

Nachtrag 111117: Vor fünf Jahren hatte ich das Thema schon einmal, wie ich gerade zufällig entdeckte.

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9 von 10 bleiben weg

Wie erwartet hat die Einführung von Studiengebühren für Nicht-Euopäer an schwedischen Unis verheerende Auswirkungen: deren Anzahl ist von 16600 auf 1200 gesunken, die Einnahmen sind dementsprechend gering und Ausbildungsprogamme in Naturwissenschaft und Technik müssen deshalb gestrichen werden. Kompetenz geht verloren und man riskiert die Zukunft der hiesigen Hochtechnologie.

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Klettern in Västervik

Mag sein, dass das nur für Kletternerds interessant ist, auf jeden Fall gab es vor kurzem ein Boulder-Treffen in Västervik, zu dem ein paar internationale Kletter-Größen kamen und den Stein in der Gegend über den grünen Klee lobten:

Videolink

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Nächtlicher Besuch

Anna Ternheim hat ein neues Album, The Night Visitor, das heute veröffentlicht und gleich gelobt wird. Auf Spotify kann man es schon hören; diesen Musikdienst gibt es meines Wissens aber immer noch nicht in Deutschland.

Außerdem gibt sie im Februar sieben Konzerte in Deutschland.

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Kurzfilme

Gerade läuft in Uppsala das jährliche Kurzfilmfestival und ich komme diesmal leider nicht dazu, mir wenigstens eine Session anzusehen. Wie ich der heutigen Zeitung entnehme, gibt es jedoch eine Zusammenarbeit mit Sweden.se, so dass man sich eine Auswahl von Kurzfilmen dort ansehen kann, die letztes Jahr in Uppsala gezeigt wurden.

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Kernkraft ist sicher!

Die TAZ schrieb neulich über den x-ten Fall von Mängeln in den schwedischen Kernkraftwerken. Den hiesigen Medien war das nur eine kurze Agenturmeldung wert, obwohl die Aufregung um Fukushima gar nicht lange her ist.

Generell ist bemerkenswert, wie wenig Eindruck die Katastrophe in Japan auf die hiesige Politik gemacht hat – ganz im Gegensatz zur deutschen. Der Beschluss zum “Ausstieg aus dem Atomausstieg” steht fest. Erst dieser Tage hat die mitregierende Folkpartiet auf ihrem Kongress neu bestätigt, dass man neue Reaktoren will, um die auslaufenden zu ersetzen.

Statt die ständigen Mängel als inhärente Unsicherheit zu sehen, sorgt sich lieber darum, dass der Strompreis diesen Winter auf neue Höhen klettern könnte, weil die Hälfte der Reaktoren still steht.

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