Kurz nach meiner kleinen Zusammenfassung darüber, was die US-Botschaftsdokumente von WikiLeaks über Schweden enthalten, kam eine weitere interessante Meldung: Die USA hatten ihre Finger im Spiel als Schweden seine Gesetzgebung im Bereich des Dateitauschs (File-Sharing) übers Internet verschärfte. Siehe auch hier.
Man habe “gut zusammengearbeitet”, allerdings bewusst hinter den Kulissen, da die öffentliche Stimmung gegen diese Maßnahmen war und man ein erstarken der Piratenpartei befürchtete. Es gab einen Plan mit mehreren Punkten, die zum großen Teil nacheinander von Schweden erfüllt wurden. Das stärkt den lange spekulierten Eindruck, dass das Justizministerium bei diesem Thema nach der Pfeife der Amerikaner tanzt und die bitteren Kommentare lassen nicht auf sich warten.
Justizministerin Beatrice Ask weist den Bericht als Lüge zurück, schließlich widerspricht er eklatant ihren bisherigen Aussagen. Wie glaubwürdig ihre Theorie ist, dass die US-Botschaft falsche Tatsachen nach Hause berichtet, “um höhere Löhne herauszuschlagen”, sei dahingestellt.
In Schweden kam – wie in weiten Teilen Europas – der Winter früh dieses Jahr. Hier in Stockholm hatten wir seit gut vier Wochen kein Plusgrad mehr und schon Tage mit unter minus zehn als Tageshöchsttemperatur. Es liegen um die zwanzig Zentimeter Schnee und man konnte die zweite Novemberhälfte leicht mit Januar verwechseln. Eis, Schnee, Zugverspätungen, alles inklusive.
Dementsprechend frieren auch die Gewässer so früh wie seit hundert Jahren nicht. Teile des Mälaren, also des großen Seengebiets das in Stockholm mit der Ostsee verbunden ist, hatten sich zum Monatswechsel “gelegt”, wie man auf Schwedisch ausdrückt, dass sich die erste Eisschicht gebildet hat. Ebenso die beiden Seen/Buchten direkt vor meiner Haustür, der Edsviken und der Brunnsviken, auf denen ich bald gern wieder meine Langlaufschlittschuhe bewegen würde.
Doch obwohl die richtigen Enthusiasten schon seit ein paar Wochen auf dünnem Eis unterwegs sind, ist es zur Zeit ziemlich riskant. Es kam nämlich gleich Schnee auf das frische Eis, der isoliert und Defekte unsichtbar macht. Außerdem wurden die Gewässer teilweise wegen der strengen Kälte schockgefroren, was bedeutet, dass trotz Minusgraden wärmeres Wasser von unten das Eis wieder ausdünnen kann, gerade wenn Schnee liegt. Je länger das so weitergeht, desto geringer die Aussichten auf eine gute Eislaufsaison – und Plusgrade mit Regen, der den Schnee vom Eis spült, werden immer unwahrscheinlicher, je mehr Zeit vergeht.
Andererseits ist die Langlauf-Saison in den Wäldern um Stockholm eröffnet und ich habe seit neuestem auch ein Paar Skier, denen ich schon den ersten Muskelkater verdanke.
Zuletzt: Heute morgen war über Stockholm dank Eiskristallen in der Luft eine sehr deutliche Nebensonne zu sehen. Bilder
Wer in den letzten Tagen und Wochen nicht den Kopf im Sand hatte, sollte mitbekommen haben, dass den USA zahlreiche diplomatische Berichte abhanden gekommen sind und via WikiLeaks ^*^ unter anderem dem SPIEGEL zugespielt wurden. Was darin alles über die deutsche Politik steht, ist dort ausführlich genug zu lesen; hier soll es um das Bild von Schweden gehen, das die Dokumente aufzeigen.
Zur Zeit sind nur sechs Berichte aus der Stockholmer US-Botschaft ^*^ öffentlich. Wenn man diese Zahl mit dem Verhältnis zur Gesamtzahl extrapoliert, wird es am Ende auf über tausend Stück hinauslaufen. Für Aufmerksamkeit haben hierzulande bisher folgende Details gesorgt:
^*^Die Links gehen zu einem Spiegel von wikileaks.ch. Weitere Spiegel-Seiten hier.
Pippi Langstrumpf wird heute 65 und ziert Googles Startseite.
Wie ein Gemälde von van Gogh, diese Algen um Gotland.
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG DER BELGIER, DER PRÄSIDENT DER REPUBLIK BULGARIEN, DER PRÄSIDENT DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK, IHRE MAJESTÄT DIE KÖNIGIN VON DÄNEMARK, DER PRÄSIDENT DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, DER PRÄSIDENT DER REPUBLIK ESTLAND, DIE PRÄSIDENTIN IRLANDS, DER PRÄSIDENT DER HELLENISCHEN REPUBLIK, SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG VON SPANIEN, DER PRÄSIDENT DER FRANZÖSISCHEN REPUBLIK, DER PRÄSIDENT DER ITALIENISCHEN REPUBLIK, DER PRÄSIDENT DER REPUBLIK ZYPERN, DER PRÄSIDENT DER REPUBLIK LETTLAND, DER PRÄSIDENT DER REPUBLIK LITAUEN, SEINE KÖNIGLICHE HOHEIT DER GROSSHERZOG VON LUXEMBURG, DER PRÄSIDENT DER REPUBLIK UNGARN, DER PRÄSIDENT MALTAS, IHRE MAJESTÄT DIE KÖNIGIN DER NIEDERLANDE, DER BUNDESPRÄSIDENT DER REPUBLIK ÖSTERREICH, DER PRÄSIDENT DER REPUBLIK POLEN, DER PRÄSIDENT DER PORTUGIESISCHEN REPUBLIK, DER PRÄSIDENT RUMÄNIENS, DER PRÄSIDENT DER REPUBLIK SLOWENIEN, DER PRÄSIDENT DER SLOWAKISCHEN REPUBLIK, DIE PRÄSIDENTIN DER REPUBLIK FINNLAND, DIE REGIERUNG DES KÖNIGREICHS SCHWEDEN, IHRE MAJESTÄT DIE KÖNIGIN DES VEREINIGTEN KÖNIGREICHS GROSSBRITANNIEN UND NORDIRLAND
Was fällt uns an dieser Aufzählung der Unterzeichner des Vertrags von Lissabon, die man in der Präambel desselben findet, auf?
Für alle Länder steht da das formelle Staatsoberhaupt – haufenweise Monarchen – angegeben, bis auf eines: Schweden.
Dass da stattdessen “DIE REGIERUNG DES KÖNIGREICHS SCHWEDEN” steht ist natürlich kein Zufall, sondern bewusster Ausdruck davon, dass man es für unsinnig hält zu behaupten, der König sei mit irgendwem übereingekommen, wenn es doch de facto die Regierung ist, die das Sagen hat.