Das schwedische Herbstbudget

Jedes Frühjahr und jeden Herbst legen schwedische Regierungen feierlich ihr Budget fürs kommende halbe Jahr vor. Dazu trägt es der Finanzminister in einer Prozession^^ vom Finanzministerium zum Reichstag, dem es vorgelegt wird und in einer Parlamentsdebatte auseinander gepflückt wird.

Gestern war die Zeit des Herbstbudgets gekommen. Im Frühling hieß es noch, es gäbe wegen der Wirtschaftskrise so gut wie keinen Platz für Reformen. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht gekommen und jetzt stehen einige Milliarden für Ausbildungs- und Arbeitsmarktmaßnahmen auf dem Programm. Die Kommunen bekommen auch einiges mehr Geld, um dort Entlassungen entgegenzuwirken.

Am meisten Widerstand regt sich gegen die geplanten Steuersenkungen. Für rund 15 Milliarden sollen Steuern für Arbeitnehmer, Rentner und Selbständige gesenkt werden. Das alles auf Pump: das Budget weist ein Defizit von knapp 80 Milliarden Kronen aus. Die Opposition hält die Senkungen für unverantwortlich und hätte das Geld lieber zur Krisenbekämpfung verwendet. Schließlich erwartet man für das nächste Jahr über 11 Prozent Arbeitslose.

Diese Grafik fasst die Zahlen zusammen.

Zur Verschuldung ist zu sagen, dass Schweden im Vergleich zu den meisten entwickelten Ländern sehr gut dasteht. Die Staatsverschuldung wächst zwar von 33 auf gut 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, aber das liegt nicht zuletzt daran, dass letzteres 2009 um 5 Prozent schrumpft. Zum Vergleich liegt die deutsche Staatsverschuldung bei über 60 Prozent und einen Haushaltsüberschuss in besseren Zeiten wie in Schweden sucht man dort vergeblich.

^★^ Dazu war heute ein sehr lustiges Foto in der Zeitung, das Finanzminister Anders Borg auf dem Weg zeigt – vor einem Tax Free-Schild

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Radfahren: Uppsala vs. Stockholm

Ich wohne jetzt seit etwa acht Monaten in Stockholm – nach fast sieben Jahren in Uppsala. Obwohl ich eine Dauerkarte für die U-Bahn habe und sie quasi vor unserer Haustür hält, fahre ich auch weiterhin Fahrrad.

Wie erwartet kann Stockholm Uppsala was das Radeln angeht nicht das Wasser reichen. Die vielen Studenten, die Rad-Autobahnen und die geringeren Ausmaße machen Uppsala zum Gewinner. Dort sind es genug Radler, dass man sich die Rücksicht der Autofahrer erkämpft hat. Andererseits ist es nicht stressfrei, einmal hinter dem Steuer zu sitzen und die skrupellosen Radfaher von allen Seiten und ohne die Verkehrsregeln zu beachten um sich herum schwirren zu sehen.

Doch allzu schlechtes kann man übers Radfahren in Stockholm auch nicht sagen. Es gibt ein Fahrradwegenetz und wenn man weiß, wo es ist, kommt man in der Regel prima und recht sicher vorwärts. Im Gegensatz zu Uppsala gibt es dagegen auch Straßen, auf denen das Radeln unangenehm ist (z.B. die Mäster Samuelsgatan). Die muss man eben meiden lernen.

Ein Phänomen ist mir in Stockholm aufgefallen, das in Uppsala weitgehend unbekannt ist: Rennrad-Pendler. In Uppsala gehörte ich zu den schnelleren Radfahrern. Dass ich überholt wurde, war die jährliche Ausnahme. In Stockholm, wenn ich an einem der Hauptausfallsradwege gen Norden (entlang der E18) fahre, passieren mich ganze Pulks von Leuten. Dabei handelt es sich um Pendler aus den Vororten, die die Möglichkeit zum Duschen am Arbeitsplatz haben (das ist keine Seltenheit) und die den Arbeitsweg zum täglichen Sport nutzen.

Modebewusst wie Schweden nun einmal auch beim Träning sind, gehören dann fesche Trikots in grellen Farben, Radlerhosen und ein schnittiges Rennrad dazu. Im Rucksack die Arbeitskleidung. Auf diese Art lassen sich auch zehn bis zwanzig Kilometer Arbeitsweg gut per Fahrrad bewältigen. Und natürlich ist es erfreulich, dass mehr und mehr diese umweltfreundliche und gesunde Art des Pendelns bevorzugen.

Unterdessen findet in den Zeitungen und der Lokalpolitik eine lebhafte Diskussion statt, wie man das Radfahren in Stockholm verbessern kann – ein sicheres Zeichen, dass das Rad als Verkehrsmittel in der Hauptstadt an Bedeutung gewinnt.

Vicke Viking

Kristina schreibt Interessantes über Wickie. Aber warum Antiheld? Er ist doch offensichtlich der eigentliche Held, im Gegensatz zu den einfältigen Erwachsenen. Oder habe ich das damals missverstanden? :)

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Mannaminne

Mannaminne

Mannaminne (wörtlich in etwa “Menschengedenken”) ist eine fantastische Sammlung von einfach allem. Alte Straßenbahnen aus Norwegen, Rostock und Tallin, Historisches über die Nazis in Norwegen, ein ausgedientes Jagdflugzeug, ein Stein, der für Albert Speers Monumentalbauten in Berlin gedacht war, alte Autos (inklusive Isetta und Trabi), ein ganzes Haus über Ziehharmonikas, Originalentwürfe von bekannten Kunstwerken und vieles mehr. Das Ganze liegt bei Nordingrå an der hohen Küste. Mehr Bilder in der unteren Hälfte dieser Galerie.

Nobel auf SpOn

SpOn hat heute einen netten Artikel über Alfred Nobel, Erfinder des Dynamits und Stifter der Nobelpreise.

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Herbsttagundnachtgleiche

Es ist wieder einmal der 21. September und damit sind Tag und Nacht heute weltweit gleich lang. Ab morgen habe ich für ein halbes Jahr wieder kürzere Tage als die meisten von euch. Warum, steht hier.

Die rapide kürzer werdenden Tage, sind nicht das einzige Hösttecken, Zeichen des Herbsts. Dass seit zwei, drei Wochen schönes Wetter auf einmal nicht mehr wärmer, sondern kälter bedeutet, ist ein anderes. Und natürlich die immer stärker werdenden Rot- und Gelbtöne an den Bäumen, die immer schwerer zu ignorieren sind.

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Wort der Woche: Klockren

Klockren ist ein häufig verwendetes Wort, wenn man etwas gut findet und seinen Beifall ausdrücken möchte – etwa wie “Toll!”, “Astrein!” oder “Fantastisch!” im Deutschen.

Klockren ist gleich Klocka (“Uhr”) plus Ren (“Rentier”), wie die Seite www.klockren.nu sehr schön illustriert.

Oder auch nicht. Beide Worte haben nämlich jeweils noch eine weitere Bedeutung: Klocka ist auch die “Glocke” und ren bedeutet “sauber”, “rein”. Klockren ist also nichts weiter als Schwedisch für “glockenrein”. Während dies im Deutschen nur im Zusammenhang mit Gesang verwendet wird, hat es im Schwedischen die gleiche umgangssprachliche und weit übertrage Bedeutung bekommen, wie “astrein” im Deutschen.

Dass man daraus etwas über die Mentalität der beiden Völker ableiten kann (Klänge begeistern in Schweden, Holz in Deutschland?), glaube ich jedoch nicht.

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Moneybrother - Born Under A Bad Sign

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=IiylR5BrFsM), [Wikipedia-Link](http://de.wikipedia.org/wiki/Moneybrother)

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Das sinkende Piratenschiff

Das Aushängeschild der Befürworter des privaten Tauschs von Dateien jeglicher Art über das Internet war in den letzten Jahen die schwedische Seite The Pirate Bay. Damit waren sie und die Leute dahinter erklärte Feinde und Dorn im Auge der Musik- und Filmindustrie. Weil die Piratenbucht keine Daten selbst bereithält, sondern lediglich als Vermittler und Suchdienst für die Dateien fungiert, die andere anbieten, sah und sieht man sich als rechtlich unangreifbar. Das Argument, dass wenn die Pirate Bay illegal ist, dies auch für Google gilt, ist nicht von der Hand zu weisen, denn auch damit lassen sich so genannte Torrent-Dateien finden, die die nötigen Informationen zum Auffinden der Tauschpartner enthalten.

Nichtsdestotrotz sind im Frühjar vier Leute, die mit der Pirate Bay zu tun haben, wegen “Beihilfe zum Urheberrechtsbruch” zu hohen Geldstrafen verurteilt worden. Zwischenzeitlich gab es einige Zweifel an der Unbefangenheit des Richters und die Berufungsverhandlung ist auf November diesen Jahres angesetzt.

In den letzten Wochen gab es zweierlei Weiterentwicklungen der Geschichte. Zum einen wurde angeküdigt, dass die Pirate Bay verkauft werden soll. Die schwedische Firma Global Gaming Factory (GGF) wollte Investoren gefunden haben und die Seite für 60 Millionen Kronen übernehmen, um sie “legal zu machen”. Das implizierte zwar immer fälschlicherweise, dass die Pirate Bay im jetzigen Zustand illegal ist, aber geschenkt. Man wollte ein Modell ausarbeiten, mit dem die Rechteinhaber kompensiert werden sollten. Nach einigem hin und her mit abspringenden Investoren kam heute die Meldung, dass GGF Insolvenz angemeldet hat. Damit dürfte der Kauf geplatzt sein.

Doch selbst wenn er vonstatten gegangen wäre, wäre zu Recht zu rätseln gewesen, was da eigentlich zu verkaufen wäre. Der Domainname thepiratebay.org, sicherlich. Auch die Software, mit der die Seite läuft und die Datenbank mit dem Index an Torrent-Dateien – beides ist jedoch mittlerweile auch per Torrent öffentlich herunterzuladen. Die Vermittlungssoftware, der Tracker, ist ohnehin freie Software und jedermann kann einen solchen betreiben. Genau das ist auch schon passiert: Alle Torrents der Pirate Bay haben mittlerweile einen alternativen Tracker, so dass sie weiterhin funktionieren werden, wenn die Pirate Bay in ihrer jetzigen Form verschwindet. Betreiber dieses OpenBittorrent sind die gleichen Leute wie hinter der Pirate Bay.

Man versucht also, eine Rochade zu machen. Das Feuer auf das Aushängeschild Pirate Bay, die diese streitbare Rolle lange Jahre gern übernommen hat, wäre mit dem Verkauf ins Leere gelaufen, während der ganze Dateitausch ungehindert auf den alternativen Bühnen weitergeht. Damit hat man gleichzeitig der einzigen Schwachstelle des Torrent-Systems engegengewirkt: Durch die Notwendigkeit des Trackers gibt es immer noch eine Zentrale als Angriffsstelle und die dominierende Stellung der Pirate Bay war ungesund.

Unabhängig davon, dass der Verkauf jetzt nicht wie geplant stattfinden wird, wird es die Piratenbucht deshalb wohl nicht mehr allzu lange in ihrer heutigen Form geben. Stattdessen werden zig Kopien aus dem Boden sprießen und übernehmen. Und das ist gut so. Das Schiff der Pirate Bay hat sich lange in stürmischen Gewässern gehalten – lange genug.

Die zweite Geschichte in diesem Zusammenhang ist, dass einer der ISP der Pirate Bay von der Musikindustrie die Androhung einer Klage mit hoher Geldforderung bekam, wenn er weiterhin die Internetverbindung der Pirate Bay bereitstelle. Daraufhin kappte Black Internet die Verbindung. Die Pirate Bay war zwar mit einem anderen Provider schon wieder online, bevor die Nachricht in den Medien ankam, trotzdem ist die Sache so falsch, dass man sich die Haare raufen könnte. ISP für die Inhalte des Internetverkehrs seiner Kunden verantwortlich machen zu wollen, ist in etwa, als wolle man die Post belangen, weil jemand mit ihr illegale Papiere verschickt hat. Oder eine Gemeinde, weil auf ihren Straßen ein Einbrecher zum Haus seines Opfers gelangte. Black Internet hat dies jetzt auch eingesehen und das Nachgeben bereut. Eine Unterstützerseite ist eingerichtet. Ein mögliches zukünftiges Urteil in dieser Sache dürfte weitreichende Konsequenzen für das Internet haben.

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Båtar

Boote

Es muss nicht wenig bizarr sein, auf einer kleinen Insel in einem kleinen roten Häuschen zu wohnen und dann die horizontalen Hochhäuser vorbeischwimmen zu sehen.

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