Morgen ist es endlich so weit: Die schwedische Kronprinzessin Victoria
heiratet in Stockholm. Das “endlich” kommt in meinem Fall nicht daher,
dass ich diesem aufgeblähtem Ereignis entgegengefiebert hätte, sondern
dass es dann vorbei ist. Die Berichterstattung war in den letzten Wochen
so ausführlich und überwiegend zu irrelevanten Details, dass auch viele
Schweden des Spektakels
überdrüssig
sind, noch bevor es stattfindet.
Das verstärkte Rampenlicht auf das Königshaus hat nicht wie erwartet
dessen Popularität erhöht, sondern
gesenkt.
Eine löbliche Minderheit der Medien hat den Anlass auch dazu benutzt,
die Stellung der schwedischen Monarchie kritisch zu hinterfragen; außer
guter PR im Ausland bleiben dabei selten gute Argumente für die
Monarchie übrig.
Zusätzlich gab es ein paar konkrete Kritikpunkte an der Hochzeit an
sich:
- Victoria lässt sich von ihrem Vater an den Altar führen und an ihren
Mann “übergeben”. Das hat einiges an Aufsehen verursacht, denn es
widerspricht der schwedischen Tradition, dass beide Partner
gleichberechtigt auftreten. Das Bild, dass die Frau von Vater als
Vormund ins Eigentum des Ehemanns übergeht, stößt im sehr auf
Gleichberechtigung bedachten Schweden sehr sauer auf.
- Unter den geladenen Gästen sind allerlei Repräsentanten von
Diktaturen, inklusive Eritrea, das seit Jahren den Schweden Dawit
Isaak ohne Urteil eingesperrt hält und foltert. Diesem Fall war vor
einiger Zeit eine große Kampagne der schwedischen Zeitungen
gewidmet.
- Der Haga-Park, die zentralste grüne Oase im Norden der Stadt und
Teil des
Nationalstadtparks,
wurde stark angegriffen, weil Victoria in das dortige Schloss
einziehen wird, in dem auch der jetzige König aufgewachsen ist. Ein
großer Teil wurde hoch eingezäunt und ist nicht mehr der
Allgemeinheit zugänglich. Auch ich, der in der Nähe wohnt, empfinde
diesen
Haga-Käfig
als Verschandelung des geschützten Parks und dass die Stockholmer
diesbezüglich vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, gefällt
vielen nicht.
Alles in allem erfüllt das Interesse an der Hochzeit nicht die
Erwartungen. Die letztes Jahr bei Bekanntgabe des Datums hastig
gebuchten Hotelzimmer gehen nicht an den Mann, geplante Spezialzüge nach
Stockholm werden aus mangelndem Bedarf abgesagt und der Absatz der
diversen Merchandising-Produkte läuft mal so mal so. Das Wetter und die
Fußball-WM könnten morgen ihr übriges dazu beitragen, dass sich die
Zuschauermassen entlang des Wegs der Kutsche durch die Stadt in Grenzen
halten werden.
Zur Artikelüberschrift: bröllop = “Hochzeit”; jippo ist ein leicht
abfälliger Ausdruck für ein “Spektakel” oder einen Trick, um
Aufmerksamkeit zu erregen.