Klage beim Europäischen Gerichtshof

Jetzt ist sie da, die Klage gegen das FRA-Gesetz beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Kläger ist die Ideenschmiede Centrum för Rättvisa (rättvisa=Gerechtigkeit). In der Klageschrift (PDF) ist auch eine englische Zusammenfassung zu lesen.

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Sommerwetter

Ein Julitag, der mit strahlend blauem Himmel anfängt.

Auch nach 6 Jahren in Schweden und obwohl ich es besser weiß, ist meine instinktive Erwartungshaltung immer noch, dass es dann automatisch heiß wird. Natürlich ist das in den meisten Fällen falsch. Anstatt brütender Hitze, Schwüle am Nachmittag und einem Abendgewitter kommt es hier nur knapp über die 20 Grad und aufziehende Wolken lassen es richtig kühl werden. Abends lange draußen sitzen geht nur selten.

Meistens finde ich das in Ordnung, denn selbst wenn ich Hitze vertragen kann, vermisse ich sie in der Regel nicht und mag die temperierten (lagom) schwedischen Sommer. So ein fetziges Sommergewitter kann einem aber auch fehlen.

Andererseits fällt hier immer gleich der Strom aus, wenn es blitzt – sogar in noblen und prestigeträchtigen Forschungszentren. Erst neulich wieder.

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The Ackermans - Come On, Come On

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=UeYdvnLuxnc) – [Band-Webseite](http://www.the-ackermans.com/) – indirekt via [Swedesplease](http://www.swedesplease.net/2008/07/11/swedish-music-video-.roundup-action-biker-assid-the-ackermans-syket/).

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Peinlich, DN

Heute morgen in der Papierausgabe zu diesem Artikel noch das Bild mit den vier iranischen Raketen abzudrucken, das gestern schon überall als Fälschung herumgereicht wurde, finde ich schon peinlich für Schwedens größte seriöse Tageszeitung Dagens Nyheter.

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Wort der Woche: Paj

Das Wort paj ist eines der zahlreichen Lehnworte, deren Schreibweise eingeschwedischt wurde – es kommt vom englischen pie. Weitere Beispiele für solche Wörter findet man hier. Paj hat keine direkte deutsche Entsprechung; je nach Art und Zutaten würde man “Pastete”, “Auflauf” oder “Kuchen” sagen.

Eine paj kann nämlich sowohl herzhaft als auch süß mit Früchten sein. Gemeinsam ist ihnen lediglich, dass sie als Boden oder Decke den gleichen Teig haben, pajdeg, und dass sie in der Regel in einer Auflaufform in den Ofen kommen. Der Teig ist simpel und besteht aus Mehl, Butter, Wasser (in ungefähren Gewichtsverhältnissen 10:15:2) und ein wenig Salz. Variationen dieses Grundrezepts sind gängig.

Mit dem Teig legt man Boden und Rand der Form aus und befüllt das Ganze womit man Lust hat. Zum Beispiel Schinkenwürfel und geriebener Käse, die man mit einer Soße aus Milch, Eiern und Gewürzen übergießt und die beim Backen fest wird. Schon hat man eine ost- och skinkpaj. Wenn man nicht will, dass der Teig sich vollsaugt, kann man ihn alleine in der Form zehn Minuten vorbacken.

RabarberpajDie Früchtevariante der paj ist eine bevorzugte Art der Schweden, Beeren zu essen (außer Erdbeeren, die isst man roh). Man kann hierbei den Teig unter den Beeren weglassen: einfach die Beeren (auch tiefgefroren) in die Form und den pajdeg darüber streuseln. Damit das besser geht, macht man diesen mit Haferflocken und nur ein bisschen Mehl. Das Bild zeigt die Reste einer solchen smulpaj mit Rhabarber, die mich vorhin auf die Idee zu diesem Artikel gebracht hat. Mit Heidelbeeren ist das auch sehr zu empfehlen. Man isst sie mit Sahne oder Vanilleeis oder -soße.

Und dann hat paj noch eine ganz andere Bedeutung, und zwar als Adjektiv, das für “kaputt” steht. Das Verb dazu ist paja und bedeutet dementsprechend “kaputt gehen”. Woher diese beiden sich ableiten, weiß ich nicht, aber ich vermute fast, dass obige paj damit zu tun hat. Umgangssprachliche Essensmetaphern sind nicht selten (det blev bara pannkaka; vilken röra/soppa).

Aus irgendwelchen Gründen kann man zu einer “Lederjacke” auch skinnpaj oder läderpaj sagen.

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FRA-Gesetz weiter aktuell

Das neulich verabschiedete Gesetz, das dem militärischen Geheimdienst FRA die Überwachung jeglicher kabelgebundener Kommunikation erlaubt (ältere Artikel dazu), ist weiterhin fast täglich in den Zeitungen und ist eines der Top-Themen der gerade stattfindenden Almedalsveckan. Der Protest aus der schwedischen Bevölkerung scheint nicht abzuebben – in den letzten Wochen wurden mehrere Millionen Protest-Emails geschrieben.

Gestern berichtete SvD aus “informierten Kreisen”, dass der eigentliche Zweck des Gesetzes darin besteht, die Kommunikation Russlands, die zu 80% durch Schweden geht, abzuhören und die gewonnenen Informationen als Tauschware für befreundete Dienste zu haben. Unabhängig davon, ob das stimmt und was die Russen dazu sagen, könnte das auch ein weiterer Rechtfertigungsversuch der FRA-Befürworter sein. Schweden sind nämlich im Allgemeinen skeptischer gegenüber Russland als beispielsweise Deutsche.

Mona Sahlin, Parteichefin der Sozialdemokraten, hat unterdessen angekündigt, das umstrittene Gesetz im Falle eines (nicht unwahrscheinlichen) Wahlsiegs in zwei Jahren wieder abzuschaffen. Das ist zwar etwas seltsam, weil der ursprüngliche Vorschlag von eben diesen Sozialdemokraten stammt, aber Sahlin war damals weder involviert noch Parteichefin. Der Umschwung ist also nicht ganz unglaubwürdig.

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Urlaub in Dalarna

Irgendwann in den nächsten Wochen werde ich für eine knappe Woche nach Dalarna aufbrechen. Diese Region Schwedens, die – ähnlich Bayern in Deutschland – im Ausland als stellvertretend für Schweden wahrgenommen wird (Ich sage nur dalahästar und knätofsar), kenne ich nämlich noch nicht.

Der Plan ist, rund um den See Siljan irgendwo zu zelten, ein wenig zu wandern oder Rad zu fahren und ein paar der üblichen Touristenattraktionen abzuklappern. Wenn jemand der Leser schon einmal dort war, sind Tipps in den Kommentaren willkommen.

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Auf und ab

Wie viele Kronen muss man ausgeben, um einen Euro zu bekommen? Der folgende Graph zeigt die Antwort auf der vertikalen Achse in Abhängigkeit von der Zeit seit Einführung des Euro als Bargeld. Je niedriger die Kurve, desto mehr ist mein schwedischer Lohn wert, wenn ich ins Euroland reise. Zur Zeit bliebe man also besser zu Hause.

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Esbjörn Svensson gestorben

Ich kann nicht behaupten, dass ich oft Jazz höre, ein bisschen John Coltrane, Thelonious Monk, Miles Davis und Medeski, Martin & Wood. Und ab und zu das schwedische Esbjörn Svensson Trio, das an dieser Stelle auch schon erwähnt wurde.

Gerade las ich, dass Esbjörn Svensson, Pianist und Komponist des Trios, letzten Monat bei einem Tauchunfall im Stockholmer Schärengarten umkam. Das war mir bisher entgangen, wahrscheinlich weil ich an diesem Wochenende in Deutschland war und keine Zeitung las. Dort stand es nämlich, ebenso die zahlreichen Reaktionen aus der internationalen Jazz-Welt, denn E.S.T. gehörten zu der Kategorie Musiker, die im Ausland bekannter waren als in der Heimat.

E.S.T. – From Gagarin’s Point of View [Videolink](http://youtube.com/watch?v=H3f1Uq2jcL8)

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