Frauenhandel während der WM

Es war eine ernste Besorgnis vieler Schweden, dass die Besuchermassen zur Fußball-WM einen lukrativen Markt für Frauenhändler darstellen würden und dass eine fünfstellige Zahl von Frauen aus Osteuropa in Deutschland nur Prostitution gezwungen werden könnte. Es war sogar kurz im Gespräch, die WM zu boykottieren, weil aus Sicht der Schweden in Deutschland nicht genug dagegen getan werde.

Die Befürchtungen scheinen sich aber nicht bewahrheitet zu haben (S). Es gab also keinen Zuwachs beim Menschenhandel während der WM und Deutschland bekommt insofern “gute Noten”, als dass die Polizei wohl genug Druck ausübt, um Deutschland unattraktiv für diese Art von Kriminellen zu machen.

In Schweden ist käuflicher Sex generell nicht erlaubt, es machen sich aber nicht die Prostituierten strafbar, sondern die Freier. In der Diskussion um den Boykottaufruf, wurde gerade von deutscher Seite einiges missverstanden, denn die schwedische Kritik richtete sich nicht gegen legale Prostitution in Deutschland, sondern gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution, die natürlich auch in Deutschland verboten sind.

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Almedalsveckan

Almedalen ist ein Park im mittelaterlichen Visby, der Stadt auf Schwedens größter Insel – Gotland. Die Almedalswoche ist eine politische Veranstaltung in ebendiesem Park, die jede erste Juliwoche stattfindet.

Je ein Tag dieser Woche ist einer der sieben Parteien des schwedischen Parlaments gewidment, mit den Reden der Parteichefs als Höhepunkte. Da im September die Parlamentswahl ansteht, ist das Interesse dieses Jahr höher als sonst. Den Auftakt machten gestern die regierenden Sozialdemokraten und deren Chef und schwedischer Premierminister Göran Persson griff erwartungsgemäß die bürgerliche Allianz an, indem er vor deren geplantem Sozialabbau warnte.

Außerdem stellte er die Umweltpolitik als zentrales Anliegen dar, denn ohne Erfolge in diesem Bereich sei vieles andere kurzsichtig. Das ist ein passendes Thema, denn bei Gotland hat gerade die Algenblüte begonnen, die in den letzten Jahren besonders stark ausfiel und die Ostsee vielerorts in eine unangenehme braune Suppe verwandelte.

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Dorsch in Gefahr

Es ist keine Neuigkeit, dass man Dorsch nur schwer mit gutem Gewissen essen kann. Die Bestände sind überfischt, aber Warnrufe von Meeresbiologen verhallen angesichts der finanziellen Interessen. Gerade versucht Schweden (S) wieder einmal, in der EU geringere Fangquoten für die Ostsee durchzusetzen. Eine neue alarmierende Studie, die auch auf die Gefahren für die zukünftige Fischerei hinweist, soll dabei helfen.

Nachtrag: Wieder etwas gelernt; erwachsende Dorsche heißen auf Deutsch Kabeljau. Im Schwedischen heißen beide torsk. Unterschiedliche Namen für den gleichen Fisch gibt es dafür bei Heringen: die größeren der Westküste heißen sill, die kleineren der Ostsee strömming.

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Wort der Woche: Wallraffa

Das Verb “wallraffa” ist kein alltäglich gebrauchtes. Es bedeutet “unter Vortäuschung einer falschen Identität investigativ recherchieren” und wird verständlicherweise vor allem im Zusammenhang mit Journalisten gebraucht. Das Wort kommt in der Tat von Günter Wallraff, der in den Siebzigern für eben diese Tätigkeit in Deutschland berühmt wurde.

Nachdem der Buchstabe W ins schwedische Alphabet aufgenommen wurde, ist “wallraffa” jetzt auch Teil der offiziellen schwedischen Wortliste SAOL. Mir fällt gerade kein anderer Deutscher ein, der sich auf diese Art verewigt hat.

(via)

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Die Themen zur Wahl in Schweden

Die Tageszeitung DN untersucht (S) die Wahlthemen vor der Parlamentswahl am 17. September. Trotz der im Vergleich mit Europa geringen Arbeitslosigkeit von 4.8% (S) rangiert das Thema an vorderster Stelle im Ergebnis einer Umfrage, die danach fragte, welche gesellschaftlichen Fragen bei der Wahlentscheidung am wichtigsten sind.

Gleichauf mit ebenfalls 29% der Antworten liegt das Gesundheitssystem, dann folgen das Schulsystem, die Altenfürsorge und die Familienpolitik mit je über 20% der Nennungen. Danach kommt lange nichts und die eben genannten Hauptthemen stehen hoch auf der Agenda quer durch die etablierten Parteien, die gleichzeitig Schwierigkeiten haben, sich voneinander zu unterscheiden. Das bürgerlich-konservative Lager ist laut Wahlbarometer gleichauf mit den regierenden Sozialdemokraten und es ist unklar ob Premierminister Göran Persson seine über zehnjährige Regierungszeit noch einmal verlängern kann.

Zurück zur Umfrage mit den Wahlthemen: Bei 10% liegt die Umweltpolitik und unter den Themen, die zwischen einem und fünf Prozent der Befragten nannten, tauchen Einwanderung, Gleichberechtigung und die Energiepolitik auf. Vielleicht liegt es an der Fragestellung, aber die EU und andere außenpolitische Fragen scheinen für Schweden nicht sehr interessant zu sein – nur jeweils 1% nannten diese.

Die neugegründete Piratenpartei, die sich neben einer Reform des Urheberrechts auch für den Schutz der Privatsphäre und gegen Überwachung einsetzt, hat zwar durch die Schlagzeilen um die PirateBay einigen Aufwind bekommen, aber sie taucht weder im Wahlbarometer auf, noch werden ihre Themen als wichtig empfunden. Schutz der Privatsphäre und der Überwachungsstaat wurden nur in 1% der Antworten genannt.

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Versicherung für Filesharer

Musik und Filme über das Internet zu tauschen, ist nach wie vor sehr populär in Schweden, aber seit letztem Jahr auch hier illegal. Aktivisten protestieren öffentlich gegen diese Regelung und es hat sich sogar eine politische Partei zu diesem Thema gebildet, die das Urheberrecht so anpassen will, dass Filesharing legal wird.

Nichtsdestotrotz hat es schon eine wenige Verurteilungen wegen Anbietens von geschütztem Material gegeben und es besteht die prinzipielle Gefahr, in die Schusslinie der “Piratenjäger” zu kommen. Doch jetzt gibt es Abhilfe: Eine Versicherung gegen alle Arten von Bußgeldern, die sich eventuell aus dem Dateientausch ergeben. Für 15 EUR pro Jahr und nur innerhalb Schwedens.

Das ist zuallererst einmal eine witzige Idee, ich weiß aber nicht, wie ernst und seriös dieses Angebot ist – die einzige Kontaktmöglichkeit ist eine Email-Adresse und Information darüber, wer dahinter steht, findet sich nicht. Rechnerisch könnte das Konzept allerdings aufgehen, weil die Zahl der verhängten Bußgelder sehr gering ist und man als Dateitauscher in Schweden noch recht sicher lebt.

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Regnbåge

Regenbogen über weitem
Feld

Traditionell regnet es an Mittsommer mindestens einmal kurz. Als Gegenleistung bekommt man Gelegenheit, kitschige Bilder wie dieses zu machen. :-)

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Schwedische Hausfrauen

Das schwedische Radio (S) bringt auch deutsche Nachrichten und meist handelt es sich dabei um Dinge, die kurz davor auf Schwedisch veröffentlicht wurden. So auch der Artikel (S) über die unzureichende Kennzeichnung von Lebensmitteln.

Die deutsche Redaktion des SR schreibt dazu:

Schwedische Hausfrauen wollen besser über die Herkunft der eingekauften Lebensmittel informiert werden.

Ich weiß nicht, wie dieser Satz heutzutage in deutschen Ohren klingt, aber über Hausfrauen stand im Original zumindest nichts. Das ginge auch gar nicht, denn der Begriff “Hausfrau” ist im Schwedischen sehr ungebräuchlich. Das hat nichts mit politischer Korrektheit zu tun, sondern spiegelt einfach die Tatsache wider, dass der “Beruf Hausfrau” in Schweden fast nicht existiert.

Dass Frauen arbeiten ist nicht nur der Regelfall, sondern die Mentalität ist so weit fortgeschritten, dass Einkaufen, häusliche Arbeit und sogar Kindererziehung nicht mehr automatisch mit der Rolle der Frau assoziiert werden. Der Schreiber obiger Zeilen impliziert, dass es Frauen sind, die sich für Einkäufe interessieren, und vertritt damit ein altes konservatives Frauenbild, das in Schweden schon viel weiter verschwunden ist als in Deutschland. Sehr schade für dieses Medium, das ansonsten für schwedeninteressierte Deutsche sehr ansprechend ist.

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Fingerabdrücke bei Inlandsflügen

Die Fluggesellschaft SAS plant, bei Inlandsflügen in Schweden künftig per Fingerabdruck zu kontrollieren, ob die Person, die das Gepäck aufgibt, dann auch wirklich dieselbe ist, die fliegt. Die Abdrücke sollen zwar nach dem Vergleich sofort wieder gelöscht werden, aber trotzdem fragt man sich, was der Extranutzen sein soll im Vergleich zur Ausweiskontrolle.

Ich halte das für keine gute Idee, schon aus Prinzip.

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Lunarstorm

Tagesschau.de befasst sich mit Lunarstorm, der meistgenutzten schwedischen Online-community:

85 Prozent der Schweden zwischen 15 bis 20 Jahren sind Mitglieder bei Lunarstorm. Vier Millionen Besucher zählt die Community-Plattform im Monat – bei rund neun Millionen Einwohnern.

Ich selbst kann dazu eher wenig sagen, weil ich kein Mitglied bin – passe ja auch nicht mehr in diese Altersgruppe. ;-)

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