Von Adlern und Wölfen

Am Samstag wurden am Seengebiet Mälaren, westlich von Stockholm, die Raubvögel gezählt. Dabei wurden 130 Seeadler und fünf Steinadler gefunden (S). Das bestätigt den positiven Trend der letzten Jahre und man geht davon aus, dass Einwanderung aus Russland und das gute Nahrungsangebot die wichtigsten Gründe dafür sind. Die Alder standen in Schweden lange Zeit vor der Ausrottung, zunächst durch Jagd und später durch Umweltgifte wie DDT, die die Fortpflanzung der Tiere störten.

Auch bei den Wölfen wäre Einwanderung aus dem Osten die Lösung (S) für ein Problem des schwedischen Bestandes: Inzucht. Die Anzahl der Wölfe hat sich zwar erholt, geht aber auf wenige Einzeltiere zurück. Deshalb sei es laut dem Genetiker Tomas Bergström von der Uni Uppsala höchste Zeit, fremde Tiere einzuführen, damit Symptome wie Rückgradprobleme und die geringe Anzahl Nachkommen nicht überhand nehmen.

Etwas mehr zu Wölfen im Artikel von neulich.

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Schokoladenforschung

Auch wenn neulich kaum keiner die schwedische Schokolade besonders lobenswert fand, könnten schon bald schokoladige Neuerungen aus Schweden kommen. Denn schon im Frühjahr soll das weltweit erste Forschungsinstitut für Schokolade in Göteborg eröffnet werden (S).

Ziel der Kooperation zwischen Schokoladenindustrie und den Instituten für Lebensmittel- und Biotechnik und für Oberflächenchemie ist jedoch nicht die geschmackliche Verbesserung von Schokolade. Stattdessen soll zuerst untersucht werden, unter welchen Bedingungen sich der unerwünschte graue Belag auf Schokolade bildet und wie man ihn vermeidet.

In dem Artikel wird auch erwähnt, dass Schweden im Schnitt sieben Kilo Schokolade pro Jahr essen und dass, entgegen meiner Vermutung, es dabei nicht nur um Marabou geht, sondern gerade die hochwertigen teureren Marken die größten Wachstumsraten aufweisen.

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Wort der Woche: Vasaloppet

Der Vasaloppet ist ein Langlauf-Skirennen in der schwedischen Region Dalarna. Es ist nicht irgendein Rennen, es ist das Rennen des Jahres und tausende Amateure aus ganz Schweden nehmen an dem Großereignis teil. In der Woche vor dem ersten Sonntag im März finden schon verschiedene Teildisziplinen auf der Strecke statt, der eigentliche Vasa-Lauf über die 90km bildet dann den Abschluss.

Mit wenigen Ausnahmen findet der Lauf seit 1922 jährlich statt und der diesjährige Gewinner, Oskar Svärd, kam vorhin ins Ziel. Er hat zum dritten Mal gewonnen.

Die Strecke zwischen den Orten Sälen und Mora hat in der Tat mit dem Namensgeber Gustav Vasa zu tun. Der spätere König und Staatsgründer Schwedens war 1520 auf der Flucht vor dem dänischen König Christian II., der noch heute in Dänemark “Christian, der Gute” und in Schweden “Christian, der Tyrann” genannt wird.

Vasa floh auf Skiern und sprach in Mora zur dortigen Versammlung, um sie zu überreden, ihn bei einem Aufstand gegen die Dänen zu unterstützen. Dies gelang ihm nicht und er fuhr weiter Richtung Norwegen. Neue Berichte zu den Gräueltaten rund um das Stockholmer Blutbad, bei dem Christian viele schwedische Adelige töten ließ, erreichten kurz darauf Mora und änderten die Stimmung zugunsten Vasas. Die beiden besten Skifahrer wurden ihm hinterhergeschickt, erreichten ihn bei Sälen und überzeugten ihn zur Umkehr nach Mora, um den Aufstand anzuführen. Drei Jahre später war Schweden unabhängig und Vasa König.

Das Wort der Woche Brasklapp von vor einem halben Jahr und der schwedische Nationalfeiertag haben damit auch etwas zu tun. Mehr zum Vasalauf und zum Stockholmer Blutbad bei der Wikipedia.

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Kreative Schweden

Schon wieder zwei Statistiken, in denen Schweden international vorne liegt. Im schwedischen Parlament sind 47.3 Prozent der Abgeordneten Frauen. Das ist das gleichberechtigste Parlament (E) der Welt, nach Ruanda.

Außerdem wird Schweden bescheinigt, die kreativsten und talentiertesten (S) Geschäftsmänner und -frauen zu haben. Es sei sogar ein Talentmagnet für die höchstausgebildeten Arbeiter der Welt und sorge dafür, dass es die kreative Klasse von vielen Ländern nach Schweden zieht. Wenn das keine Übertreibung ist, dann ist es ein starkes Indiz dafür, dass es Schweden auch in Zukunft sehr gut gehen wird.

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Ausverkauf von Staatsfirmen

Schon vor der Wahl hatte die Truppe aus Reinfeldts “Allianz für Schweden” angekündigt, dass sie plant, einige Staatsfirmen zu privatisieren. Das ist natürlich genau, was man von einer wirtschaftsliberalen Koalition erwartet, die eine sozialistisch angehauchte Mittle-Links-Regierung ablöst. Die Gründe sind sowohl Geld für die (sowieso gut gefüllten) Staatskassen als auch die rein prinzipielle Überzeugung, dass der Staat sich um nichts kümmern solle, was private Eigentümer genauso gut leisten können.

Jetzt liegt der Privatisierungsvorschlag (E) auf dem Tisch. Verkauft werden sollen

  • Vin & Sprit, die Firma hinter ABSOLUT Vodka und zahlreichen kleineren Marken,
  • Vasakronan, eine Immobilienfirma,

  • die Hypothekenbank SBAB

    und die staatlichen Beteiligungen an

  • TeliaSonera, dem schwedisch-finnischen Telekom-Riesen,

  • der Bankengruppe Nordea
  • und an der Börsenfirma **OMX**, die die Börsen in den skandinavischen und baltischen Hauptstädten betreibt. Der Verkauf soll insgesamt etwa 150 Milliarden Kronen (16 Mrd. Euro) eingringen. Die Schweden sind jedoch [mehrheitlich skeptisch](http://www.thelocal.se/6583/20070303/) (E) gegenüber dem Vorschlag. Nur 33% finden den Verkauf gut. Ich verstehe zwar von Volkswirtschaft recht wenig, aber finde, dass es auf den Einzelfall ankommt. Ich sehe keinen guten Grund, dass der Staat selbst Alkohol produziert. Die Kontrolle und Steuermöglichkeit ist durch das *Systembolaget* trotzdem gegeben. Anders sieht es bei der grundlegenden Infrastruktur des Landes aus. Eine Privatisierung des Straßennetzes würde ich zum Beispiel ablehnen und dass der privatisierte europäische Strommarkt mehr Missstände mit sich gebracht hat als gedacht, ist auch keine Neuigkeit. Deswegen ist der Verkauf der 45% Anteile an TeliaSonera wohl der am kritischsten zu beurteilende der obigen Posten.
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Mr Flower Power

Mr Flower
Power

Wie gesagt ist dieses Jahr das große Jubiläum zum 300. Geburtstag des Botanikers Carl von Linné. Dabei wird auch ernsthaft versucht, seine Leistungen als Forscher den Leuten näher zu bringen. Dass man das als Ereignis und als Werbung für Schweden im In- und Ausland medial groß aufzieht ist verständlich und in Ordnung

Aber muss man Linné deswegen zu “Mr Flower Power” machen? Ich finde nicht, aber vielleicht verkenne ich ja einfach das Augenzwinkern hinter diesem Schlagwort.

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Der neue Pub

Ich war gestern mit Kollegen auf ein Bier nach der Arbeit in einem neuen irischen Pub hier in Uppsala. Obwohl es erst früher Abend war, war es voll. Auf meine Frage, ob denn ein Tisch frei wäre, wurde ich zuallererst gebeten, die Frage doch bitte auf Englisch zu wiederholen. Es wurde im Laufe des Abends klar, dass kaum einer vom Personal Schwedisch konnte. Das tat der Beliebtheit des Lokals offenbar keinen Abbruch und wurde auch von Tischen, an denen nur Schweden saßen, nicht als seltsam empfunden.

Erst später kam mir der Gedanke, dass eine Kneipe, in der die Bedienungen und der Chef kein Deutsch sprechen, in Deutschland nicht funktionieren würde. Oder irre ich da?

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Im Dunkeln

Was passiert, wenn man im Winter in einer Gemeinde in Nordschweden längerfristig die Strassenbeleuchtung abschaltet? Klar, die Zahl der Einbrüche und Diebstähle halbiert sich (E).

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