Ryanair bleibt in Västerås

Ich hatte neulich vermutet, dass die angekündigten Streckenkürzungen von Ryanair in Schweden nicht wirklich etwas mit der angekündigten Flugsteuer zu tun hatten, und zweifelte daran, dass sie rückgängig gemacht würden, weil die Steuer jetzt doch nicht kommt.

Da lag ich falsch. Denn Ryanair ersetzt nicht nur (S) die gestriche Linie Västerås-London/Luton durch eine nach London/Stansted, sondern wird ab Februar auch Dublin von Västerås aus anfliegen.

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Verurteilung wegen Musiktauschens

Heute wurde ein Mann aus Borås zu einer Geldstrafe von 80 Tagessätzen^1^ verurteilt (S), weil er urheberrechtsgeschützte Musik über das Internet zugänglich machte. Die Klage kam wenig überraschend von Seiten der Plattenindustrie (IFPI), die trotz der Verurteilung unzufrieden ist. Denn das zu erwartende Strafmaß bestimmt, welche Maßnahmen die Polizei zukünftig in ähnlichen Fällen anwenden darf. Das Gericht hat damit also zukünftige Durchsuchungen der Computer von Privatpersonen erschwert.

Soll man das Urteil jetzt gut oder schlecht finden?

^1^Je nach Einkommen des Bestraften ist ein Tagessatz zwischen 50 und 1000 Kronen (5 bis 110 EUR).

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Mehr Skandal und die Blogger

Es ist kein Ende in Sicht im Skandal um Minister der neuen schwedischen Regierung, die Haushaltshilfen schwarz bezahlten oder sich um Fernsehgebühren drückten, und die daraus folgenden Rücktritte.

Immer noch in der Kritik ist Migrationsminister Tobias Billström, der seine Fernsehgebühren nach eigener Aussage aus Überzeugung nicht gezahlt hatte, und seit Neuestem auch Finanzminister Anders Borg wegen Schwarzanstellung von Hilfskräften. Die Schwere des Falls ist mir hier nicht bekannt, aber ich stelle mal die gewagte These auf, dass Frauen vielleicht genauer unter die Lupe genommen werden und eher zurücktreten müssen als Männer, die sich mehr erlauben können. Die Zahl der ausgewechselten Ministerinnen unter Göran Persson war auch sehr hoch, wenn ich mich recht erinnere.

Außenminister Carl Bildt mischt sich unterdessen weiterhin in Innenangelegenheiten ein und gibt wieder Kritikwürdiges von sich: Er könne viele TV-Reporter nennen, die ebenfalls schwarz bezahlte Putzfrauen haben, damit sie überhaupt arbeiten können. Das Steuersystem sei schuld und deswegen werde es geändert.

Daran ist gleich zweierlei falsch. Zum einen ist es Aufgabe der Medien, die Politiker zu beäugen, nicht umgekehrt. Dewegen tut es nichts zur Sache, ob Reporter auch schummeln. Als Politiker hat man sich an die Regeln zu halten, oder sie zu ändern. Punkt. Allerdings finde ich, dass das vor allem für die Amtszeit gilt und nicht alles aus frühren Zeiten eine Rolle spielen darf. Wenn, wie im Fall der beiden Rücktritte, die Verfahren aber gerade erst eingeleitet wurden, ist das sehr wohl aktuell. Außerdem kann man daran zweifeln, ob man das Steuersystem dahin ändern sollte, dass Besserverdienende mehr Geld übrig haben – genau das scheint aber im neuen Budget angepeilt zu werden.

Als Blogger möchte ich auch noch kurz die Rolle von schwedischen Politblogs im Zusammenhang mit Borelius’ Rücktritt herausstellen: Es war Blogger Magnus Ljungkvist, der sowohl Borelius’ Aussage, dass sie zuwenig verdient habe, zuerst widerlegte (S), als auch den Stein um ihr Sommerhaus, das einer Firma in einem Steuerparadies gehörte, ins Rollen brachte (S). Das heißt nicht, dass er alleine die Ministerin gestürzt hat, denn es war wichtiger, dass es die Massenmedien aufgriffen, aber es zeigt, wie “Bürgerjournalisten” zumindest beitragen können.

Dem Blogger hat das einige Aufmerksamkeit und eine Morddrohung (S) eingebracht.

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Mangel an Ökokühen

Schon gestern habe ich mich beim Einkaufen gefragt, warum es “meine” Milch, also die ökologische mit 3% Fett, nicht mehr zu kaufen gab und ich auf die ökologische Mellanmjölk (wörtlich: “Mittelmilch”; 1.5% Fett) ausweichen musste. Ich gab die Schuld meinem lokalen ICA – zu Unrecht. Der Molkereiriese Arla hat Lieferprobleme, weil die Nachfrage nach Ökomilchprodukten stark wächst und es in Schweden zu wenige Ökokühe gibt. Meine Milch wird es bis nach Weihnachten nicht mehr zu kaufen geben.

Arla will mehr Landwirte zur Ökowirtschaft bringen, unter anderem mit höheren Preisen für die Bauern. Ein guter Trend, finde ich, sowohl von Verbraucher- als auch Produzentenseite, trotz meines eigenen temporären Nachteils.

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Der zweite Rücktritt

Ich kann nicht immer schneller sein als die, die das beruflich machen. :-)

Unter anderem auf Tagesschau.de kann man lesen, dass Kultur– und Sportministerin Cecilia Stegö Chilò es heute Maria Borelius gleichtut und ebenfalls zurücktritt. Vielleicht überlegt sich ihr Nachfolger ja das mit den Museen nochmal.

Danke auch an Piet für den Hinweis.

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Wort der Woche: Mink

Mink ist das schwedische Wort für den “Nerz”, das mit dem Marder verwandte Tier, das wegen seines Pelzes so begehrt ist. In zweierlei Zusammenhang ist der Nerz in Schweden erwähnenswert.

Zum einen werden die Tiere auf Farmen gezüchtet und reißen von dort gelegentlich aus. Die Wildpopulation wurde und wird durch die größeren Zuchttiere vermehrt und ist ein Problem für andere Tierarten, darunter einige Vogelarten. Wilde Nerze werden daher als Schädlinge betrachtet und mit Fallen gejagt. Als ob das nicht reichen würde, gibt es selbsternannte Tierschüzter, die Nerzfarmen besonders schlimm finden und deshalb dort einbrechen und die Tiere freilassen. Einen Gefallen tut man ihnen damit aber nicht, wie Meldungen (S) von haufenweise überfahrenen Nerzen kurz nach einer solchen “Befreiungsaktion” zeigen.

Der zweite Punkt hat mit U-Booten zu tun. Russischen U-Booten. Diese tummelten (S) sich in den 80ern nämlich in der Ostsee und verletzten schwedische Gewässer. Das versetzte das schwedische Militär in helle Aufregung und es kam sogar zu U-Bootjagden, bei denen auch mal versehentlich ein altes Wrack mit Unterwasserminen angegriffen wurde. Ein russisches U-Boot kam tatsächlich in schwedische Hände, aber nur weil es auf Grund gelaufen war.

Ein Warnsystem wurde aufgebaut, das U-Boote an deren Geräuschen erkennen sollte – und hier kommt der Nerz wieder ins Spiel. Denn auch dieser macht Geräusche im Wasser, die wiederum ähnlich genug sind, um mit einem U-Boot verwechselt zu werden. Man hört ab und zu Scherze, wie die schwedische Marine Nerze jagte, wieviele falsche Alarme aber tatsächlich von Nerzen ausgelöst wurden, ist mir nicht bekannt.

Nachtrag: Kaum hat man darüber geschrieben, kommt die Nachricht (S), dass heute Nacht Einbrecher in Schonen 1000 Nerze freigelassen haben, die jedoch zum Großteil von Besitzer wieder eingefangen werden konnten.

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Demo gegen Rassismus

![Demo](/pic/demo1.jpg)

Ich war heute nachmittag auf meiner ersten schwedischen Demonstration. Dass ich das erst nach über vier Jahren in Schweden sagen kann. liegt wohl vor allem daran, dass in Schweden weniger demonstriert wird als in Deutschland oder gar Frankreich. Statistik habe ich dazu zwar keine, aber ich fand meine Vermutungen bestätigt.

Die heutige Demo war gegen Rassismus. Der Erfolg der Schwedendemokraten bei der Wahl vor einigen Wochen und natürlich auch deren Einzug ins hiesige Rathaus waren dafür ein guter Anlass.

Als Unterstützer wurden sowohl die etablierten Parteien und deren Jugendverbände, als auch unabhängige, meist linke, Jugendverbände genannt. Organisator war der Verein Uppsalabor mot Rasism (S), der dieses Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen feiert und schon nächste Woche ein “Volksfest gegen Rassismus” veranstaltet.

![Demo](/pic/demo3.jpg)

Das klang jetzt sicher alles sehr groß, war es aber leider nicht. Die wenigen hundert Teilnehmer wurden vor Abmarsch gebeten, in Viererreihen zu marschieren, so dass dann auch nur eine Straßenseite gebraucht wurde und der Zug wenigstens seine knappen hundert Meter lang war. Es reichten etwa fünf Polizisten als Begleitung und um an Kreuzungen den Verkehr aufzuhalten. Zwei Menschen mit Megafonen gaben Kampfparolen vor, die brav wiederholt wurden. Deren Texte reichten von harmlos (_Keine Rassisten auf unseren Straßen_) bis martialisch (_Der Kampf geht weiter – zermalmt den Rassismus_, oder so ähnlich).

Spruchbänder gab es weniger als zehn und die Aussagen darauf waren nicht sonderlich überraschend, bis auf Vernichtet den Staat – freie Einwanderung. Neben einer “Gegen Nazis”-Flagge (ja, auf Deutsch) wurden viele rot-schwarze Flaggen geschwenkt, die, wenn ich mich nicht irre, dem syndikalistischen Jugendverband (S) zuzuordnen sind, einer nach eigener Aussage “sozialistischen und freiheitlichen Vereinigung”.

Der Zug bestand zum Großteil aus Jugendlichen, Ältere und Kinderwägen waren jedoch keine Seltenheit. Man bewegte sich vom Schloßhügel in einer Schleife zum zentralen Marktplatz, dessen eine Ecke für die Abschlusskundgebung ausreichte. Ich war nicht sehr angetan von der ganzen Sache, wahrscheinlich am meisten wegen der geringen Anzahl Teilnehmer. Ich denke aber nicht, dass die Veranstalter unzufrieden waren. Schwedische Demos sind vielleicht einfach so.

Die restlichen Bilder gibt es hier.

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Handelsministerin tritt zurück

Eine gute Woche war sie im Amt, Handelministerin Maria Borelius. Jetzt tritt sie zurück (S). Ihren Anfang nahm die Affäre, die auch andere Minister betrifft, darin, dass Borelius ihre Haushaltshilfen schwarz bezahlt hat und trotz hoher Einkünfte behauptete, sich die Hilfe sonst nicht hätte leisten zu können.

Auch wenn sie für kürzere Zeit keine Fernsehgebühren zahlte als Kultur- und Sportministerin Cecilia Stegö Chilò, wurde sie zusammen mit dieser deswegen im Laufe der Woche angezeigt. Dazu kam noch, dass Borelius’ luxuriöses Sommerhaus einer Pleitefirma in einem Steuerparadies gehörte und Ministerpräsident Reinfeldt deswegen einen unabhängigen Gutachter beauftragte, ihre Finanzlage zu durchleuchten. Diese Prüfung ist mit dem heutigen freiwilligen Rücktritt, den Reinfeldt auch gleich annahm, hinfällig geworden.

Ein für die neue Regierung gefährlicher Eindruck ist in dieser Woche entstanden, nämlich, dass es für eine Oberschicht völlig in Ordnung zu sein scheint, sich die Regeln zurechtzubiegen. Das ist im egalitären Schweden ein Affront gegen die Durchschnittsbevölkerung und erregt viele Gemüter. Gefördert wurde das noch durch die Aussage Carl Bildts, dass man die Schwarzarbeit der Haushaltshilfen ja bei dem damaligen Steuersystem durchaus nachvollziehen könne. Das System als Ausrede vorzuschieben, passt aber leider überhaupt nicht zur Predigt für mehr Eigenverantwortung, für die die Moderaten stehen.

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Prästkragar

Margeriten im
Schärengarten

Dieses Bild ist eines der ganz wenigen aus meiner fotografischen Anfangszeit vor zwei Jahren, die ich immer noch mag. Es hängt im 80×60cm-Format in unserer Wohnung. Aufgenommen ist es im Schärengarten.

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